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  • Qiandaohu 千岛湖, beliebter Urlaubsort in Ostchina

    Ein schönes Wochenende in der Natur an einem traumhaften See, mit schönen Hotels, guten Fischrestaurants und Promenaden mit beeindruckenden Aussichten. So stellt man sich einen erholsamen Kurzurlaub vor. Auf ging's, ich setzte ich mich in den Zug von Schanghai über Hangzhou nach Qiandaohu. Die Ankunt war vielversprechend. Der Bahnhof von Qingdaohu ist klein, was man von den Megametropolen an der Ostküste nicht kennt, er liegt im Grünen, umgeben von Hügeln, in der Nähe ein kleines Dorf - eine Idylle, wie man sie in der unmittelbaren Umgebung von Schanghai suchen muss. Man atmet tief durch, erfreut sich am Anblick des Grüns, der kühlen und frischen Luft und spürt Ruhe, vor allem, wenn man aus der geschäftigen Multimillionen-Metropole kommt. Vom Bahnhof ging es mit dem Taxi in den Ort, die Fahrt führte am Seeufer entlang. Taxifahren ist in China billig, auch wenn die Fahrt eine halbe Stunde dauert. Qiandaohu liegt in der Provinz Zhejiang im Osten Chinas, etwa 150 km westlich von Hangzhou. Der Name bedeutet wörtlich „Tausend-Insel-See“ – und tatsächlich gibt es im See über 1 000 bewaldete Inseln verschiedener Größen. Qiandaohu ist ein Stausee von über 500 km² Fläche, der 1959 nach dem Bau des Xin’anjiang-Damms entstand. Er sollte saubere Wasserkraft für die wachsende Region liefern – und war eines der größten Ingenieurprojekte im China der damaligen Zeit. Die Anlage des Sees war umstritten, vor allem in den Anfangsjahren. Mehr als 290 000 Menschen mussten umgesiedelt werden – viele verloren ihre Häuser, ihr Land und ihre gewohnte Lebensweise. Bei seiner Stauung wurden über 1 300 Dörfer und zwei alte Städte überflutet, darunter die historische „Löwenstadt“ Shi Cheng, 狮城 aus der Zeit der Östlichen Han-Dynastie (ca. 200 n. Chr.). Sie blieb trotz der Flutung erstaunlich gut erhalten – weil das Wasser kalt und still ist – und wurde in den 2000er-Jahren von Tauchern wiederentdeckt. Heute gilt sie als „chinesisches Atlantis“ und zieht viele Forscher und Taucher an. Die Region versucht heute, diesen Konflikt durch nachhaltigen Tourismus auszugleichen – der See steht als Symbol für sauberes Wasser und Naturschutz, während gleichzeitig an die untergegangenen Dörfer und Städte erinnert wird. Außerdem liefert er Trinkwasser für Städte wie Hangzhou. Die Landschaft ist malerisch: grüne Inseln, dichte Wälder, Nebel über dem Wasser – fast wie in einem Gemälde. Auf vielen Inseln gibt es Themenparks, Wanderwege oder kleine Dörfer. Besonders bekannt sind z. B. die Longshan-Insel (Drachenberg-Insel) und die Lock-Insel. Qiandaohu ist heute einer der beliebtesten Urlaubsorte in Ostchina. Die Region rund um den See hat sich von einem Staudammgebiet zu einem Natur- und Erholungsparadies entwickelt. Qiandaohu-Stadt, 千岛湖镇 ist der Hauptort am See. Hier gibt es schöne Promenaden am Wasser, Restaurants mit frischem Fisch aus dem See, kleine Souvenirmärkte, und viele Hotels, von einfachen Gästehäusern bis zu Luxusresorts. Besonders abends ist es dort lebendig – mit bunten Lichtern und Musik am Seeufer. Am Qiandao-See ist die berühmteste Fischspezialität der Fischkopf-Eintopf auf Basis des heimischen „Chun“-Marken-Fischs 淳牌有机鱼头 – insbesondere des großen Fischkopfes (oft eines großen Silber-/Spiegelkarpfen oder Rotkopfkarpfen), der in einer milchig-weißen Brühe gegart wird. Von Qiandaohu-Stadt aus starten Bootsfahrten zu verschiedenen Inseln. Jede hat ein eigenes Thema: Lock Island (情人岛) – die „Insel der Liebenden“, beliebt bei Paaren. Longshan Island (龙山岛) – mit Tempel, Aussichtsturm und tollem Panoramablick. Bird Island (鸟岛) – ein Naturparadies mit exotischen Vögeln. Monkey Island (猴岛) – dort leben freilaufende Affen, die Besucher beobachten (und manchmal frech nach Snacks greifen). Einer der schönsten Momente ist der Abend am Ufer, wenn die Sonne hinter den Inseln verschwindet, spiegelt sich das goldene Licht auf dem Wasser – ein perfekter Abschluss für jeden Tag.

  • Xinjiang - der äußerste Westen Chinas

    Xinjiang – Chinas wildes Grenzland Die Provinz liegt tausende Kilometer von der geschäftigen Ostküste entfernt. Der Flug von Schanghai in die Hauptstadt Ürümqi (Wulumuqi) dauert etwa fünf bis sechs Stunden. Von dort sind es noch zwei weitere Flugstunden bis zur uralten Oasenstadt Kaschgar an der ehemaligen Seidenstraße, am westlichsten Rand Chinas, zwischen der Taklamakanwüste und dem Pamirgebirge. Interessant dabei: In Westchina ist man fast näher an Deutschland als an Schanghai. Xinjiang gilt als eines der faszinierendsten Reiseziele des Landes. Seit Jahrtausenden ein Knotenpunkt der alten Seidenstraße, hat sich die Region zu einem kulturellen und religiösen Schmelztiegel entwickelt, geprägt von Einflüssen aus Zentralasien, dem Nahen Osten und China. Das Land ist geprägt von einer Mischung aus ethnischen Minderheiten wie Uiguren, Mongolen, Kirgisen, Kasachen, Tadschiken und Tataren, deren Kulturen der Region ein facettenreiches, zentralasiatisches Flair  verleihe, das auf viele Han-Chinesen exotisch wirkt. Chinesisch ist zwar allgegenwärtig, alle Informationen werden auch in dieser Sprache angegeben, doch im Alltag stößt man oft auf völlig andere Sprachen oder stark dialektal gefärbtes Chinesisch. Ein persönliches Erlebnis zeigt die sprachlichen Unterschiede: Eine ältere Kasachin fragte uns neugierig nach unserer Herkunft. Meine Antwort „ 德国 “ (De Guo – Deutschland) war ihr fremd. Erst ihre Tochter konnte helfen, indem sie ins Kasachische übersetzte – „Германия“ (Germaniya), das aus dem Russischen übernommen wurde. Momente, die die Vielfalt dieser Region widerspiegeln. Wulumuqi - die Hauptstadt Xinjiangs Der zentrale Touristen-Punkt der Provinzhauptstadt Wulumuqi ist der Erdaoqiao-Platz, mit dem großen Basar, der Erdaoqiao-Moschee, unzähligen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. In den Straßen rund um den Platz begegnet Besuchern immer wieder die Figur Afanti – eine bekannte Puppenspiel-Ikone des chinesischen Kinderfernsehens, ähnlich unserem Sandmännchen. Afanti ist ein turkstämmiger Kaufmann, der auf seinem Esel durchs Land zieht und mit Witz und Scharfsinn gegen Ungerechtigkeit kämpft. Er steht den Mächtigen entgegen und setzt sich stets für die einfachen Leute ein. Seine Figur wurzelt in uigurischen Volkserzählungen, die weit über Xinjiang hinausgehen. In ganz Zentralasien finden sich Geschichten von Afanti auch in den Traditionen der Kasachen, Usbeken, Kirgisen und Tadschiken. Aber auch darüber hinaus ist er bekannt und hat vielfältige Namen wegen der Sprachvielfalt der Regionen. Sein Bekanntheitsgrad reicht bis in den Balkan und dank chinesischer Kindersendungen selbst bis an die Ostküste Chinas. Sein historisches Vorbild, der legendäre Hodscha Nasreddin, soll im 13. oder 14. Jahrhundert gelebt haben; ein Mausoleum im türkischen Akşehir erinnert an ihn. Die Erdaoqiao-Moschee, die ebenfalls an diesem Platz steht, wird derzeit nicht als Gebetsraum genutzt. Religiöse Institutionen und Aktivitäten werden in Xinjaing als Folge von uigurischen Unruhen und Terroranschlägen stark überwacht. Besonders schwerwiegend waren die Ereignisse in Wulumuqi an genau diesem Platz im Jahr 2009, bei denen es zu massiven Ausschreitungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen kam. 184 Tote und zahlreiche Verletzte waren die Folge. Im Mai 2014 ereignete sich wieder ein Anschlag. Diesmal forderte ein schwerer Bombenanschlag 36 Todesopfer und wieder viele Verletzte. Im Kampf gegen Terrorismus und Separatismus wurden über Xinjiang seitdem verstärkte Sicherheitsmaßnahmen verhängt. Die Liste der Anschläge ist lang, die Anzahl der Todesopfer hoch. In Deutschland sind die Häufigkeit und Ausmaße dieser Ereignisse nahezu unbekannt. Besonders erschreckend war das Massaker am Bahnhof von Kunming im Jahr 2014 mit 33 Toten, bei dem vollständig schwarz vermummte Terroristen mit langen Krummsäbeln in die Massen schlugen, die wegen der Absperrungen nicht entkommen konnten. Seit ca. 10 Jahren ist durch drastische Maßnahmen Ruhe in die Terrorismus-Region eingekehrt . Während unserer Fahrt fühlten wir uns angstfrei, aber im Laufe unserer Reise wurden wir verschiedene Male daran erinnert, wie stark diese Provinz erschüttert wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen sind spürbar, etwa bei Kontrollen an Tankstellen: Einfahrende Fahrzeuge müssen erst die Papiere zeigen und den Kofferraum öffnen, bevor sich die Schranke hebt – eine Erinnerung daran, dass es einst üblich war, Tankstellen als Anschlagsziele zu wählen. Selbst das Tanken wird über die Ausweisnummer registriert; wer große Mengen Kraftstoff tankt, gerät unter Verdacht. Auch Menschen, denen wir bei der Reise begegneten, erzählten viel über diese Zeit. Die Erinnerungen sind lebendig und klingen, als wäre all dies erst zwei Jahre vergangen. In anderen Teilen Chinas ist der Umgang mit dem Islam entspannter. In Dunhuang, einer Stadt in der Provinz Gansu, ruft der Muezzin zum Gebet und in Städten wie Quanzhou oder Xi’an, dem früheren Kaisersitz, können Muslime ihren Glauben weitgehend frei ausüben. Die muslimischen Minderheiten Chinas – darunter die Hui, Kasachen, Kirgisen und Tadschiken – erleben unterschiedliche Freiheiten. Während die Hui-Muslime, die noch nie in Terror verwickelt waren, kaum Einschränkungen erfahren, stehen die Uiguren stark unter Druck. China hat übrigens insgesamt neun muslimische Minderheiten: Hui, Uiguren, Kasachen, Tadschiken, Kirgisen, Dongxiang, Salar, Bonan, Bao'an. China gewährt Glaubensfreiheit, was man sich in Deutschland kaum vorstellen kann. Dennoch gibt es nicht viele Kirchen, Moscheen oder Tempel. Aber in den vorhandenen Stätten wird Religion sichtbar praktiziert. Buddhistische Tempel sind brechend voll, vor allem mit jungen Menschen, die zum Beten kommen. Das Christentum hat in China viele Anhänger. Die Gemeinde der evangelischen Gläubigen ist die größte der Welt, was aber der Bevölkerungsmenge Chinas geschuldet ist. Arabische Schrift ist in Xinjiang allgegenwärtig. Uigurisch wird in China mit dem arabischen Alphabet verschriftet. Die Region ist zweisprachig, entsprechend sind alle Beschilderungen in Chinesisch und Uigurisch. Uiguren leben auch außerhalb Chinas in den ehemaligen sowjetischen Republiken. Dort wird Uigurisch mit kyrillischem Alphabet verschriftet. Die ursprünglich eigene uigurische Schrift wurde von der arabischen und der kyrillischen Schrift verdrängt. Die arabische Schrift und der Islam breiteten sich im zentralasiatischen Raum durch kriegerische und kulturelle Einflüsse aus, unter anderem durch die Schlacht am Talas im heutigen Kirgisistan, bei der 751 n.Chr. chinesische Truppen der Tang-Dynastie den arabischen Truppen des Abbasiden - Kalifat s unterlagen. Diese Schlacht war eine der Entscheidungsschlachten der Weltgeschichte. Sie markierte den Beginn der stetig fortschreitenden Islamisierung Zentralasiens. Später festigte sich die Verbreitung des Islam durch den Handel. Städte wie Samarkand, Buchara und Merv an der Seidenstraße wurden zu Zentren islamischen Handels und Wissenschaft. Um die Jahrtausendwende nahmen die Herrscher von Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan den Islam als Staatsreligion an. Später kamen die Seldschuken, die die Islamisierung förderten. Ihr Einflussbereich reichte bis nach Xinjiang hinein. Will man mehr über die Kultur der Region erfahren, ist auf jeden Fall das Xinjiang Uyghur Autonomous Region Museum in Wulumuqi zu empfehlen. Es zeigt 28.000 Artefakte auf 17.000 qm Fläche und zählt zu den bedeutenden Museen Chinas mit jährlich einer Million Besucher. In vier Dauerausstellungen werden Objekte aus Xinjiang gezeigt, alte ethnische Bräuche, Mumien, Kleidungen etc. Ein rein uigurisches Museum ist es nicht, das würde der multiethnischen Kultur der Region nicht gerecht werden. Von Wulumuqi nach Kaschgar Zwei weitere Flugstunden von Wulumuqi entfernt, liegt Kaschgar, die westlichste Stadt Chinas, am Rande des Tarim-Beckens zwischen Pamir-Gebirge und der Taklamakan-Wüste. Wegen ihrer Lage war Kaschgar eine wichtige Stadt an der Seidenstraße. In westlicher Richtung ging es in die Berge Richtung Afghanistan, Pakistan und Tadschikistan, in östlicher Richtung lag vor den Karawanen die berüchtigte Taklamakan. Dahinter begann das alte China. Viele historische Berichte und Legenden erzählen von Karawanen und Reisenden, die durch die Wüste wollten und nie wieder zurückkehrten. Um die Durchquerung der Taklamakan zu vermeiden, führen von Kaschgar zwei Wege, einer nördlich und einer südlich, an ihr entlang. Am östlichen Ende der Wüste kommen beide Wege in der Oasenstadt Dunhuang wieder zusammen. Unser Flug nach Kaschgar führte am Nordrand der Taklamakan entlang. Unter uns die tödlichste aller Wüsten, ... ... nördlich von uns erstreckte sich das Gebirge Tian Shan, die Himmelsberge, die das Tarimbecken nach Norden abgrenzen, eine Bergkette mit Siebentausendern. Links auf dem Foto ist eine Bergspitze erkennbar, die in etwa dem Matterhorn ähnelt. Es ist der Berg Khan Tengri, auf deutsch: Khan des Himmels oder auch Himmelsherrscher, mit 7010 Metern Höhe. Der blaue Punkt auf der Karte ist Kaschgar. Deutlich erkennbar ist die Nähe der ehemaligen Sowjetrepubliken, die heute selbständige Nationen sind: Kirgisistan und Tadschikistan. Auch Afghanistan und Pakistan grenzen an China. Von Kaschgar mit dem Auto ins Pamir-Gebirge auf einer der höchsten Straßen der Welt Die Fahrt von Kaschgar ins Pamir-Gebirge verläuft über die nationale Fernstraße G314, eine bedeutende Straße des chinesischen Nationalstraßennetzes, die sich über mehr als 1.700 Kilometer durch einige der entlegensten und kulturell vielfältigsten Regionen des Landes erstreckt. Für Abenteuerliebhaber ist die G314 eine spannende Route, da sie oft durch abgelegene und schwer zugängliche Regionen führt und die Möglichkeit bietet, das weniger bekannte und wildere China zu entdecken. Als Teil der historischen Seidenstraße ist die G314 tief in der Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen Ost und West verwurzelt. Besonders der Abschnitt über den Khunjerab-Pass (4.693 Meter ü. d. M.) bietet atemberaubende Ausblicke auf schneebedeckte Gipfel und tiefe Täler. Es ist eine der höchsten Straßen der Welt. Passkontrolle - es geht in Grenzregionen. Die Nationalstraße G314 , bekannt als Karakoram Highway bietet eine Verbindung nach Afghanistan, Tadschikistan und Pakistan – Länder, deren Grenzen an China stoßen. Die Passkontrollen beginnen jedoch schon tief in der Region, viele hundert Kilometer vor den eigentlichen Grenzübergängen. Selbst nach der Kontrolle ist die Einreise in diese Länder nicht einfach, da es weitere Landesgrenzen und Sperrungen gibt. Zum Beispiel Afghanistan: Der Weg dorthin führt über den extremen Wakhjir-Pass, dem mit 4.923 Metern höchsten Grenzübergang der Welt. Diese Überquerung ist jedoch nichts für Fahrzeuge; die afghanische Seite bietet nur einen unbefestigten Pfad und auch die chinesische Seite ist nur mit Allradantrieb befahrbar - Alte-Seidenstraßen-Feeling pur. Für Ausländer ist dieser Pass ohnehin gesperrt (Stand 2024). Wer ihn erreicht, befindet sich an den Ausläufern des Hindukush – einer imposanten Gebirgskette, die Afghanistan und Pakistan trennt und sich bis zur chinesischen Grenze erstreckt. In Deutschland ist der Hindukush spätestens seit den Militär-Einsätzen in Afghanistan ein Begriff. Richtung Pakistan gibt es den Kunjirap-Pass, einen befestigten und beeindruckend hohen Grenzübergang auf 4.693 Metern. Als einer der höchsten asphaltierten Pässe der Welt bietet er eine spektakuläre Verbindung zwischen China und Pakistan und ist der einzige offizielle Grenzübergang zwischen beiden Ländern. Tor zwischen China und Pakistan auf dem Kunjirap-Pass. Von Martin Jung - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28372711 Sauerstoffflaschen? Das geht in Chinas Gebirgen oft nicht ohne. Oft bringen einen die Straßen auf Höhen, die in Europa nur wenige Gipfel erreichen. Plötzlich findet man sich auf über 3.000 Metern wieder, umgeben von schneebedeckten 7.000ern und mächtigen Gletschern. Man spürt bei der Fahrt kaum, dass es immer höher geht. Erst ein Hinweisschild erinnert daran, dass man mittlerweile auf 4.000 Metern ist – ein unerwarteter Aha-Moment, der die Höhe und Erhabenheit dieser Region unterstreicht. Am Ufer des beeindruckenden Baisha-Sees auf 3.315 Metern Höhe zeigt sich die Landschaft in einem einzigartigen Farbenspiel: „Baisha“ , was „weißer Sand“ bedeutet, verweist auf die hellen, fast leuchtenden Dünen, die wie sanfte Wellen an das glitzernde Wasser stoßen. Die G314 führt direkt am Ufer entlang und an bestimmten Haltepunkten kann man bequem zum Wasser hinuntergehen. Händler verkaufen Snacks, kleine Restaurants laden zur Rast ein, und das Ufer bietet spannende Fotomöglichkeiten mit Yaks oder Pferden. Hier sieht es fast so aus, als ob die weißen Sanddünen direkt in den See rutschen. Weiter geht die Fahrt, wir bleiben auf ungefähr 4000 Metern Höhe . Die Landsch aft beeindruckt., die Berge sind spektakuär. Einer davon begleitet uns eine ganze Zeit. Es ist der Muztagata, der mit 7509 Metern dritthöchste Berg des Pamir-Gebirges. Sein Name ist uigurisch und bedeutet "Vater der Eisberge". Bald wird die G314 wegen ihrer landschaftlichen Schönheit zu einer Hauptsehenswürdigkeiten Chinas mit AAAAA, der höchsten Kategorie für chinesische Touristenziele. Damit befindet sich diese Straße mit ihrer Umgebung in derselben touristischen Liga wie die Verbotene Stadt und die Chinesische Mauer. Bis zur pakistanischen Grenze haben wir es nicht geschafft. Das wäre zu weit geworden. Man hätte dafür eine weitere Übernachtung einbauen müssen. Wir hatten noch den weiten Rückweg nach Kaschgar vor uns. Von Kaschgar nach Kuqa Am nächsten Tag ging es von Kashgar nach Kuqa mit einem kleinen Flugzeug . Links von uns die Gebirgskette Tian Shan, die Himmelsberge, deren Schnee die Ebene zwischen den Bergen und der Taklamakan bewohnbar macht. Nachdem wi r gelandet waren, wunderten wir uns, dass nur eine Handvoll von Leuten Anstalten machte, auszusteigen, bis uns klar wurde, dass dieser kleine Flughafen nur eine Art Haltestelle ist und alle andern weiter fliegen. Der Flughafen in Kuqa hat nur einen Raum mit diesem kleinen Gepäckband. Insgesamt kamen 6-8 Taschen heraus. Es gibt keinen Schalter, kein Personal, nichts. Es wirkte wie ein kleiner Bahnhof in Deutschland. Draußen vor dem Flughafen standen ein paar Taxis unter blühenden Bäumen. Die Fahrer rauchten und plauderten. Dörfliche Atmosphäre. Ich als Europäer war so etwas wie ein Aufmerksamkeitsmagnet. Kuqa war eines der wichtigsten buddhistischen Zentren auf der Seidenstraße. Vor allem in den ersten Jahrhunderten nach Christus, als der Buddhismus über die Seidenstraße nach China gelangte, entwickelte sich Kuqa zu einem religiösen und kulturellen Knotenpunkt. Die Stadt ist berühmt für ihre buddhistischen Höhlen von Kizil, die einen der ältesten erhaltenen buddhistischen Höhlenkomplexe in China darstellen. Diese Höhlen enthalten Wandmalereien, die Einflüsse aus Indien, Persien und Zentralasien widerspiegeln. In der kleinen Stadt fanden wir ein Café, das eine Gruppe junger Leute aus verschiedenen chinesichen Provinzen eingerichtet hatte. Man könnte sie als Aussteiger bezeichnen und das Café als Kollektiv-Projekt. Die bunt zusammengewürfelte Truppe, die sich dort eingefunden hatte, bestand aus jungen Menschen unterschiedlichster Herkunft und Biografie: Ein Pärchen war dort nach einer monatelangen Reise mit dem Wohnmobil durch China hängen geblieben. Die beiden hatten während ihres Roadtrips Dinge gesehen, die die meisten Chinesen zwar kennen, aber doch nie zu Gesicht bekommen. Eine andere junge Frau hatte ihren Job als IT-Ingenieurin in Peking an den Nagel gehängt, weil ihr dieses Leben zu stressig war. Jetzt lebt sie hier mit ihrem Mann und ihrem Baby. Wieder ein anderer kam mit dem Motorrad aus der südlichen Provinz Guangdong und war bereits 4000 Kilometer gefahren, ein anderer kam mit dem Fahrrad aus der Provinz Shaanxi und eine junge Frau aus Hong Kong hatte nach ihrem Studium ein Gap-Jahr eingelegt und plante, hier für drei Monate zu bleiben. Junge Künstler verbringen ihre Zeit hier im Café, in dem sie ihre Bilder ausstellen und verkaufen. "Abends", so erzählten sie uns, "kochen wir alle gemeinsam und viele Feunde kommen dazu. Jeder bringt etwas zu essen oder zu trinken mit." Aussteigertum in der Volksrepublik. Jung, kreativ und unkonventionell. Angetrieben von einem Traum von Freiheit, einem Ausbrechen aus gesellschaftlichen Normen, die so viele junge Chinesen nicht mehr akzeptieren wollen: Heiraten, Kinder kriegen, den Vorstellungen der Eltern gerecht werden, welche immer noch den Sinn des Lebens in der Fortpflanzung der Familie sehen, konfuzianischen Regeln folgen, die Respekt gegenüber den Alten fordern, denen man alles zu verdanken hat. Hier in dem Café macht sich wie überall im Lande ein völlig neues Lebensgefühl breit, das es vor 20 Jahren definitiv nirgends in China so gegeben hätte. Der Vorteil dieser kleinen Provinzstadt am Ende Chinas ist, dass hier die jungen Menschen freier sind, weil sie viele Flugstunden von ihren ursprünglichen Orten entfernt sind. Hier spürte ich im Kleinen ein Lebensgefühl wie in Berlin, wohin auch Leute gehen, die Konventionen entkommen wollen. Es gibt in China auch andere Orte, in die es junge, freiheitssuchende Menschen zieht. Chengdu und Chongqing sind Städte mit Kunst- , Streetart- , Homosexuellen- und Clubszene. Wenn das eigene Kind aus der Provinz in eine dieser Städte, z.B. nach Schanghai geht, hat das fast schon Bekenntnischarakter. Irgendetwas sucht der junge Mensch dort, was er im Heimatort nicht findet. Ich habe in China viele Jugendliche getroffen, die anders leben wollen als ihre Eltern und Großeltern. Für die Alten ist der Prozess schmerzhaft, weil ihre Vorstellungen und Werte verschwinden. Für die Jungen ist es Befreiung, aber auch schlechtes Gewissen, denn der konfuzianische Gedanke sitzt auch bei dieser Generation immer noch ganz tief. Sicher ist jedenfalls, dass sich die chinesische Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten deutlich verändern wird. In diesem Café in Kuqa trafen wir auch einen jungen Mann, der in der Volksbefreiungsarmee diente und damals als Soldat erlebte, wie Terroranschläge auch diesen kleinen Ort erschütterten und er bei den Rettungsaktionen eingesetzt wurde. Jetzt arbeitet auch er in diesem Café. Foto und Malerei von dem Wohnmobil, mit dem zwei der Café-Betreiber durch das ganze riesige Land gefahren sind - ein Stillleben von Freiheit Ihre Reise brachte sie auch nach Tibet. Während wir im Café saßen und plauderten, ging über der Stadt ein heftiger Wolkenbruch nieder. Am Rande der Wüste regnet es fast nie und es gibt keine Kanalisation. Binnen kürzester Zeit wurden die Straßen zu Flüssen. Die Große Kuqa-Moschee wurde 1559 erbaut und ist heute die zweitgrößte Moschee nach der Id Kah Moschee in Kaschgar. Wie überall in Xinjiang wird auch diese Moschee bis auf weiteres nicht genutzt. In der Nähe von Kuqa gibt es eine Schlucht, den Xinjiang Kuqa Grand Canyon National Geopark. Der Kuqa Grand Canyon befindet sich in den Ausläufern des Tian Shan-Gebirges und erstreckt sich über etwa 5,5 Kilometer. Die roten Sandsteinfelsen der Schlucht haben durch Erosion über Jahrmillionen beeindruckende Formen angenommen. Die Klippen und Schluchten in diesem Canyon sind bis zu 200 Meter tief, und die schmalen Wege bieten atemberaubende Anblicke. Der Canyon ist bekannt für seine rot gefärbten Gesteinsformationen, die durch die Einwirkung von Wind und Wasser kunstvolle Formen angenommen haben. Die Petra-Schlucht (Siq) in Jordanien hat ähnliche, durch Erosion geformte Sandsteinwände und enge Pfade, die ein malerisches und mystisches Erscheinungsbild vermitteln. G217 - die legendäre Duku-Road begegnet uns schon hier am Kuqa Grand Canynon. Hier beginnt das Tian Shan-Gebirge, durch das diese Straße führt. Eigentlich wollten wir schon hier auf diese chinesische Traumstraße, aber starke Regenfälle in den Bergen und damit verbundene mögliche Erdrutsche haben uns davon abgehalten. Statt dessen fliegen wir später einen Teil der Reise und werden erst ab dem Nalati-Grassland auf diese legendäre Straße stoßen. Wenn man schon auf Kamelen durch die Schlucht reiten kann, sollte man es tun. Allerdings ein ziemlich kostspieliges Vergnügen. 40 Euro pro Person. Mich erinnerte dieses Erlebnis stark an Erzählungen aus 1001 Nacht, Ali Baba und die 40 Räuber oder an das Tal der Diamanten mit dem gigantischen Vogel Roc aus Sindbads zweiter Reise. Von Kuqa mit dem Flieger über die Himmelsberge in die kasachische Stadt Yining Yining ist die Hauptstadt des Ili Kasachischen Autonomen Bezirks und beherbergt eine vielfältige Bevölkerung, darunter Uiguren, Kasachen, Mongolen, Han-Chinesen und Russen. Diese ethnische Vielfalt spiegelt sich in der Kultur und dem Lebensstil der Stadt wider. Yining hat eine günstige geografische Lage am Fluss Ili, was sie historisch zu einem wichtigen Handelszentrum entlang der alten Seidenstraße machte. Zunächst wirkte sie auf uns ärmlich. Wir begannen unseren Rundgang auf einem Markt, der irgendwie billig aussah. Am Ende des Marktes ging es über in die große Altstadt, die komplett blau gestaltet ist. Eine lebendige Atmosphäre umfing uns. Das Leben spielt sich hier noch mehr auf der Straße ab als in anderen Regionen. Usbekisches Eis, Karamelleis mit Karamellsoße, die wie eingekochte, gesüßte Kondensmilch schmeckte. Als Toppings gibt es nach Geschmack Walnüsse, Rosinen, Pistazien und andere Köstlichkeiten. Als Europäer ist man die Sensation der Straße. Unentwegt folgen einem kleine Kindertrupps und wollen Kontakt aufnehmen. Ihr Hauptinteresse ist, ob man in Deutschland wirklich so schnell Auto fahren darf, wie man will ... ob man sogar 300 km/h fahren darf. Außerdem wollen sie wissen, ob man Fußball liebt. Die Gesichter der Kinder sind nicht han-chinesisch. In Kasachstan leben viele Russen und nicht selten auch Russlanddeutsche, ehemalige Wolgadeutsche, die unter Katharina der Großen mit Erteilung großzügiger Privilegien nach Russland gelockt wurden, um das Land dort zu erschließen. Im 20. Jahrhundert als die Deutsche Wehrmacht bis an die Wolga vorgedrungen waren, verschleppte man die Wolgadeutschen nach Kasachstan, weil Stalin befürchtete, dass sie sich mit der Wehrmacht verbünden könnten. Erstaunlich, wie nah plötzlich Europa durch das ehemalige Sowjetreich wieder ist. Die Kultur ist komplett zentralasiatisch, muslimisch und turkvölkisch, aber das Russische und die kyrillische Schrift sind das administrative Gerüst. Auf der chinesischen Seite Kasachstans dominiert natürlich die chinesische Sprache, aber Russland und damit Europa sind ganz stark spürbar. Kasachisches Dessert: fester Joghurt mit Honig und Marmelade. Köstlich. Milch von Kamelen und Kühen Und wieder eine Gruppe Kinder, die uns folgte, diesmal uigurische Kinder. Von Yining nach Nalati Von Nalati über die Kult-Straße Duku nach   Dushanzi Die Duku-Straße (auch als Dushanzi-Kuqa-Straße bekannt) ist eine der spektakulärsten Straßen in der Region Xinjiang im Westen Chinas. Sie erstreckt sich über etwa 560 Kilometer und verbindet die Stadt Dushanzi im Norden mit Kuqa im Süden, indem sie die massive Tian Shan-Gebirgskette durchquert. Wir waren dieser Straße schon am Kuqa Grand Canyon begenet, aber den südlichen Teil der Straße hatten wir wegen der Witterung nicht befahren. In den Bergen hatte es starke Niederschläge gegeben. Von Erdrutsch bis Schneefall wäre alles möglich gewesen. Deshalb sind wir erst hier ab dem Nalati Grassland auf die Straße gestoßen. Hier geht es links ab, auf die Traumstraße Wegen ihrer extremen Lage und den spektakulären Aussichten gilt die Duku-Straße als eine der schönsten Panoramastraßen Chinas. Sie ist besonders beliebt bei Abenteurern, Motorradfahrern und Radfahrern. Die Strecke verläuft durch einige der schönsten und abgelegensten Gebiete in Xinjiang, einschließlich hoch aufragender Berge, tiefer Schluchten, Flüssen und Weiden. Entlang der Strecke finden sich verschiedenste Landschaften, von alpinen Wäldern bis hin zu kargen Wüsten. Die Duku-Straße erreicht in ihrem höchsten Abschnitt eine Höhe von 3.400 Metern ü.M. Sie ist nur in den Sommermonaten (in der Regel von Juni bis Oktober) geöffnet, da sie im Winter durch Schnee und Eis unpassierbar ist. Der Bau der Straße begann in den 1970er Jahren und dauerte etwa 10 Jahre. Die Duku-Straße war ursprünglich für militärische Zwecke angelegt worden, ist heute jedoch eine beliebte Route für Touristen, die die abgelegenen Gebiete von Xinjiang erkunden möchten. An der Duku-Straße leben viel Mongolen in ihren Yurten. Man könnte glauben, dass Kinder der Mongolen früher reiten als laufen lernen. Es gibt wahrscheinlich keinen Mongolen, der sich auf einem Pferderücken nicht vollkommen sicher fühlt. Die Landschaft ist idyllisch, wirkt absolut intakt und man hat den Eindruck, dass Mensch und Natur im Einklang leben. Dieses junge Ehepaar lebt mit seiner Familie im Tal am Fluss. Gerade hatten sie einen Hammel geschlachtet. Was auf uns befremdlich wirkt, ist hier Normalität. Für die Menschen ist das Schlachten eher ein Festtag. Was immer wieder auffällt: Die Menschen sind offen, freundlich und interessiert. Bienen, so dicht wie ich es noch nie gesehen habe. Auf geht's in die Berge. Die Duku-Straße überquert mehrere hohe Gebirgspässe, während sie die Tianshan-Berge durchquert. Insgesamt gibt es mehrere bedeutende Pässe entlang der Route: Hailuotuo-Pass: Einer der höchsten Punkte der Straße mit einer Höhe von etwa 3.400 Metern. Dieser Pass bietet spektakuläre Aussichten und markiert eine der schwierigsten Stellen der Strecke. Laerdun-Pass: Ein weiterer wichtiger Pass entlang der Route, der durch alpine Landschaften führt. Aydingkol-Pass: Auch dieser Pass befindet sich auf der Route und ermöglicht Übergänge durch die zerklüfteten Berge des Tianshan-Gebirges. Jeder Pass entlang der Duku-Straße bietet atemberaubende Landschaften und Panoramablicke auf die wilde Natur Xinjiangs. Die chinesische Nationalstraße 217, zu der der Abschnitt Duku Road gehört. Die Duku Road ist 561 Kilometer lang. Die gesamte G217 ist 1753 Kilometer lang und führt von Altay über Burqin, Orku, Baijiantan, Karamay, Kuytun und Dushanzi nach Kuqa. Kaffeepause an einem der Parkplätze an dieser beeindruckenden Straße. Es gibt immer Stände, an denen man Obst und andere Leckereien bekommt. Kaffee ist das  Kultgetränk der jüngeren Generation in China. Es ist unglaublich, welchen Siegeszug der Kaffee angetreten hat, zumal China das Mutterland des Tees ist mit enormer Tradition und Wertschätzung. Dass Schanghai die Welthauptstadt des Kaffeegenusses ist mit allein über 1000 Starbucksfilialen und schier unzähligen Barista-Cafés, konnte mir nicht entgehen (Willst du mehr über Kaffeekultur in Schanghai wissen? Klick hier .). Dass aber hier im Tian Shan-Gebirge viele junge Leute ihre Barista-Stände aufbauen oder gleich eine Siebträgermaschine im Auto haben, hätte ich nicht gedacht. Aber nicht nur moderne, junge Leute verkaufen Kaffee, auch Traditionelles wird angeboten. Überall gibt es Grillspieße mit den üblichen Gewürzen aus den Turkregionen Zentralasiens, regionale Produkte wie z. B. ganz frisch gepresster Sanddornsaft, den ich bisher ausschließlich mit der norddeutschen Küste in Verbindung gebracht hatte. Wieder ein Halt, an einem Aussichtspunkt. Ein anderer Tourist hatte eine Melone gekauft und verteilte sie - unter anderem an uns - weil sie für ihn und seine Familie zu viel war. Die Kontakte zu den Menschen bei dieser Reise, der Austausch, die Sichtweisen sind das Beeindruckendste. Immer wieder berührt mich die Offenheit. Erfahrungen, die mir China ans Herz wachsen lassen. Kaffeepause bei der sympathischen Barista-Frau, die diesen kleinen gemütlichen Sitzplatz gleich neben dem Parkplatz eingerichtet hat. Die Fotos hat sie dann auch für uns gemacht. Da zufälligerweise unser Handy hier keinen Empfang hatte, konnten wir den Kaffee nicht bezahlen (in China hat man kein Bargeld mehr bei sich). Sie war relaxt und sagte, dass wir zahlen können, sobald wir wieder Empfang haben. Das haben wir gemacht und die Fotos von uns gleich mitgeschickt, damit sie sie auf ihrem Profil als Werbung von zufriedenen Gästen veröffentlichen kann, zumal ich als Europäer noch einen Exotenbonus bringe. Welcher westliche Tourist verläuft sich schon in diese Gegend? Der Aufkleber auf dem Kaffebecher zeigt den Verlauf der Duku-Road. Der Kleine gehörte auch zu diesem Parkplatz. Irgendeinem der Händler wird er schon gehören. Und noch ein Barista. Dieser sympathische junge Mann chillt auf dem Dach seines Transporters und wartet auf Gäste. Nebenan lebte eine mongolische Familie in ihren Yurten. Leider habe ich versäumt, den Jungen der Familie zu fotografieren, der neugierig zu uns kam, in ziemlich guten Englisch munter Kontakt zu uns aufnahm und ziemlich redselig war. Weiter geht's in den ewigen Schnee. Kalt war es mitnichten, eher sommerlich warm. Die Chinesen bauen bei Schnee neben dem Parkplatz gleich eine Rodelbahn, wo man auf aufgeblasenen Ringen runterrutschen kann. Hier ist Partystimmung angesagt. Laute Musik, Restaurants, Essen und Verkaufsstände ohne Ende. Für uns kaum zu unterscheiden, ob jemand Han oder Mongole oder Kasache oder Tadschike ist. Dieser junge Mann ist ein Kirgise. Es war ein Traumurlaub mit atemberaubenden Landschaften, die es locker mit den Anden im äußersten Süden Lateinamerikas oder den großen Nationalparks in den USA aufnehmen können, und es war ein Eintauchen in eine grandiose Kulturvielfalt. Xinjiang habe ich sicherlich nicht zum letzten Mal besucht. Aber China bietet viele großartige Orte - und einige davon habe ich noch nicht gesehen. Aber sicher ist, dass ich immer wieder nach China zurückkehren werde. Es werden im Laufe der Zeit noch einige Berichte folgen, auch wenn ich schon wieder nach Deutschland zurückgekehrt bin.

  • Am Li-Fluss

    Der Li-Fluss verkörpert wie kaum eine andere Region unsere europäische Vorstellung von China. Zuckerhutähnliche Berge ragen aus einer Ebene, durch die der Fluss mäandert. Dazu kommt noch die Witterung, bei der die Berge oft in Nebelschwaden oder Wolken versinken und mit etwas Glück verzaubern Sonnenuntergänge die Landschaft, wenn Kormoranfischer auf ihren Bambusflößen in der Dämmerung ausfahren, um bei Laternenschein zu fischen. Ein Kormoranfischer auf dem Li-FLuss, nicht im Sonnenuntergang, sondern am Morgen Geschickt und behände bewegen sich die alten Männer auf dem schmalen Floß. Der Fluss hat teilweise starke Strömung. Um diese einzigartige Landschaft zu erfassen, bietet sich eine etwa vierstündige Schifffahrt von Guilin nach Yangshuo an. Bei der Flussfahrt gibt es nicht nur einen kurzen Abschnitt mit landschaftlicher Schönheit, sondern einen stundenlangen Rausch, 80 km von einem atemberaubenden Höhepunkt zum nächsten. Abends in Guilin am Shanhu Lake im Riyue Shuangta Cultural Park, Frauen in traditioneller Tracht der Miao, einer der Minderheiten der Provinz Gunagxi, in der der Li Jiang fließt. Ich flog nach Guilin, verbrachte dort einen Abend und eine Nacht, um am nächsten Morgen zur Ablegestelle "Zhujiang Passenger Transport Gangqu" zu fahren. Vom Zentrum Guilins mit dem Taxi dauert die Fahrt dorthin circa eine Stunde. Taxifahren ist in China nicht teuer, Kosten ca. 10 Euro. Als ich ankam, wartete schon eine ganze Armada von Booten. In der Nacht hatte es geregnet, alles war nass und tiefe Wolken hingen in den Bergen. Eine gemütliche Geschäftgkeit herrschte am Pier, Schiffe wurden mit Proviant beladen, es wurde geputzt und alles durchgecheckt für die Ankunft der Gäste. Großzügig und gemütlich wie eine Lounge. Eine Reisebegleiterin bereitet den Begrüßungstee für die Gäste vor. Die Panoramafenster bieten einen guten Blick auf den Fluss, aber irgendwann geht man sowieso an Deck, weil man dort den 360 Grad-Rundumblick hat. Und dann ging es los. Drei bis vier Stunden hatten wir ununterbrochen Ansichten, wie ich sie mir erträumt hatte und ich wollte gar nicht mehr unter Deck gehen. Nach dem absoluten Höhepunkt der Fahrt, den alle Chinesen sehnsüchtig erwarten - die Flusswindung bei Xing Ping Town mit der berühmten Ansicht auf dem 20 Yuan-Geldschein - gab es ein Büffet und alle verkrümelten sich nach unten, so dass ich das ganze Deck für mich allein hatte. Die 20-Yuan-Note mit der Ansicht des Li-Flusses bei Xing Ping Town Selbst bei schlechtem Wetter sehen die Berge gut aus. Es regnet häufig am Li-Fluss, das Klima ist subtropisch und die Provinz Guangxi liegt neben Vietnam, das schon zu Südostasien zählt. Chinesen sind relativ unempfindlich, was schlechtes Wetter betrifft. Man fährt im strömenden Regen auf Flößen, Motorrollern oder im Gespann, macht den Schirm auf und trotzdem fließt überall das Wasser hinein, aber da man barfuß Badelatschen trägt, ist es sowieso egal, ob man im Wasser steht. Übers Wetter wird nie genörgelt. Liegt es am Daoismus? Liegt es daran, dass sich Regen und Sonne, zwei dualistische Kräfte, ganz yin-yang-mäßig gegenseitig ergänzen? Dass es das eine nicht ohne das andere geben kann und daher beides gleichwertig ist? Beim Anblick chinesischer Landschaftsmalereien mit Bergen im Nebel bekommt man den Eindruck, dass Chinesen trübes Wetter, Wolken und Nebel mögen. Nicht umsonst sind wolkige Landschaften am Li-Fluss oder in den Gelben Bergen oder im Nationalpark Zhangjiajie Lieblingsmotive der chinesischen Landschaftsmalerei. Mai und Juni sind in Guilin die regenreichsten Monate. Weniger Niederschlag gibt es in den Wintermonaten, die aber kalt sind. Der September ist gut geeignet, weniger Regen, warme Temperaturen und vielleicht besseres Licht für stimmungsvolle Fotos durch die tiefer stehende Sonne. Obwohl morgens die vielen Boote auf einmal losfahren, entzerrt sich die Flotte, so dass man während der Fahrt teilweise kaum ein Schiff vor oder hinter sich sieht. Die Armada erreicht Yangshuo zwischen 13 und 14 Uhr. Dort ergießt sich dann die Touristenflut in den beliebten Ort, wo der Rummel bald auf Hochtouren läuft. Die Boote fahren ohne Gäste zurück. Yangshuo bietet das übliche chinesische Touristenprogramm. In der West-Street reiht sich ein Restaurant und Geschäft ans andere. Musik, Menschen, Lärm, Essen ohne Ende. Und immer wieder das Street-Food, das es überall in China gibt: Zongzi, in Bambusblätter eingewickelter Klebereis, gebratener Tofu in würziger Soße, Yang Rou Chuan, Lammfleischspieße mit scharfen Gewürzen aus der westchinesischen Küche usw. Dazu jede Menge frisch gepresste Obstsäfte aus Orangen, Passionsfrüchten oder Zuckerrohr. Spezialiät am Li-FLuss: Flussschnecken Für Leute, die nicht aus Südostasien kommen, ein bizarrer Anblick. Insekten als leckerer Snack. In Vietnam, Thailand, Kambodscha und den südwestlichen Provinzen Chinas normal. Der Rummel strengt an und man fragt sich, ob es für Chinesen noch andere wichtige Dinge außer Essen gibt? Ja, z.B. sich für Fotos in Pose zu werfen. Entsprechend gibt es unzählige Läden, in denen man sich für ein Fotoshooting landestypisch schminken und in Tracht einkleiden lassen kann. Dann geht es an den Fluss, wo man sich mit den Bergen im Hintergrund oder auf einem Bambusfloß fotografieren lässt usw. Wenn man Ruhe sucht, ... findet man sie außerhalb der Stadt. Am besten mietet man sich ein Fahrrad, besser noch einen Elektroscooter, mit dem man die Distanzen schnell und bequem überwinden kann und los geht's. Man braucht fürs Scooterfahren weder Führerschein noch Vorerfahrung und es ist leichter als man glaubt. Ich hatte keine Erfahrung, wurde drauf gesetzt, einmal 50 Meter die Straße rauf und runter, dann war der Vermieter der Auffassung, dass ich es kann. In China gibt es innerhalb der Stadt immer Extraspuren für Scooter, so dass man vom Autoverkehr getrennt ist. Das vorausschauende Fahren, das man in deutschen Fahrschulen eingebleut bekommt, ist hier Realität, denn Verkehrsregeln sind den Leute herzlich egal und gelten eher als Empfehlungen. Aber genau das macht das Fahren stressfrei, denn jeder fährt langsam, weil man mit allem rechnet. Hat man die Stadt verlassen, wird es sehr beschaulich, und ruhig und man hat die Straße fast für sich allein. Es ist warm trotz der Bewölkung und des gelegentlichen Regens. Der Fahrtwind bringt angenehme Abkühlung . Es geht durch Dörfer und vorbei an Feldern, auf denen die Bauern ihr Essen als Selbstversorger anbauen. Reis, Auberginen, Dragon-Fruits, Paprika, Erdnüsse, Tee, Mandarinen, Passionsfrüchte, Mangos usw. Südchina ist ein Früchte- und Gemüseparadies. Die Arbeit wird mit den Händen, ohne motorisierte Geräte verrichtet wie seit Jahrtausenden. Manche, die nicht arbeiten, sitzen im Dorf und spielen Karten, vereinzelt laufen ältere Menschen am Feldrain entlang und besehen den Stand der Ernte. Hier wachsen sie einfach so im Garten: Amaryllis Die Blüte einer Auberginenpflanze, jeder Garten ist ein kleines Paradies. Viele kleine Friedhöfe liegen am Rande der Dörfer. Meist etwas abseits, damit die Toten ihre Ruhe haben. In China werden die Menschen dort bestattet, wo ihre Vorfahren liegen. In Guangxi ähnelt die Bestattungskultur unseren Ritualen. Die Menschen werden in Särgen in der Erde bestattet, darüber wird ein Grabstein aufgestellt, hier ein Stein mit einem Phönix und einem Drachen. Der Drache wird in der chinesischen Mythologie oft als Beschützer angesehen, der gegen böse Geister kämpft. Der Phönix ist ein Symbol für Unsterblichkeit und Wiedergeburt. Es wird gesagt, dass er aus seiner Asche wiedergeboren wird, was ihn zu einem Symbol für Neubeginn und Erneuerung macht. Den Phönix gibt es übrigens mit einem fast gleichen mythologischen Hintergrund auch in der griechischen Kultur. Ca. 13 Kilometer entfernt von Yangshuo machte ich Mittagspause in dem winzigen Dorf Liugongcun, das vor 800 Jahren gegründet wurde und heute noch einen Verteidigungsturm hat, mit dem dieser Ort einst gesichert und kontrolliert wurde. Gemächlich, breit und träge fließt der Li-Fluss a m Dorf vorbei.  Das  gege nüberliegende Ufer ist wild und dunkelgrün überwuchert. Ein kleines Restaurant, auf den ersten Blick gar nicht als solches erkennbar, lud mit seiner überdachten Terrasse und guter Aussicht auf den Fluss ein. Nach dem letzten heftigen Regenschauer war die Luft vorübergehend so abgekühlt, dass leichter Dampf aus dem Fluss aufstieg und sich geheimnisvoll über die Wasseroberfläche legte. Aus dem Dickicht vom gegenüber liegenden Ufer erklangen exotische Vogelrufe, das Glucksen des Wasser und das Träufeln vom Dach erinnerten noch einige Zeit an den letzten Regenguss. Die Zivilisation schien endlos weit weg zu sein, kein unnatürliches Geräusch war vernehmbar und die Szenerie ähnelte genau der auf Bildern aus der Song-Dynastie aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Wasserbüffel am Ufer des Li-FLusses Der Koch, ein älterer Mann und Großvater, wohnt dort mit seiner Familie. Als ich zu Gast war, war nur sein Enkel zu Hause, der mit seinem Freund den ganzen Tag ununterbrochen Fernsehen guckte. Es waren Ferien und die Kinder konnten endlich tun, was sie wollten. Der Großvater schlug vor, einen Bierfisch zu kochen, eines der Traditionsgerichte am Li-FLuss. Ich suchte mir aus einem Bassin den Wels aus, der zubereitet werden sollte und schaute danach dem Mann in der Küche beim Kochen zu. Der Fisch wurde in Stücke gehackt und in Erdnussöl gebraten, danach Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und Chilli in Erdnussöl angeschmort, Tomatenstücke und Paprika und Frühlingszwiebeln hinzufügt, alles mit Sojasoße und Salz abgeschmeckt, etwas Kochwein hinzugegeben, die Fischstücke dazu, mit einer Flasche Bier aufgefüllt, ein paar Minuten schmoren, fertig und köstlich! Man darf in chinesischen Küchen nicht auf die Sauberkeit achten. Auch die Wohnsituation ist oft befremdlich. Nach dem Kochen kam der Großvater auf die Terrasse und sang. Es wirkte nicht, als ob er es für mich tun würde. Er schaute dabei die ganze Zeit auf den Fluss. Ich meinte mich zu erinnern, das Lied öfters in buddhistischen Klöstern gehört zu haben. Meine Fahrt ging weiter zum Moon Hill, einem Berg mit einem gigantischen runden Loch in der Mitte, das im Laufe der Jahrmillionen durch Erosion entstand und das die Chinesen an den Vollmond erinnert, der in der chinesischen Kultur symbolisch für Vollkommenheit, Harmonie und Einheit steht. Neben dem Li-Flusses gibt es einen ebenso interessanten und schönen Nebenfluss, den Yulong He, auf deutsch: Drachenfluss. Er ist nur 35 Kilometer lang und mündet bei Yangshuo in den Li-Fluss. Er ist schmaler und ruhiger, denn Touristen werden auf Bambusflößen von Bootsmännern mit einem langen Stab  durch das Wasser gestochert. Auf dem Li-Fluss geht es hingegen mit kleinen, aber nervigen, weil lauten Motoren voran. Auch wenn man am Ufer bleibt, ist es schön, wenn die Flöße geräuschlos vorbei ziehen. In der Gegend um Baisha gibt es etliche Brücken wie z.B. die Fuli-Brücke oder die Drachenbrücke. Diese halbkreisförmigen Brücken haben Ähnlichkeit mit der Rakotzbrücke in Kromlau bei Görlitz oder den Genueserbrücken im westlichen Mittelmeerraum. Das Besondere an ihnen ist nicht nur ihr malerischer Anblick, sondern ihre Konstruktion, denn sie wurden ohne Mörtel errichtet. Ich musste meine Tour leider abbrechen, bevor ich die Brücken erreichte, da ein Gewitter aufzog, es dauerhaft zu regnen begann und sich stark abkühlte.

  • Peking und die Chinesische Mauer

    Rund um die Verbotene Stadt In Peking konzentrierte ich mich auf die historischen Stätten – die moderne Stadt mit ihren Hochhäusern und futuristischen Bauwerken reizte mich weniger. Mein Hotel war nur etwa 200 Meter von der imposanten Mauer der Verbotenen Stadt entfernt. Dadurch konnte ich alles bequem zu Fuß erkunden. Ich erlebte Peking als Stadt, die sich wie ein historisch geschlossener Ort präsentierte, an dem Geschichte allgegenwärtig ist und die Vergangenheit in jeder Ecke spürbar bleibt. Die Gegend um die Verbotene Stadt mit ihren historischen, unter Denkmalschutz stehenden Hutongs ist so weitläufig, dass ich schließlich eines der vielen Leihfahrräder nutzte, um alles zu erkunden. Zu Fuß wäre es auf Dauer einfach zu anstrengend gewesen – besonders bei den großen Distanzen und der sommerlichen Hitze, die in Peking oft drückend ist. Das Fahrrad ist definitiv das ideale Fortbewegungsmittel in der Altstadt. Über entsprechende Apps wie Alipay lässt sich schnell und unkompliziert ein Rad mieten. Wer die App gewohnt ist, wird die Bequemlichkeit zu schätzen wissen: Mit ein paar Klicks ist man startklar – und das nicht nur in Peking, sondern in ganz China, von Schanghai bis Chengdu. Die drei Tage, die ich mit dem historischen Peking verbrachte, fühlten sich an wie eine Reise in die Vergangenheit. Keine Shopping-Malls, kein hektisches Treiben der Geschäftswelt – stattdessen eine fast dörfliche Idylle. Die Hutongs mit ihren traditionellen Hofhäusern sind kleine Wohnviertel, in denen das Leben einfach und ursprünglich wirkt. Diese Oasen der Ruhe liegen oft direkt neben der Verbotenen Stadt oder den prächtigen kaiserlichen Parks. So lebten einst das einfache Volk und das Machtzentrum des Kaiserreichs Tür an Tür. Heute hat sich das Leben in den Hutongs kaum verändert. Die Bewohner müssen nur eine Brücke überqueren oder ein paar schmale Gassen durchqueren, um morgens Tai-Chi im Park zu machen, abends am Wassergraben der Verbotenen Stadt zu angeln oder entlang der imposanten Außenmauer zu joggen. Es ist eine Mischung aus Tradition und Alltagsleben, die eine besondere Gemütlichkeit ausstrahlt – fast wie ein nostalgischer Blick in eine andere Zeit. Wie mag es wohl auf die chinesischen Untertanen gewirkt haben, wenn sie diese majestätische Stadt nie betreten durften? Stattdessen konnten sie nur die Dachlandschaften einiger Gebäude sehen, die über die mächtigen Mauern hinausragten, und so einen flüchtigen Eindruck der beeindruckenden Architektur gewinnen. Vielleicht erhaschten sie einen Blick durch ein geöffnetes Fenster, der zwar nichts erkennen ließ, aber zumindest versicherte, dass in der Stadt Menschen lebten. Dieses Spiel aus Sichtbarkeit und Verborgenheit muss eine Mischung aus Ehrfurcht und unerfüllbarer Neugierde ausgelöst haben – eine ständige Erinnerung an die Unerreichbarkeit des kaiserlichen Machtzentrums. Peking als Hauptstadt des Reichs der Mitte Peking liegt sehr weit im Norden, es gibt kalte Winter und es schneit oft. Der Name Beijing heißt übersetzt "Nördliche Hauptstadt", "Bei" für Norden, "Jing" für Hauptstadt. Die Geschichte der Stadt Peking reicht bis ca. 1000 v. Chr. zurück. Eine zentrale Rolle in der chinesischen Politik erlangte die Stadt aber erst unter der Mongolenherrschaft, die 1271 begann. Nordchina wurde von dem Mongolenherrscher Dschingis Kahn (ca. 1162–1227) erobert. Über zwei weitere Generationen setzte sich die Eroberung fort, bis schließlich Kublai Khan (1215–1294), ein Enkel Dschingis Khans diesen Prozess vollendete. Kublai Khan wurde zum ersten nicht-chinesischen Kaiser Chinas und begründete die Yuan-Dynastie (1271–1368), die erste fremde Dynastie, die ganz China regierte. Die Hauptstadt verlegte er nach Beijing, das damals noch den Namen Dadu  (große Hauptstadt) hatte, weil diese nördlich gelegene Residenz viel näher an der Mongolei lag. Die Wahl von Beijing als Hauptstadt durch die Mongolen markierte den Beginn der zentralen Rolle Pekings in der chinesischen Politik. Die Mongolen bauten die Stadt erheblich aus und schufen viele der Grundstrukturen, die Beijing später prägten, darunter den kaiserlichen Palast, der aber noch nichts mit der heutigen Verbotenen Stadt zu tun hat. Die Herrschaft der Mongolen wurde gebrochen durch den ehemals armen Bauernjungen Zhu Yuanzhang, der im Krieg gegen die Mongolen über sich hinauswuchs, zu ungeahnten Fähigkeiten aufstieg und die Mongolen besiegte. Zhu Yuanzhang wurde zum ersten Kaier der nachmongolischen Zeit und begründete die Ming-Dynastie. Sein Name wurde später in den kaiserlichen Namen Hong Wu umgewandelt und er regierte China von 1368 bis 1398. In dieser Zeit war Peking nicht mehr Hauptstadt. Hong Wu residierte in Nanjing, der Südlichen Hauptstadt, "Nan" für Süden "Jing" für Hauptstadt. (Willst du mehr über diese Zeiten wissen, klick hier . Auf dem Post über Nanjing, steht es genauer.) Es dauerte nicht lange und bereits der dritte nachfolgende Kaiser verlegte die Hauptstadt wieder nach Peking, das bis zum Ende des Kaiserreiches 1912 Hauptstadt blieb. Während der Zeit der Republik von 1912 bis 1949 war wieder Nanjing Hauptstadt, aber 1949, als Mao auf dem Platz des Himmlischen Friedens die Volksrepublik ausrief, wurde Peking wieder zur Hauptstadt gemacht. Jing Shan Park, 景山 公园 ( J ǐ ngsh ā n G ō ngyuán) Direkt nördlich von der Verbotenen Stadt liegt der Jing Shan Park(景山公园), ein historischer kaiserlicher Park, der ursprünglich als Garten für die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastie angelegt wurde. Der Park wird auch als "Kohlehügel" oder "Prospect Hill" bezeichnet. Er bietet einen der besten Aussichtspunkte auf die Verbotene Stadt. Vom Gipfel des Hügels im Park hat man eine grandiose Panoramasicht auf die gesamte Anlage und die umliegenden Teile Pekings​. Die Verbotene Stadt Wie kommt man in die Verbotene Stadt? Kein leichtes Unterfangen, denn die Besucherzahl ist auf 80.000 pro Tag begrenzt. Und die Verbotene Stadt ist eines der beliebtesten Reiseziele für Chinesen, so dass viele Tag im voraus alles ausgebucht ist, vor allem an Wochenenden in den Schulferien. Online-Kauf Die Eintrittskarten für die Verbotene Stadt werden in der Regel online verkauft, da die Ticketanzahl pro Tag begrenzt ist. Die Buchung erfolgt auf der offiziellen Website: Offizielle Website : https://gugong.228.com.cn (Die Seite ist hauptsächlich auf Chinesisch. Für eine einfache Navigation kannst du Übersetzungstools nutzen.) Benötigte Informationen: Deinen Reisepass (Nummer und Name) a. Registriere ein Konto oder buche direkt. b. Wähle das gewünschte Datum aus. c. Bezahle mit einer gängigen Zahlungsmethode wie Alipay oder WeChat. Es ist theoretisch möglich, Tickets vor Ort zu kaufen, allerdings wird dies nicht empfohlen, da die meisten Tickets vorab online verkauft werden und die tägliche Anzahl der Tickets limitiert ist. Vor allem im Frühling und im Herbst ist es dringend ratsam, frühzeitig zu buchen. In Peking anzukommen und nur zwei, drei Tage im Voraus ein Ticket zu bekommen, wird nahezu unmöglich sein. Die Verbotene Stadt war das politische und kulturelle Zentrum des kaiserlichen Chinas während der Ming- und Qing-Dynastie (1420–1912). Ihre Funktion war streng hierarchisch organisiert und in verschiedene Bereiche und Institutionen unterteilt, die der Verwaltung, Repräsentation und dem täglichen Leben der kaiserlichen Familie dienten. So funktionierte sie: Innere und äußere Höfe : Der äußere Hof war für administrative und zeremonielle Zwecke vorgesehen. Hier fanden wichtige staatliche Zeremonien und Treffen mit Beamten statt. Der innere Hof war das private Wohnquartier der kaiserlichen Familie und diente auch der Verwaltung persönlicher Angelegenheiten. Der Kaiser war das Zentrum aller Aktivitäten und Entscheidungen. Er residierte meist im Palast der himmlischen Reinheit, der zentralen Halle des inneren Hofs. Der Zugang zur Verbotenen Stadt war streng reglementiert. Nur hohe Beamte, Bedienstete, und Mitglieder der kaiserlichen Familie durften bestimmte Bereiche betreten. Normale Bürger hatten keinen Zutritt. Ein komplexes System von Toren, Mauern und Wachen schützte die Verbotene Stadt vor unbefugtem Zugang. Der Kaiser regierte das Reich durch Erlasse, die er im äußeren Hof bekannt gab. Beamte aus dem ganzen Land kamen hierher, um Berichte vorzulegen, Befehle entgegenzunehmen oder Prüfungen abzulegen. Die höchste und abschließende Prüfung für die erfolgreichsten Aspiranten für eine Beamtenlaufbahn fand in der Regel im Palast der Höchsten Harmonie innerhalb der Verbotenen Stadt statt. Diese Prüfung wurde vom Kaiser persönlich beaufsichtigt, was sie zu einem besonderen Ereignis machte. Vorprüfungen fanden in Prüfungsanstalten in verschiedenen Städten des Reichs statt. Wer sich dort für die finale Prüfung qualifiziert hatte, kam nach Peking und wohnte während der wochenlangen Dauer der Prüfung in der Verbotenen Stadt und konnten sie nicht verlassen. Auf diese Weise wurde verhindert, dass sich die Kandidaten Hilfe durch Lehrmeister oder Bibliotheken holten. Die Zimmer, in denen sie während dieser Zeit wohnten, sind heute noch zu sehen. Der Kaiser und seine Familie lebten in prunkvollen Palästen, die luxuriös ausgestattet waren. Tausende von Dienern, darunter viele Eunuchen, sorgten für den reibungslosen Ablauf des Palastlebens. Eunuchen spielten auch eine Rolle als Verwalter und persönliche Berater. Die Kaiserin hatte besondere Wohnbereiche, während die Konkubinen in separaten Palästen lebten. Sie spielten eine wichtige Rolle in der dynastischen Nachfolge. Die Verbotene Stadt ist ein Meisterwerk chinesischer Architektur, das die kosmologische Vorstellung von Harmonie und Ordnung widerspiegelt. Ihre Gestaltung basiert auf Feng Shui und symbolisiert die Autorität des Kaisers als "Sohn des Himmels". Farben und Symbole, wie die gelben Dachziegel, repräsentieren kaiserliche Macht. Nach dem Ende der Qing-Dynastie 1912 wurde die Verbotene Stadt zunächst Residenz des abgedankten Kaisers Pu Yi. Seit 1925 ist sie ein Museum (Palastmuseum), das die Geschichte und Kultur des kaiserlichen Chinas bewahrt. Die Verbotene Stadt war Drehort für den westlichen Film "Der letzte Kaiser" unter Regie von Bernardo Bertulucci . Es war der erste westliche Spielfilm, der eine solche Drehgenehmigung erhielt. Die Erlaubnis ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: In den 1980er Jahren begann China unter Deng Xiaoping mit seiner Politik der Reform und Öffnung. Dies umfasste auch kulturelle Austauschprogramme mit dem Westen, um das Land international zu präsentieren und kulturelle Brücken zu bauen. Bernardo Bertolucci erstellte ein Drehbuch, das die Geschichte von Pu Yi, dem letzten Kaiser Chinas, sensibel und historisch akkurat darstellte. Die chinesische Regierung sah darin eine Möglichkeit, die Geschichte und die Kultur des Landes weltweit bekannt zu machen. Bertolucci und sein Team führten langwierige Verhandlungen mit den chinesischen Behörden. Sie versprachen, die Verbotene Stadt und die chinesische Geschichte respektvoll darzustellen. Dies überzeugte die Verantwortlichen schließlich, dem Projekt grünes Licht zu geben. Die Verbotene Stadt sollte durch den Film international bekannter werden, was später tatsächlich zu einem Anstieg des Tourismus beitrug. Der Zugang zur Verbotenen Stadt sowie die authentische Darstellung der historischen Orte trugen wesentlich zur außergewöhnlichen visuellen Qualität des Films bei, der mit mehreren Oscars ausgezeichnet wurde, darunter für den besten Film und die beste Regie. Mir persönlich sind die Freiflächen in der Verbotenen Stadt zu gigantisch. Der meiner Meinung nach schönere Teil sind die nördlichen Gartenanlagen innerhalb der Mauern, die weniger weitläufig sind und daher behaglicher wirken. South Luogu Lane, 南锣鼓巷 ( Nan Luogu Xiang) Nanluoguxiang ist eine beliebte historische Straße mit traditionellen Hutongs, kleinen Geschäften und Cafés. Das Viertel liegt circa drei Kilometer nördlich der Verbotenen Stadt. Entweder man radelt dorthin oder nimmt die Metrolinie 6 oder 8 bis zur Station Nanluoguxiang, 南锣鼓巷站. Dort bringt einen der Ausgang E direkt zur Straße. Es ist vor allem abends und am Wochennde sehr voll, daher wäre es ratsam, sie vielleicht zu anderen Zeiten zu besuchen, aber auch das gesamte Hutong-Viertel rings um die 1,5 Kilometer lange Straße lädt ein zu Spaziergängen. In den Seitenstraßen gibt es die typischen Hutongs, eingeschossige Wohhäuser, die einen Innenhof umschließen und nach außen durch eine Mauer mit einen großen Eingangstor abgeschottet sind. Blick in eines der vielen Hofhäuser. Zur Straße gibt es ein großes Tor, innen einen Hof, der von drei Flügeln umbaut ist, in denen die Zimmer untergebracht sind. Das Hofhaus bietet absolute Privatsphäre. Größere Hofhäser z.B. für hohe Beamte gibt es natürlich auch. Sie ähneln Pälasten mit unzähligen Zimmern und etlichen Höfen. Die Hauptstraße des Viertels, vollkommen auf Tourismus ausgelegt, mit den üblichen Dingen, die man in ähnlichen Straßen in allen chinesischen Touristenzentren bekommen kann. Das chinesische Kulturerbe, bei dem Figuren aus erhitztem, zähflüssigem Zucker geformt werden, wird als „Tangren“ (糖人) bezeichnet, was übersetzt „Zuckerfiguren“ bedeutet. Eine besondere Variante davon ist die Kunst des Zuckerblasens (吹糖人, Chui Tangren ), bei der Zucker ähnlich wie Glas durch Blasen geformt wird. Es handelt sich um ein traditionelles Handwerk mit einer langen Geschichte, das Geschicklichkeit, Geduld und künstlerisches Talent erfordert. Es gehört zum immateriellen Kulturerbe Chinas und wird durch Initiativen geschützt, die das Wissen um diese Kunst bewahren und weitergeben. In der Nanluoguxiang gibt es Läden, die nostagische Produkte aus der Mao-Zeit verkaufen. Wer glaubt, dass man in China stets über Parolen, Wandbeschriftungen und Plakate mit Personenkult stolpert, liegt falsch. Dieses Erscheinungsbild von China ist definitiv Geschichte geworden, aber viele junge Chinesen erinnert es an ihre Kindheit bei den Großeltern. Solche Gestaltungen findet man heutzutage entweder in Nostalgieläden oder manchmal wird eine Shopping-Mall im Retrostil so ausgestattet. Zum chinesischen Alltag gehört heißes Wasser. Es ist bis heute nicht wegzudenken, so als wäre es ein Lebenselixier. Die Thermoskannen sind ein echtes Relikt aus den 60er Jahren. Traditionell Tee genießen - auch das gehört dazu. Man bekommt im Teehaus ein Séparée und ist ungestört. Eine Eigenart, die oft auch in besseren Restaurants gepflegt wird. Man bleibt unter Freunden und die Bedienung kommt gelegentlich oder durch ein Signal. Unser Séparée hier in dem Teehaus war klein und nur für zwei Personen vorgesehen. Nicht selten gibt es in Restaurants große runde Tische, an denen viele Personen Platz finden. Die Speisen werden buffettartig auf einer drehbaren Platte auf den Tisch gestellt. Bei Hai Park, 北海公园 (B ě ih ă i G ō ngyuán) Man liest immer wieder, dass die Hutongs, die alten Wohnviertel, komplett abgerissen wurden. Nach den drei Tagen, die ich in der historischen Stadt war, kann ich das nicht bestätigen. Ich bin gar nicht aus alter Bebauung herausgekommen und habe einen geschlossenen historischen Eindruck bekommen. Dieser Hutong liegt zwischen dem Bei Hai Park und dem Jing Shan Park. Mitten im historischen Zentrum umgibt einen fast dörflicher Alltag mit kleinen Tante-Emma-Läden. Peking Ente Die junge Restaurant-Kette Peking Chamber, 四季民福烤鸭店 (Sìjì mín fú kaoya diàn) , die in ganz China zu finden ist, hat sich auf Pekingente spezialisiert. Die Qualität ist 1A, das Restaurant ist beliebt und ohne Tischreservierung wird die Wartezeiten lang. Neuer Sommerpalast, 颐和园 ( Yíhéyuán) Der Sommerpalast in Peking, auch bekannt als Yíhé Yuán (chinesisch: 颐和园), ist einer der berühmtesten kaiserlichen Gärten Chinas. Er liegt etwa 15 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Peking und umfasst eine Fläche von rund 290 Hektar, wovon der Kunming-See etwa drei Viertel einnimmt. Die Anlage wurde ursprünglich während der Jin-Dynastie (1115–1234) erbaut und während der Qing-Dynastie (1644–1912) zu ihrer heutigen Form weiterentwickelt. Im Jahr 1750 ließ Kaiser Qianlong die Anlage umfassend erweitern, um sie als Geschenk für seine Mutter zu nutzen. Während des Zweiten Opiumkrieges (1860) und des Boxeraufstands (1900) wurde der Sommerpalast schwer beschädigt, später jedoch unter der Kaiserinwitwe Cixi restauriert. Der Sommerpalast diente den Kaisern der Qing-Dynastie als Rückzugsort vor der Sommerhitze und wurde vor allem für Zeremonien und Erholung genutzt. Heute ist er eine der bekanntesten Touristenattraktionen Chinas und ein Ort, an dem die Besucher die Pracht der chinesischen Gartenkunst erleben können. Alter Sommerpalast 圆明园 , Yuánmíng Yuán Der Alte Sommerpalast (chinesisch:圆明园, Yuánmíng Yuán  , übersetzt „Garten der Vollkommenen Klarheit“) war eine der prachtvollsten kaiserlichen Anlagen Chinas und ein Symbol für die Glanzzeit der Qing-Dynastie. Er liegt etwa 8 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Peking und wurde einst als „Versailles des Ostens“ bezeichnet. Der Alte Sommerpalast wurde ab 1707 unter Kaiser Kangxi errichtet und unter seinen Nachfolgern, insbesondere Kaiser Qianlong, kontinuierlich erweitert. Er bestand aus einer Vielzahl von Gärten, Seen und Gebäuden, die eine Mischung aus chinesischer und europäischer Architektur vereinten. Die Anlage war weit mehr als ein Erholungsort: Sie diente als kaiserliche Residenz, Kunstsammlung und kulturelles Zentrum des Reiches. Kaiser Qianlong beauftragte europäische Jesuiten wie Giuseppe Castiglione, um auch westliche architektonische Elemente und Technologien einzubringen. Während des Zweiten Opiumkriegs (1860) wurde der Alte Sommerpalast von britischen und französischen Truppen geplündert und anschließend niedergebrannt. Die Zerstörung erfolgte auf Befehl des britischen Befehlshabers Lord Elgin als Vergeltung für die Hinrichtung britischer Gesandter. Dieser Akt hinterließ in China tiefe Wunden und gilt bis heute als Symbol kolonialer Demütigung. Himmelstempel, 天坛 ( Ti ā ntán) Halle des Erntegebets (祈年殿, Qínián Diàn): Dieses ikonische, runde Gebäude mit drei Ebenen und einem markanten blauen Dach ist das Herzstück des Tempels. Es steht auf einer dreistufigen Marmorterrasse und symbolisiert den Himmel. In dieser Halle beteten die Kaiser jedes Frühjahr für reiche Ernten. Der Himmelstempel (chinesisch: 天坛, Tiantan ) ist nicht nur das oben dargestellte Gebäude, sondern ein ganzer Komplex bestehend aus mehreren Bereichen. Er liegt im südlichen Teil der Stadt und diente während der Ming- und Qing-Dynastien (1368–1912) als religiöses Zentrum für Opferzeremonien und Gebete der Kaiser. Oben ist nur die Halle des Erntegebets dargestellt, der gesamte Komplex ist wesentlich größer. Besonders bedeutend ist auch der Bereich mit der runden Erdhügelterrasse (Huanqiu Tan), dem Ort mit der direkten Verbindung zum Himmel, symbolisiert durch den mittleren Stein auf der obersten Plattform. Dieser Stein wird oft als "Himmelsherzstein" bezeichnet und hat eine besondere spirituelle und akustische Bedeutung: Es ist der zentrale Punkt, an dem der Kaiser mit dem Himmel kommunizierte. Es wurde geglaubt, dass Gebete, die an diesem Ort gesprochen wurden, direkt zum Himmel aufsteigen. Hier konnte der Kaiser sein Mandat, der Bewahrer der Harmonie zwischen Himmel und Erde zu sein, umsetzen. Der Himmelstempel ist eines der beeindruckendsten Wahrzeichen Pekings und ein Meisterwerk traditioneller chinesischer Architektur. Mir persönlich sind wieder die freien Flächen zu groß und daher fehlt es dem Tempelbereich an Atmosphäre. Die spirituelle Bedeutung ist hingegen beeindruckend. Er ist ein zentraler Bestandteil der traditionellen chinesischen Kosmologie. Chinesische Mauer, 长城 (Chángchéng) Die Chinesischen Mauer liegt relativ nah bei Peking. Es gibt verschiedene Abschnitte, die für Touristen ausgebaut sind. Nicht überall ist die Mauer gut erhalten. Die folgenden Abschnitte sind aber restauriert und zählen zum Weltkulturerbe: Mutianyu Entfernung: ca. 70 km nordöstlich von Peking. Fahrzeit: Etwa 1,5 Stunden mit dem Auto. Besonderheiten: Gut restauriert, weniger überlaufen und ideal für Familien. Es gibt Seilbahnen für den Auf- und Abstieg. Badaling Entfernung: ca. 60–70 km nordwestlich von Peking. Fahrzeit: Rund 1 bis 1,5 Stunden mit dem Auto oder dem Zug. Besonderheiten: Der touristisch meistbesuchte Abschnitt, gut zugänglich und stark restauriert. Perfekt für einen ersten Besuch. Juyongguan Entfernung: ca. 50 km nordwestlich von Peking. Fahrzeit: Rund 1 Stunde mit dem Auto. Besonderheiten: Ein historisch bedeutendes Tor mit beeindruckender Architektur, einfacher Zugang. Simatai Entfernung: ca. 120 km nordöstlich von Peking. Fahrzeit: Etwa 2 bis 2,5 Stunden mit dem Auto. Besonderheiten: Teilweise original erhalten und weniger besucht. Ideal für Wanderer, die die Wildheit der Mauer erleben möchten. Auf dem Abschnitt bei Mutianyu. 1987 erklärte die UNESCO  die Badaling -, Shanhaiguan - und Jiayuguan -Abschnitte der Chinesischen Mauer zum Weltkulturerbe . Während einige Teile der Mauer in der Nähe von Touristenzentren erhalten oder sogar restauriert  wurden, sind große Teile der Mauer heute in schlechtem Zustand. Teilweise wurden sie von den Dorfbewohnern aus der Nähe als Steinbruch für Häuser und Straßen genutzt. Seit 2006 ist die Mauer geschützt und es ist verboten, sie als Steinbruch zu nutzen. Der Bau der Chinesischen Mauer erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte und begann bereits in der Zeit der Zhou-Dynastie (ca. 770–221 v. Chr.). Der bedeutendste Ausbau erfolgte während der Qin-Dynastie (221–206 v. Chr.) unter dem ersten Kaiser Chinas, Qin Shihuangdi (Willst du mehr über diesen Kaiser erfahren? Klick hier . Auf der Seite über Xi'an erfährst du mehr.) Er ließ verschiedene bestehende Befestigungen verbinden, um eine einheitliche Schutzmauer gegen die Angriffe der nördlichen Nomadenstämme zu schaffen. Spätere Dynastien, insbesondere die Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) und die Ming-Dynastie (1368–1644), verstärkten und erweiterten die Mauer erheblich. Die heute sichtbaren Teile stammen überwiegend aus der Ming-Zeit. Die Chinesische Mauer war weniger eine durchgehende Mauer, sondern bestand aus einem Netzwerk von Mauern, Wachtürmen und Befestigungen, das sich über etwa 21.000 Kilometer erstreckte. Sie diente sowohl der Verteidigung als auch der symbolischen Machtdemonstration.

  • Qingdao - deutsche Spuren in China

    Qingdao liegt an der Küste der Provinz Shandong am Gelben Meer im Norden Chinas. Im Winter kann es schneien, die Sommer sind sehr warm und mediterran. Winterstimmung in Qingdao Malerische Küstenlandschaften, Bier und Architektur aus der Kolonialzeit sind die bekanntesten Merkmale der Stadt, deren Geschichte eng mit dem Einfluss des Deutschen Kaiserreichs im späten 19. Jahrhundert verbunden ist. 1898 wurden die Stadt und ihre Umgebung vom Deutschen Reich gepachtet und dienten als Marinestützpunkt und Handelshafen. Während dieser Zeit wurde aus dem Fischerdorf eine Stadt, die von dem damals beliebten Architekturstil der Gründerzeit geprägt wurde. Auch das Bier kam während dieser Zeit nach Qingdao. Die Tsi ngtao-Brauerei wurde 1903 von deutschen Braumeistern gegründet, ist heute die zweitgrößte Brauerei Chinas und eine der größten weltweit. Gebraut wird nach deutschem Reinheitsgebot. Außerdem findet in Qingdao das Internationale Bierfestival statt, das jedes Jahr Besucher aus der ganzen Welt anzieht. St.-Michael-Kirche Qingdao - eine Stadt aus dem Kaiserreich In den wenigen Jahren von 1898 bis 1914, in denen Qingdao deutsches Pachtgebiet war, wurde eine Menge gebaut. Das historisch e Qingdao besteht nicht nur aus einigen wenigen Straßen, sondern hat die Ausmaße einer Kleinstadt. Die Bebauung erinnert an Elberfeld, ein Stadtteil Wuppertals mit umfassender gründerzeitlicher Bebauung. Ähnliche Villenviertel der Gründerzeit gibt es auch in Bonn, Aachen, Wiesbaden usw. , aber in Elberfeld kommt die hügelige Topographie hinzu. Straßen sind nicht selten durch Treppen miteinander verbunden, Villen wirken wie in die Hänge eingestreut und sind von altem Baumbestand umgeben. Wilhelminische Villen in Qingdao. Treppen führen mancherorts nach oben in schöne Wohnviertel. Von mancher Villa hat man traumhafte Aussichten auf das Meer, Buchten, Inseln und Strände. Villenbebauung zieht sich die Hügel hinauf und eröffnet schöne Aussichten auf das Meer. Anfang April sind die Bäume noch unbelaubt. Das gibt den Blick auf die Architektur frei, andererseits sieht es mit grünen Bäumen noch hübscher aus. Die Qingdaoer sagen, der Farbklang ihrer Stadt bestehe aus roten Dächern, grünen Bäumen und blauem Meer. Die Stadt pflegt ihr historisches Erbe, etliche ehemals öffentliche Gebäude sind mit originaler Inneneinrichtung komplett erhalten und heute als Museen zugänglich. Neue Gebäude werden dem alten Stil angepasst, um den Charakter der Stadt zu erhalten. Das moderne Qingdao Man kann bei den historischen Rückblicken glatt vergessen, dass man sich in einer ziemlich prosperierenden, modernen Stadt aufhält. Qingdaos Hafen ist wichtig und rangiert unter den Top Ten der verkehrsreichsten Häfen der Welt. Eine der längste Brücken der Welt, die Jiaozhou-Brücke mit einer Länge von 42,5 Kilometern, überquert die Bucht, und verbindet die Städte Qingdao und Huangdao. In der Küstenstadt sind Unternehmen beheimatet wie Haier, Hisense, CRRC Qingdao Sifang und Tsingtao Brewery. Auch Informationstechnologien der nächsten Generation, Hochgeschwindigkeitszüge, Elektromobilität, Biomedizin, Industrierobotertechnik und Meeresforschung haben sich in der Stadt angesiedelt. Qingdao gilt als sauber und lebenswert. Eine enge wirtschaftliche und kulturelle Beziehung zu Deutschland wird gepflegt, auch wenn die kolonialen Zeiten nicht immer ruhmreich waren. Die Zeit, als Qingdao Pachtgebiet war Qingdao und das umgebende Kiautschou-Gebiet waren seit 1898 deutsches Pachtgebiet. Es flossen jährlich 5 Millionen Reichsmark Pacht an China, damit die Deutschen dort siedeln, handeln und einen militärischen Stützpunkt einrichten konnten. Den Status einer Kolonie, bei der ein erobertes Gebiet Teil des Staatsgebiets der Kolonialmacht wird, hatte Qingdao demnach nicht. Zu dem Pachtvertrag kam es nicht freiwillig, sondern durch militärische Intervention, nachdem zwei deutsche Missionare von einer chinesischen antichristlichen Bewegung ermordet worden waren. China wurde gezwungen, den 99 Jahre dauernden Pachtvertrag zu unterzeichnen, mit dem das Pachtgebiet Kiautschou, zu dem auch Tsingtau gehörte, an Deutschland abgetreten werden musste. Der Erste Weltkrieg kam, China erklärte Deutschland den Krieg in der Hoffnung, dass es dieses Gebiet zurück bekommen würde. Japan besetzte die Region 1914 und bei den Verhandlungen zum Versailler Vertrag ging China trotz seines Engagements leer aus. Das Gebiet blieb in japanischer Hand. Rundgang durch das alte Qingdao Die St.-Michaels-Kirche wurde 1932 von deutschen Missionaren gebaut, auch wenn zu dieser Zeit bereits Japaner das Gebiet besetzt hielten. Heute ist die Kirche sowohl Sehenswürdigkeit als auch Ort der christlichen Gemeinde. In Qingdao läuten tatsächlich die Glocken, auch jeden Mittag um 12 Uhr - nicht nur von dieser Kirche. Direkt neben der Kirche, das Gebäude des ehemaligen Heilig-Geist-Konvents Von der Kirche geht es die kopfsteingepflasterte Straße hinunter zur Zhongshan Lu, der Hauptstraße der ehemaligen - sagen wir der Einfachheit halber - Kolonie. Die Zhongshan Lu führt direkt ans Meer und wird von einigen historischen Gebäuden gesäumt. Zum Beispiel dem Seemannsclub an der Ecke Zhongshan Lu/Hubei Lu. Er wurde 1901-1902 errichtet und war ein Vergnügungsort für Hauptfeldwebel und Matrosen. Heute ist darin ein Filmmuseum untergebracht. Der ehemalige Seemannsclub, heute ein Kinomuseum Ein paar Meter weiter Richtung Meer befindet sich das Gebäude, in dem die Redaktion der ehemaligen Tsingtauer Neueste Nachrichten saß, der Tageszeitung für Tsingtau, wie die Stadt damals hieß. Das Gebäude der ehemaligen Tsingtauer Neueste Nachrichten Rechts das Backsteingebäude, in dem die Redaktion der Tsingtauer Neueste Nachrichten untergebracht war. Ein paar Meter weiter erreicht man das Meer. Das letzte Haus vor der Promenade und den Landungsbrücken, Zhongshan Lu No. 1, ist der ehemalige Tsingtao Club, der 1903 eröffnet wurde. Damals hatte das Gebäude die Adresse Friedrichstraße No. 1, die Straße am Meer hieß Kaiser-Wilhelm-Ufer. Damals der Tsingtau-Club, heute der Tsingtao-Club Historische Aufnahme der Landungsbrücke, im Hintergrund ist wieder der Tsingtau-Club zu sehen. Heute beherbergt der Club ein Museum und Innen- wie auch Außengastronomie mit Biergarten. Im Eintrittspreis für den Club ist ein Tsingtao-Bier inbegriffen. Das gibt's in Capri-Sonne-Verpackung, die man sich mit einem Band um den Hals hängen kann, damit man sie jederzeit griffbereit hat. Bier spielt in dieser Stadt eine herausragende Rolle. Man trinkt es schon mittags, vielleicht auch schon vormittags und hat dadurch ständig einen leicht erhöhten Alkoholpegel. Es gibt Bier in vielen verschiedenen Geschmacksvarianten: Grapefruit, Passionsfrucht, Erdbeere. Lecker und erfrischend ist das, mit einer süß-säuerlichen Note. "Was darf's sein?" Zwanzig leckere Bier-Varianten zur Auswahl. Vom Tsingtao-Club geht es direkt an die Promenade mit Grünlagen. Die Uferstraße wird gesäumt von Hotels aus der Kaiserzeit und direkt daran schließt der Strand an, auf dem sich zu Ferienzeiten massenweise Familien tummeln. Der Pier, der sich an dieser Stelle ins Meer erstreckt, ist brechend voll in Ferienzeiten. Man schiebt sich darüber wie auf einer Kirmes. Wer richtig Strandleben will mit Sonnenbaden, Strandsport und vor allem mehr Platz, muss ein paar Kilometer weiter gehen. Der Stadtstrand an der Promenade ist eher dazu geeignet, mal die Füße ein bisschen ins Wasser zu halten. Parallel zur Uferstraße verläuft die Guangxi Lu. Hier ist man immer noch mitten im Zentrum der ehemaligen Kolonie mit Gebäuden längst vergessener Handelsunternehmen und Niederlassungen. Von dieser Straße geht es allmählich bergan und die Handelsgebäude werden von Wohnhäusern abgelöst. Man kann durch die Hunan Lu, Mingshui Lu schlendern und sich durch die Wohnviertel treiben lassen. A lles ist fußläufig erreichbar und man hat den Eindruck, dass es sich in Tsingtau sehr geruhsam leben ließ, fast dörflich beschaulich und doch international und mondän. Die Wohngebiete der Deutschen waren streng von denen der Chinesen getrennt. An der Yishui Lu findet man die unten abgebildete Gouverneurshalle, das Bürogebäude des Gouverneurs. Das ehemalige Regierungsgebäude mit  einer Gesamtfläche von 7.500 Quadratmetern wurde zwischen 1904 und 1906 von dem deutschen Architekten Mahlke erbaut. Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude von verschiedenen Parteien, den Japanern und heute der Volksrepublik China genutzt. Im weiteren Verlauf der Yishui Lu stehen einige repräsentative Villen. Am Ende der Straße gelangt man zur evangelischen Kirche Tsingtaos. Sie liegt malerisch auf einer Anhöhe zwischen den beiden Hügeln mit dem Guanhaishan Park und dem Xinhaoshan Park. Das Uhrwerk der Kirche wurde angefertigt von der Firma J.F. Weule aus Bockenem am Harz, die Turmuhren herstellte und Glocken goss. 1836 wurde die Firma gegründet und ihre Uhrwerke laufen weltweit in Argentinien, Brasilien, Qingdao, aber auch auf Borkum, in Quedlinburg, Goslar, Wernigerode und vielen anderen Orten. 1966 meldete die Firma Konkurs an. Ihre Uhrwerke und Glocken laufen und klingen immer noch. Von der evangelischen Kirche hat man diesen Blick auf die Häuser an der Yishui Lu ... ... und auch auf die Häuser an der Jiangsu Lu, die hinunter führt zum Meer. Es geht die Jiangsu Lu hinunter bis zur Taiping Lu, die am Meer entlang verläuft. Von dort geht es zum nächsten Hügel, auf dem der der Xiaoyushan Park mit seiner weithin sichtbaren Pagode liegt. Um dorthin zu gelangen, geht es durch das nächste Gründezeitviertel. Hübsche Straßen mit viel historischer Architektur und einladende Gartencafés säumen den Weg nach oben. Oben auf dem Hügel ist einiges los, es ist verlängertes Wochenende durch das Qingming-Fest, es ist voll, aber nicht unangnehm, die Stadt ist lebendig und jung. Von der Pagode geht es zum nebenan gelegenen Hügel mit dem Haus des Gouverneur. Der Weg dahin führt durch das nächste belebte, junge Viertel Das Haus des deutschen Gouverneurs Das große Anwesen liegt ebenfalls auf einem Hügel, umgeben von einem schönen Park mit Libanon-Zedern und Kiefern. Die Aussichten von der Villa sind grandios, vor allem die Loggia mit den Rundbogenarkaden bietet direkten Blick aufs Meer. Der Architekt Werner Lazarowicz gestaltete das Anwesen m it Mittelalterzitaten. Die Bossensteine mit den grob behauenen, bruchrauen Oberflächen erinnern an mittelalterliche Burgen. Das Gebäude vermittelt durch seine Loggias, Erker, Türme und Anbauten einen verschachtelten Gesamteindruck, den man damals für Architektur hielt, die sich am Mittelalter orientiert. Im 19. Jahrhundert war Deutschland von der Verehrung des Mittelalters geprägt. Man sehnte sich nach dem untergegangenen mittelalterlichen Reich und strebte ein neues Kaiserreich an. Die Orientierung am Mittelalter spiegelt sich auch im Grundriss wider. Funktional sollte er sein. Dabei orientierte man sich im Villenabau an Muthesius' Werk "Das Englische Haus". Die Halle mit dem Treppenaufgang Jugendstilornamentik überall Die Schwere in der Architektur durch eine etwas trutzburgige Erscheinung mischte sich in Deutschland mit dem Jugendstil, so dass sich manches bemerkenserte Jugendstilgebäude deutlich vom österreichischen oder französischen Jugendstil unterscheidet. Die Standuhr in der Halle, gefertigt von der Firma Junghans, läuft noch heute pünktlich. Vom Gouverneurshaus geht es weiter bergan auf den Xinhaoshan Park. Eine lange Treppe führt direkt hinauf in den Park. Die kleinen Parks auf den Hügelspitzen wurden vermutlich schon zu Kolonialzeiten angelegt von Bürgervereinen, die sich um das Gemeinwohl verdient machen wollten. Ähnliche Parks gibt es häufig in Städten, die in der Gründerzeit boomten: Viktoriapark in Berlin, Königshöhe in Elberfeld oder Barmer Anlagen, Nicht selten sind sie mit kleinen malerischen Häuschen ausgestattet, grottenähnlichen Gebilden, felsigen Wasserfällen usw. Wasserfall im Xinhaoshan Park Vom Xinhaoshan Park geht es wieder hinunter in die Stadt, wo man noch gemütlich bummeln kann und sich Seafood und ein weiteres leckeres, fruchtiges Bier gönnt. Die Tsingtao-Brauerei Wenn sich irgendwo auf der Welt Deutsche niedergelassen hatten, brachten sie gleich das Bier mit. Und so wurde in Tsingtau die Germania-Brauerei gegründet, aus der später die Tsingtao-Brauerei wurde, die sechstgrößte Brauerei der Welt (Stand 2024). Wie jedes große Brauereiunternehmen bietet auch diese ein Museum. Die Ausstellung vermittelt viel Historisches, aber auch allgemeine Informationen über die Bierherstellung, anschaulich und liebevoll didaktisiert, dazu Verkostung, kleine Mahlzeiten zum Bier und massenweise Souvenirs. Die Seafood-Stadt Was in Qingdao absolut nicht fehlen darf: Seafood in allen erdenklichen Varianten. Die Restaurants sind gepflegt, massenweise saubere Aquarien mit frischem Wasser und dem ungewöhnlichsten Getier zeigen, was wenige Minuten später auf dem Teller landet. Scenic Area Badaguan Und weil Qingdao so viel schöne alte Architektur hat, noch ein paar Eindrücke aus dem Stadtteil Badaguan, einem Villenviertel circa vier Kilometer vom Zentrum entfernt mit Kiefernwald, gelbem Strand und Felsenklippen, auf denen teilweise Villen stehen.

  • Harbin, einer der kältesten Orte Chinas und ein Stück sino-russische Geschichte

    In Harbin, ganz oben im Norden Chinas ist im Winter viel los: Alljährlich lockt das größte internationale Winterfestival der Welt mit gigantischen Schnee- und Eisskulpturen. Russische Kultur ist allgegenwärtig und lässt einen manchmal vergessen, dass man in China ist. Außerdem leben in der nördlichsten chinesischen Provinz Heilongjiang sibirische Tiger - sogar in freier Wildbahn. Es ist kalt in Harbin, sehr kalt, und man muss sich auf diese Reise vorbereiten, denn minus 25 Grad sind Normalität, minus 15 Grad könnte man fast als mild bezeichnen. Man muss nicht unbedingt dicke Winterkleidung kaufen, wie sie die Bewohner Sibiriens im Winter stets tragen. Als Tourist braucht man sie nach dem Besuch Harbins nie wieder, aber einige warme Schichten Kleidung sind geboten. Außerdem sind die überall erhältlichen Wärmepads  besonders hilfreich. Man klebt sie auf die Unterwäsche, wo sie über zwölf Stunden angenehm warm halten. Damit kann man von morgens bis abends im Freien bleiben, ohne zu frieren, den ganzen Tag die klare, frische Luft genießen und die Schönheit des Winters bewundern, die hier gefeiert wird, wie nirgends sonst. Harbin zelebriert den Kult um eisige Kälte und Schnee, strahlendes Weiß und blauen Himmel bei Sonnenschein. Selbstklebende Wärmepads, die man auf der Unterwäsche anbringen kann. Sie sind mit einem Pulver gefüllt, das Wärme erzeugt. Angst vor Verbrennungen muss man nicht haben, es wird nicht heiß. Damit kann man es sehr gut bei minus 20 Grad aushalten. Das morgendliche Anziehen dauert seine Zeit, man legt Schicht über Schicht, klebt die Wärmepads auf empfindliche Punkte, (Tipp: Auch unter die Fußsohlen, aber von außen auf die Socken jeweils ein Pad. Es hilft Wunder.) Ich trug acht Schichten: Unterhemd, Thermo-Unterwäsche, zwei langärmelige Oberteile, darüber Flanellhemd, Sweatshirt, Pullover, eine dünne Jacke und darüber eine Winterjacke, an den Beinen zwei lange Unterhosen, eine davon mit Thermoqualität, dazu die Pads, darüber eine Jeans, das reicht. Wenn man damit abends in ein gut geheiztes Restaurant geht, um ein Barbecue, die typische Spezialität der Provinz Heilongjiang, zu genießen, ist es angenehm warm und wird nicht zur Hitzequal. Überhaupt empfhielt es sich, den Tag nach langem Aufenthalt in der eisigen Wintermärchenwelt abends wohlig im Restaurant bei einem Harbin-Bier und leckeren, gegrillten Köstlichkeiten ausklingen zu lassen. ©CC-BY-SA https://de.wikipedia.org/wiki/Transsibirische_Eisenbahn#/media/Datei:Karte_Transsibirische_Eisenbahn_2.svg Der Bau der transsibirischen Eisenbahn Zu den Eigentümlichkeiten Harbins gehört, dass die Stadt vollkommen russisch wirkt. Der Amur, Grenzfluss zwischen Russland und China, heißt auf chinesisch Heilongjiang und nach ihm ist auch die nördlichste chinesische Provinz benannt. Harbin ist deren Hauptstadt. Die Stadt ist jung für chinesische Verhältnisse, wo man das Zählen in Jahrtausenden gewohnt ist. Sie wurde 1889 als Haltepunkt an der Transsibirischen Eisenbahn errichtet, die ab den 1870er Jahren vom zaristischen Russland gebaut wurde, um Sibirien zu erschließen, die dortigen Bodenschätze besser abtransportieren zu können und den Handel mit China zu beleben. Die erste Lok, die in Harbin ankam, steht im Zentrum der Altstadt. Die Bedeutung von Bahnstrecken ist im heutigen Bewusstsein verschwunden. Sowohl die Erschließung des Wilden Westens in Amerika als auch Sibiriens wären ohne den Bau großer, transkontinentaler Eisenbahnstrecken nicht möglich gewesen. Die Mandschurei unter russischer Kontrolle Mitte des 19. Jahrhhunderts hatte Großbritannien China durch die Opiumkriege unter Kontrolle gebracht und gezwungen, die benachteiligenden "Ungleichen Verträge" bedingungslos zu akzeptieren. Die nachfolgenden Zeiten, die in China als "Jahrhundert der Demütigung" bezeichnet werden, und erst durch den Sieg der Kommunisten 1949 beendet wurden, sollte bei der Betrachtung der Beziehungen Chinas zu den westlichen Staaten nicht außer Acht gelassen werden. Diese Zeit ist im heutigen chinesischen Bewusstsein sehr lebendig und prägt das von Vorsicht und weniger von Vertrauen geprägte Verhältnis Chinas zu Europa. Auf europäischer Seite sind diese Ereignisse im allgemeinen Bewusstsein so gut wie vergessen, was vielleicht zu mancher Fehleinschätzungen der Beziehungen zu China führen kann. An der Ausbeutung Chinas beteiligte sich auch Russland und erlangte die Kontrolle über die Mandschurei. Die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn verlief zwischen den russischen Städten Tschita und Wladiwostok über die beiden chinesischen Provinzen Innere Mongolei und Mandschurei. Harbin wurde gegründet und von dort führte eine weitere Eisenbahnstrecke zum eisfreien Hafen Dalian ans Gelbe Meer im Süden. Diese beiden Bahnstrecken, die auf der Landkarte die Form eines T's bilden, bezeichnet man auch als Ostchinesische oder Transmandschurische Eisenbahn. Die Altstadt Harbins ist von russischer Architektur geprägt: Souvenirläden, Restaurants, Teesalons. Kyrillische Aufschriften lassen einen vielerorts teilweise fast vergessen, dass man in China ist. Typisch russisches Interieur: Säulen, viel Gold, wuchtige Kronleuchter etc. Russlands Vorstellung von europäischer Hochkultur, an der man sich seit Zar Peter dem Großen orientierte. Ein bisschen plüschig, Samt und geraffte Gardinen gehörten auch zur vorrevolutionären russischen Kultur. Früchte mit Zuckerguss, eine Leckerei aus Peking, die sich aber erfolgreich in ganz China durchgesetzt hat. Besonders gut schmecken Weißdorbeeren - wie ein säuerlicher, grüner Apfel. Dazu die knusprige Zuckerglasur - perfekt. Trubotschki, ein Gebäck, das auf Holz aufgewickelt und dann über dem Grill gebacken wird. Anschließend wird es mit Eis oder Sahne gefüllt. Russische Schokolade - härter als gewohnt, schmeckt aber gut. Jede Menge russische Souvenirs, hier die Matrjoschka. Auch Nussknacker werden massenweise angeboten. Man hält sie für russisches Kulturerbe, obwohl ihre heutige figürliche Form als Förster, Gendarm, Husar oder König 1870 im Erzgebirge von dem Kunsthandwerker Friedrich Wilhelm Füchtner erfunden wurde. Die orthodoxe Sophienkathedrale wurde 1907 gebaut. Mit der Übernahme der Macht durch die Kommunisten 1949 wurden sämtliche christliche Missionierungsversuche in China beendet und die Kathedrale geschlossen. Um ein Haar wäre sie in der Kulturrevolution zerstört worden, wenn sie nicht als Warenlager für eine nahegelegenes Kaufhaus gedient hätte. Erst in den 1990er Jahren wurde die Kirche restauriert, die Bäume, die bereits aus ihrem Dach wuchsen, entfernt und die zugemauerten Fenster wieder geöffnet. Heute ist die Kirche ein Denkmal. Blick in die Kuppel der Sophienkathedrale Der Bezirk Lao Dao Wei Russische Beschilderungen verweisen heute noch auf die Geschichte der Stadt, wie hier im Bezirk Lao Dao Wei, der im Stil des sogenannten chinesischen Barock errichtet wurde und in den letzten Jahren touristisch herausgeputzt wurde. Alte Kontore, Geschäfts- und Wohnhäuser aus Ziegelsteinen vermitteln das Gefühl einer Zeitreise. Angenehm, dass sich hier nur wenige westliche Ketten niedergelassen haben. Hauptsächlich gibt es chinesische Geschäfte, Restaurants und Cafés, Bäckereien, Souvenir- und Antiquitätenläden. Man flaniert durch Straßen, entdeckt dahinterliegende Höfe mit umlaufenden Emporen, einem kleinen Museum und etliches mehr. Typische russische Alltagsgegenstände wie ein Samowar. Russen lieben Tee, der übrigens aus China kam - der sogenannte russische Tee, auch Karawanentee genannt, mit dunkelroter Farbe und einem leicht rauchigen Geschmack. Der Tee wurde früher in rechteckige Quader gepresst, sogenannte Ziegel, die auch zur Bezeichnung "Ziegeltee" führten, so das man ihn auf dem Rücken von Pferden besser transportieren konnte. Der rauchige Geschmack soll angeblich von den Lagerfeuern stammen, die in Vorzeiten nachts beim Transport auf der Tee-Pferde-Route gemacht wurden und deren Rauch dann in den neben den Lagerfeuern abgestellten Ziegeltee eingezogen sein soll. Außerdem soll die Wärme auf dem Rücken der Pferde zur Reifung des Tees beigetragen haben. Ziegeltee wird überall in Harbin verkauft. Er sieht nicht aus wie Tee, weil er so dicht gepresst wird, dass man Stücke von dem Block abbröckeln muss, die man im Mörser zerkleinert, um anschließend mit dem Pulver Tee aufzugießen. Ein typisches Bett in Nordchina. Auffällig ist der gemauerte Sockel, darunter befindet sich eine Feuerstelle. Nordchinesische Schlafstätten wurden beheizt. Im Winter können die Temperaturen nachts auf minus 40 Grad fallen. Ein Stadtplan der alten russischen Stadt Mit den Russen kam auch die jüdische Kultur in den fernen Nordosten Asiens, nach Sibirien und in die Mandschurei. Litauen im weit entfernten Europa hatte einst die Juden ins Land geholt und war im Mittelalter eines der größten Reiche Europas. Später, nachdem Litauen extrem viel Territorium verloren hatte, lebten ehemals litauische Juden in der Ukraine, Russland, Weißrussland, Polen usw. - das osteuropäische Judentum, die Ashkenasim. Das Restaurant Lao Zhang Baizi war früher staatlich, jetzt ist es privat. Durch seine große Beliebtheit ist es immer voll, aber Wartezeiten sind in China immer erträglich, meistens bekommt man schon nach zehn Minuten einen Platz. Eigenartig für Europäer, dass Chinesen beim Essen oft ihre Jacke nicht ausziehen. Auch die Essmanieren sind teilweise sehr anders als bei uns. Der Brottrunk - nicht nur bei uns im Reformhaus erhältlich, sondern auch in der Mandschurei. Russland lässt grüßen. Nach Deutschland kam er übrigens erst nach dem 2. Weltkrieg. Deutsche Kriegsgefangene brachten die Idee der Brotfermentierung aus sowjetischer Kriegsgefangenenschaft mit. Die Umgebung dieses Distrikts ist noch sehr ursprünglich, ebenfalls mit russischer Bebauung, die teilweise etwas heruntergekommen ist, was den Häusern einen gewissen morbiden Charme verleiht. Das internationale Schnee- und Eisfestival Jedes Jahr erfolgt der offizielle Festival-Startschuss am 5. Januar. Es ist ein Festtag, zu dem die ganze Stadt frei bekommt. Man kann aber schon weitaus vorher die Eiswelten genießen und bestaunen. Die folgenden Aufnahmen aus dem Jahr 2023 entstanden alle schon um Weihnachten. Der Aufbau der gesamten Skulpturen und Bauwerke beginnt Wochen vor dem offiziellen Start, so dass Ende Dezember schon vieles bereit ist und man kaum bemerkt, dass noch nicht alles in Gänze fertig gestellt wurde. Insgesamt gibt es bei diesem Festival mehrere große Bereiche, die über die Stadt verteilt sind. Die Schneeskulpturen werden auf der Sun Island im Fluss errichtet, die Ice and Snow World befindet sich auf dem zugefrorerenen Songhua Fluss, das Eislaternenfest im Zhaolin-Park. Darüber hinaus gibt es auch in der Altstadt massenweise Eisskulpturen und Schneefiguren. Es wird so viel geboten, dass man mindestens ein Wochenende in der winterlichen Stadt verbringen kann. Da Harbin nicht gerade um die Ecke liegt und die Anreise einige Zeit in Anspruch nimmt, sind drei Tage für den Wintertrip angemessen. Tigerwelt in Harbin Der sibirische Tiger lebt im Norden Chinas, Russlands und Nordkoreas. Der wilde Bestand ist stark bedroht, weshalb es diese Tigerfarm gibt, in der 800 Tiger leben, deren Tiere ausgewildert werden, darunter auch der weiße Tiger, der als besonders gefährlich gilt und deshalb in einem gesonderten Gehege lebt, während seine Artgenossen relativ frei in sehr weitläufigen Arealen herumlaufen. Die Fahrt in das Gebiet war wie im Film Jurassic Park. Torschleusen schließen und öffnen sich automatisch. Niemals sind beide Tore geöffnet. Und dann geht es hinein in die Welt der Raubkatzen, in deren Beuteraster auch Menschen fallen. Die Fenster der Busse sind doppelt vergittert, die Reifen ebenfalls, so dass die Tiger sich nicht nicht daran abarbeiten können. Sibirische Tiger lieben Kälte und Schnee. Völlig entspannt verbringen sie den gesamten Tag draußen bei sehr weit unter dem Gefrierpunkt liegenden Temperaturen. Die extreme Kälte scheint ihnen überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, sie freuen sich anscheinend über den Schnee und tollen darin herum. Die Katzen kommen direkt an den Bus heran, weil sie wissen, dass sie von den Touristen gefüttert werden, die Fleischstücke mit Zangen durch die doppelte Vergitterung halten. Die Tiere strecken sich nach oben und halten sich mit ihren Vorderpranken direkt am Gitter fest. Dabei kann man aus nur ca. 30 Zentimetern in den Schlund der riesigen Katzen blicken, deren Atem in der eisigen Luft kondensiert. Es ist beeindruckend.

  • Xi'an - die älteste Stadt Chinas

    Eine Redewendung sagt: Willst du 150 Jahre China erleben, fahr nach Schanghai. Willst du 1000 Jahre China  erleben, fahr nach Peking. Willst du 4000 Jahre China erleben, fahr nach Xi'an. Der Glockenturm, eines der Wahrzeichen der Stadt Xi'an ist die älteste Stadt Chinas, obwohl sie eigentlich erst im 3. Jahrhundert vor Chr. richtig zur Geltung kam. Sie wurde die erste Hauptstadt des 247 v. Chr. frisch gegründeten Kaiserreichs, das entstanden war, nachdem Chinas erster Kaiser, Qin Shihuangdi, die zuvor bestehenden sieben Reiche geeint hatte. Die erste kaiserliche Dynastie waren die Qin (sprich "tchin"), von deren Namen sich die heutige Bezeichnung "China" ableitet. In Xi'an begann die Seidenstraße, die von hier über Zentralasien, Persien und den Nahen Osten nach Europa führte. Durch diese Handelsstraße erreichte Xi'an während der Tang-Dynastie im 7. und 8. Jahrhundert eine weitere Blütezeit, als die Stadt zum Handelszentrum wurde, in dem sich die damalige Welt ein Stelldichein gab: Araber, Perser, Inder, Japaner schickten Gesandte in die Hauptstadt und Kaufleute und Händler ließen sich hier nieder. Xi'an war im 7. Jahrhundert eine Millionenstadt. Die Handelsverbindungen nach Westasien brachten viele Muslime in die Stadt, die ihr bis heute ein ganz besonderes Gepräge geben mit einer 80.000 Mitglieder umfassenden Gemeinde, dem Muslimviertel mit Basar, der großen Moschee und unzähligen kulinarischen west- und zentralasiatischen Genüssen. In späteren Jahrhunderten versank die Stadt in der Bedeutungslosigkeit. Die Kaiser zogen in andere Hauptstädte und niemand sprach mehr von Xi'an, bis 1974 DER archäologische Sensationsfund des 20. Jahrhunderts von Bauern gemacht wurde: Die Terracottaarmee. Eigentlich wollte ein Bauer nur einen Brunnen ausheben, dabei stieß er zufällig auf diese Tonsoldaten. Neben diesen spektakulären Sehenswürdigkeiten hat Xi'an die größte komplett erhaltene Stadtmauer Chinas, die die Stadt vollständig umgibt und so breit ist wie eine zweispurige Straße. Auf ihr kann man Fahrräder leihen und damit die gesamte Altstadt umrunden. Der Trommelturm, das ehemalige Stadttor Die Sehenswürdigkeiten liegen für chinesische Verhältnisse recht nah beieinander. Am besten nimmt man ein Hotel in der Nähe des Trommelturms, dort beginnt direkt das Bei Yuan Men-Viertel ( 北院门) , das muslimische Viertel, mit seinen Basaren, dem Nachtmarkt und der großen Moschee. Der Glockenturm ist nur 200 Meter entfernt und in wenigen Minuten erreichbar. Zum südlichen Stadttor der Mauer läuft man circa 1,5 Kilometer. Dort liegt ein weiteres schönes Stadtviertel, das Shu Yuan Men, sowie der Zugang zur Stadtmauer und das bedeutende Beilin-Museum. Einzig die Terracotta-Armee liegt ziemlich weit außerhalb der Stadt. Ein Taxi dorthin kostet nicht viel, obwohl man gut eine Stunde unterwegs ist. Der Trommel-Turm wurde zusammen mit dem Glockenturm 1380 während der frühen Ming-Dynastie errichtet. Benannt wurde er nach einer riesigen Trommel in seinem Inneren, mit der die Stunde durch Trommelschläge angezeigt wurde. Der Glockenturm ist nur 200 Meter entfernt. Seine riesige Glocke läutete den Morgen ein. Mit dem Glockenschlag wurde das Stadttor geöffnet. Glocken schwingen in China nicht, sondern hängen still und werden mit einem Klöppel von außen geschlagen. Direkt am Trommel-Turm beginnt das muslimische Viertel Bei Yuan Men . Der Nachtmarkt in Bai Yuan Men Vor allem abends ist dort immer viel los, an längeren Wochenenden oder Feiertagen wird es richtig voll. Im Mittelpunkt steht wie immer das Essen. Eine typische Spezialität der Region Shaanxi, den chinesischen Burger Ròu Jia Mó ( 肉夹馍), sollte man sich nicht entgehen lassen. Zwar gibt es ihn mittlerweile in ganz China, aber hier am Ursprungsort ist er vielleicht noch besser. Es ist ein aufgeschnittenes Brot, in das gekochtes und dann gehacktes Fleisch gefüllt wird. Gewürze, Zubereitung und Fleischsorte variieren teilweise stark je nach Region. Für Chinesen ist eine grundlegende Intentionen des Reisens, die Spezialitäten der unterschiedlichen Regionen des Landes kennenzulernen. Dem schließt man sich früher oder später an und probiert sich bei den Reisen auch immer durch die kulinarische Vielfalt Chinas. Frisch gepresster Granatapfelsaft Gewürze wie auf einem orientalischen Basar Ziegeltee Eine weitere Spezialität, die die an vielen Ständen angeboten wird, ist der Ziegeltee, in Quaderform gepresster Tee, der früher auf diese Weise besser auf dem Rücken von Maultieren transportiert werden konnte. Dieser Tee wurde vor allem nach Tibet geliefert, teilweise auch bis nach Indien, bevor die Briten anfingen, Tee in Indien anzubauen, um damit die Abhängigkeit von China zu umgehen. Indischen Tee gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Ein weiterer Abnehmer des Ziegeltees sind die Russen, bei denen er als Russischer Karawanentee gehandelt wird. Er hat eine dunkelrote Farbe und einen erdigen, rauchigen Geschmack, der, so sagt es die Legende, durch den Karawanentransport entstand, bei dem die Teeladungen abends neben den Lagerfeuern standen, von denen der Rauch in den Tee zog. Dieser heiße Tee Ming Tang Xue Li ist ein typisches Wintergetränk. Birne, getrocknete chinesische Datteln und Goji-Beeren bilden die Grundlage dieses leckeren und für chinesische Verhältnisse ziemlich süßen Getränks. Das Haus der Familie Gao Mitten im muslimischen Viertel liegt das Haus der Familie Gao, heute ein Museum, das man gegen einen kleinen Eintrittspreis besichtigen kann. Der ehemalige Besitzer Gao Yuesong war Regierungsbeamter auf zweiter Ebene der kaiserlichen Beamtenprüfung zur Zeit der Ming-Dynastie vor 400 Jahren . Als fähiger Beamter wurde er von Kaiser Chongzhen mit diesem Herrenhaus belohnt. Seitdem war die Familie offiziell adelig geworden und stellte sieben Generationen lang Beamte des kaiserlichen Hofes. Von einem Haus zu sprechen, ist untertrieben, denn diese Residenz hat zwei Höfe, die jeweils von vier kleineren Innenhöfen umgeben sind. Insgesamt gibt es 86 Zimmern, von denen 54 besichtigt werden können. Den Besucher umfängt nach Passieren des Eingangsportals eine abgeschlossene Welt der Stille und chinesischen Wohnkultur. Ein krasser Gegensatz zur geschäftigen, belebten Straße. Erinnerungen an den Schauplatz des Films "Rote Laterne" mit Gong Li kommen hoch: Eine Residenz, in der man sich wegen ihrer Größe kaum begegnet, in der die Treffen zwischen dem Hausherrn und jeweils einer seiner mehreren Frauen regelmäßig von Dienern geplant und vorbereitet werden. Das Original-Haus, das Haus der Familie Qiao, in dem der Film gedreht wurde, ist allerdings 500 Kilometer entfernt in Pingyao, in der Provinz Shanxi. In dem Gao-Haus gibt es auf der rechten Seite direkt hinter dem Eingang einen kleinen Raum mit einer Opernbühne. Links geht es über einen Hof mit einer weiteren Bühne in das Schattentheater. Schattentheater ist seit 2011 immaterielles Weltkulturerbe und ein wesentlicher Bestandteil der chinesischen Volkskunst, dessen Anfänge schon in der Han-Dynastie (ca. 206-220 n.Chr.) liegen. Historisch gesicherte Belege gibt es seit ca. 1000 n.Chr. Man unterschiedet zwei Stile beim Schattentheater, den westlichen in den Provinzen Shaanxi, Szechuan und Hunan und den östlichen, der sich in Peking entwickelte. Geschnitten werden die Figuren aus Pergament, ungegerbter Tierhaut, und anschließend mit Naturfarben bemalt. Die Schattentheater-Stücke werden mit viel Musik untermalt, die den regionalen chinesischen Opern entlehnt ist, z.B. der Peking-Oper im Osten des Landes und der Szechuan-Oper in Zentralchina. Teilweise werden auch Volkslieder in die Stücke eingebaut. Gesang und Musik wechseln sich mit Sprecheinlagen ab, bei denen die Stimmen karikierend verzogen werden. Die Instrumente sind traditionell chinesisch, z.B. die Sihu, ein chinesisches Streichinstrument, Bambusquerflöten und das chinesische Hackbrett Yangqin. Der Puppenspieler zeigt die Figuren und erläutert, wie sie bewegt werden. Rundgang über den Basar Enge Gassen führen durch den Basar des muslimischen Viertels. Endlich wurde ich fündig: Ein Mahjong-Spiel und zwar ein besonders schönes in einer mit Leder bezogenen Schatulle, das ich bei einem alten Hui, Mitglied der muslimischen Gruppe der Hui auf dem Basar bekam. Die große Moschee Mitten in der muslimischen Stadt verweisen plötzlich Schilder auf die Große Moschee. Sie sieht weniger aus wie eine Moschee, sondern eher wie eine Tempelanlage. Die Moschee wurde in der Tang-Zeit 742 n. Chr. gebaut und ist ca. 1300 Jahre alt. In späteren Dynastien wurde sie vergrößert, so das ihr Areal heute13.000 qm umfasst. Insgesamt hat die Moschee vier Höfe. Eine Tafel zeigt die Gebetszeiten an. Der Gebetsraum ist für Besucher nicht zugänglich. Der Baustil ist nicht nahöstlich, sondern chinesisch, dementsprechend gibt es weder Kuppeln, noch Minarette. Die Anlage lässt die Frömmigkeit der Gläubigen spürbar werden, die seit Jahrhunderten zum Beten hierherkommen. Die Stadtmauer von Xi'an Die Stadtmauer von Xi'an ist 12 Kilometer lang, komplett erhalten und umgibt in rechteckigem Verlauf die gesamte alte Stadt. Auf der 14 Meter breiten Mauerkrone, die auf dem Foto einer Straße ähnelt, kann man Fahrräder mieten und die Stadt umrunden. Nicht überall ist es so leer wie hier. Am Südtor gibt es die meisten Besucher, Souvenirläden, Geschäfte mit Leckereien und die Fahrradverleihstände. Am Südtor - hier ballen sich die Besucher. Zu Fuß kann man die Mauer umrunden, aber es dauert mehr als drei Stunden, deshalb wird es bald ruhiger, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Von der Mauerkrone entdeckt man viele Dinge wie diesen tibetischen Tempel. Außerdem befinden sich besonders in der Umgebung des Südtors etliche hübsche Hotels direkt an der Mauer, von deren Dachterrassen man einen schönen Blick auf die die Tore und Türme hat. Das Beilin-Museum Von der Mauer entdeckte ich auch dieses Museum am Südtor, das Beilin-Museum, das auf den ersten Blick nach nichts Besonderem aussieht, aber einen kulturellen Wert ersten Ranges hat, so dass die Behörden es mit AAAAA eingestuft haben, wodurch es zur Kategorie der kostbarsten Kulturschätze und Sehenswürdigkeiten des Landes zählt. Das Museum wird auch der "Wald der Steinstelen" genannt. Bei mir löste der Anblick der Stelen eher Assoziationen an einen Friedhof aus. Es sind Steinstelen mit Texten bedeutender chinesischer Philosophen, Gelehrter und Dichter der Jahrtausende, die angefertigt wurden mit dem Ziel, sie als alleingültige Referenztexte zu erhalten, damit bei zukünftigen Abschriften Fehler vermieden werden. Aus jeder Dynastie gibt es Texte, antike Klassiker und Bibliographien von tiefgreifender kultureller Bedeutung in allen Variationen der Kalligrafie. Dies brachte dem Museum den Beinamen ein "Schatzkammer der Kalligrafiekunst, historischer und kultureller Palast". Als man 1961 begann, die Kulturgüter Chinas einzustufen und zu inventarisieren, war dieses Museum im ersten Schub dabei. In einem Konfuzius-Tempel von 1087 sind die Stelen in sieben Hallen untergebracht. Im Laufe der Zeit wuchs der Schatz auf 11.000 Steinplatten an, 19 Texte sind nationales Kulturerbe. Die vier Steinstelen "Klassiker der kindlichen Frömmigkeit". Sie stehen auf quadratischem Grundriss, von jeder Seite kann man eine der vier Stelen anschauen. Zu den kostbarsten Schätzen zählt der "Klassiker der kindlichen Frömmigkeit", der 745 während der Tang-Dynastie in Blaustein graviert wurde. Der Inhalt sind Dialoge zwischen Konfuzius und seinen Schülern, in denen es hauptsächlich um kindliche Frömmigkeit und brüderliche Pflicht geht. Die Inschriften wurden von Kaiser Zuzog geschnitzt. Die Tafeln befinden sich an diesem Ort seit 1087. Die Kaicheng-Klassiker Die Kaicheng-Klassiker sind eine Gruppe von Steintafeln, die zwölf intellektuelle und unverzichtbare Bücher über die feudale Gesellschaft wie "die Analekte" und "Das Buch der Veränderung" umfassen. Diese Schriften wurden in die Stein gemeißelt , damit zukünftige Generationen von Studenten sie studieren können. Ursprünglich waren diese Tafeln während der  Tang Dynastie in der Kaiserlichen Akademie untergebracht. Unter der Song-Herrschaft wurden sie in dieses Museum gebracht. Die 114 Tafeln enthalten etwa 650.000 chinesische Schriftzeichen. Außer diesen beiden philosophischen und philologischen Schätzen umfasst das Haus viele andere. Aber um die Tiefe dieses Kulturerbes zu verstehen, muss man Sinologe sein. Mir gefiel die Atmosphäre und die Ernsthaftigkeit der Besucher und ich beobachtete wie Chinesen ihr Kulturgut wahrnehmen, wertschätzen und weitergeben. Den Stellenwert, den die eigene Kultur für Chinesen hat, habe ich oft erfahren, wenn auch z.B. Schüler äußern, dass sie sich mit den alten Kulturen befassen, um ihre Vorfahren besser zu verstehen. Es gibt etliche Jugendliche, die z.B. das Spielen antiker klassischer Instrumente lernen oder Kalligrafie, was in der Regel mit viel zeitlichem Aufwand, Konzentration und Ausdauer verbunden ist. Shu Yuan Men, eine antike Kulturstraße Zwischen dem Beilin Museum und dem Südtor liegt ein schönes Viertel voller Antiquitäten- und Kunstgeschäfte. Die zentrale, circa 600 Meter lange Straße Shuyuanmen erhielt ihren Namen von der alten kaiserlichen Schule Guanzhong Shuyuanmen, der zentralen Schule der Provinz Shaanxi, die während der Ming-Dynastie eingerichtet wurde, und hier lag. Die Terrakotta-Armee Der Fund dieser Armee war die archäologische Sensation des 20. Jahrhhunderts. Wie schon erwähnt, stieß 1974 ein Bauer namens Yan Xinmin beim Graben nach Wasser wegen anhaltender Trockenheit zufällig darauf. Niemand ahnte, dass hier solch ein Fund zu finden ist, niemand wusste es. Es gab keinerlei Hinweise, keine schriftlichen Aufzeichnungen, die auf diese Armee hinwiesen. Yan Xinmin meldete den Fund bei den staatlichen Behörden, was ebenfalls ein Glück war. Er hätte den Fund auch verkaufen können. Er lebt immer noch und signiert heutzutage Bücher über die Terrakotta-Armee, die die vielen Besucher kaufen. Er ist ein einfacher Bauer, der nur seinen Namen schreiben kann. Da der damalige Kaiser die Bauern, die in der Umgebung des Mausoleums wohnten, beauftragte, das Grabmal zu bewachen, sieht sich Yan Xinmin heute als Nachfolger der Wächter des Mausoleums. Entstanden ist die Armee auf Initiative des ersten Kaisers von China, Qin Shihuangdi , der die sieben Reiche unter seiner Führung einte und Xi'an zur Hauptstadt machte. Er ist vielleicht die bekannteste Figur der chinesischen Geschichte, bedingt durch zahlreiche Filme, aber auch durch diesen archäologischen Sensationsfund. Qin Shihuangdi bestieg schon mit 13 Jahren den Thron des Reiches Qin, dem größten und organisiertesten der sieben Reiche, und begann seine Regentschaft von 247 bis 210 v. Chr. Direkt nach seiner Thronbesteigung ließ er den Bau des Mausoleums beginnen, dessen Fertigstellung insgesamt 37 Jahre bis zu seinem Tod dauerte. Außerdem richtete er mit seinem Kanzler eine effektive Verwaltung des Reichs ein, die aber nicht nur zum Segen führte, sondern auch zu grausamer Herrschaft, der Aberhunderttausende zum Opfer fielen, weshalb Qin Shihuangdis Ansehen heutzutage in der Volksrepublik ambivalent ist. Das gigantische Mausoleum, dessen Terrakotta-Armee nur die Spitze des Eisberges ist. wurde bisher nicht ausgegraben, aber bereits durch Myonen-Dektoren erfasst, so dass man den unterirdischen Palast, der 1,5 Kilometer östlich von der Armee unter der Erde verborgen ist, virtuell mithilfe einer Animation besichtigen kann. Wie immer in China ist auch hier das Grab des Kaisers bisher ungeöffnet. Er liegt in 70 Metern Tiefe in einer Nachbildung des Reichs, in der die beiden Hauptflüsse Chinas, der Gelbe Fluss und der Jangtsekiang, durch Quecksilber nachgebildet wurden. Warum bisher kein Kaisergrab in China geöffnet wurde, ist rätselhaft. Offiziell werden konservatorische Gründe angegeben, denn Sauerstoff etc. kann zur Zerstörung der Artefakte führen, so wie es auch bei der Terrakottaarmee geschah, deren Figuren farbig gefasst waren und deren jahrtausendealte Farben unter Sauerstoffeinfluss schnell verschwanden. Heutzutage wird der Zustand eines archäologischen Fundes direkt nach der Ausgrabung fotografisch dokumentiert, so dass man die Farben später nachvollziehen kann. Derzeit arbeiten Chemiker aus Deutschland an Methoden, wie die Farbfassung zukünftig konserviert werden kann. Es sind noch längst nicht alle Soldaten der Terrakotta-Armee ausgegraben. Zukünftig sollen die Farben erhalten bleiben. Die Soldaten mit farbiger Fassung unmittelbar nach der Ausgrabung, Fotos zeigen den farbigen Zustand, der sich bald durch Licht- und Sauerstoffeinfluss veränderte. Aber auch Fallen, ähnlich wie bei Indiana-Jones-Filmen, soll es dort geben. So sollen z.B. das Quecksilber oder Selbstschussanlagen etc. zum Tod von Grabräubern führen. Es ist fraglich, ob Selbstschussanlagen nach über 2000 Jahren noch funktionstüchtig sind. Eine weiterer Grund, warum Ausgrabungen des unterirdischen Palastes und der eigentlichen Grabstätte bisher nicht begonnen wurden, ist tatsächlich so etwas wie ein Aberglaube, denn manche glauben, dass der Geist des ersten Kaisers immer noch anwesend ist und man will seine Grabstätte nicht stören. Die gesamte Armee umfasst 8000 Soldaten, eine voll funktionsfähige Armee mit Bogenschützen, Admiralen, Streitwagen, Kavallerie, Soldaten unterschiedlicher Ränge usw. Besonders beeindruckend ist der Detailreichtum der individuell gestalteten Figuren. Man kann sogar das Alter und die regionale Herkunft an den Gesichtern erkennen. Außerdem kann man den damaligen kulturellen Entwicklungstand ablesen an den Waffen, der Kleidung der Figuren aber auch an der Handwerkstechnik. Alle Figuren waren bei den Ausgrabungen zerbrochen bis auf eine, den kleinen knienden Soldaten. Was man heutzutage zu sehen bekommt, ist also zusammengesetzt, eine archäologische Sisyphosarbeit. Die Mitarbeiter kann man heute noch bei der Arbeit sehen, wenn nicht gerade Feiertag ist. Ihre Arbeitsplätze liegen mitten in den Ausgrabungsstätten. Die Soldaten stehen alle in diesen Gängen, die früher tatsächlich tunnelartig waren. Dazu wurden Gräben ausgehoben, die mit Holz abgedeckt wurden, auf die man Erde legte. Dadurch entstanden diese unterirdischen Tunnel, die heute frei gelegt sind. Es ist noch längst nicht alles ausgegraben. Auf dem Fotos sieht man noch verschlossene Gänge, die Form der Baumstämme, mit denen die Gänge abgedeckt wurden, ist ebenfalls deutlich erkennbar. Offenbar haben sich im Laufe der Jahrtausende die Baumstämme gebogen, so dass diese wellenartige Form entstand. Beim Freilegen der einzelnen Gänge ergibt sich der Anblick umgefallener, liegender, zerbrochener Soldaten. Der kniende Bogenschütze ist die einzige Figur, die unversehrt geborgen werden konnte. Durch die kniende Haltung und der Höhe von 130cm wurde er offenbar vor dem Zerbrechen geschützt. Um zu dieser Armee zu gelangen nimmt man von Xi'an am besten ein Taxi. Das Gelände liegt weit außerhalb der Stadt. Man fährt ungefähr eine Stunde. Taxifahren ist in China billig. Der gesamte Eingangsbereich ist riesig und entsprechend unübersichtlich, aber man findet den Weg. Eventuell nimmt man einen der professionellen Führer, die für 300 Yuan eine zweistündige Führung anbieten (Stand 2024). Man braucht diese Personen nicht zu suchen, sie kommen auf einen zu und bieten ihre Dienste an. Wer sich allerdings vorher schon eingelesen hat, weiß etliches, aber es gibt immer Ergänzungen, manches wiederholt sich und vertieft sich dadurch. Vieles dreht sich um Details der Archäologie, weniger um historische Zusammenhänge. Trotzdem empfand ich es als lohnend. Es ist an Feiertagen extrem überfüllt, obwohl die Anzahl der Besucher schon auf 60.000 pro Tag limitiert ist.

  • Als Tourist in Schanghai

    Als Individualtourist nach Schanghai zu reisen kann mitunter anstrengend werden. Blauäugig unterschätzt man die Andersartigkeit Chinas und stellt nach seiner Ankunft fest, dass China nicht nur ein anderes Land ist, sondern eher ein anderes Universum. Elementare Dinge werden zum Problem: Internetzugang, Orientierung in der Stadt, Bezahlen von Dingen, Gang zur Toilette, Zurechtfinden im Restaurant ... Gleich zu Anfang: Ein paar hilfreiche Apps, die man herunterladen sollte, bevor man nach China reist: VPN China hat eigenes Internet u nd westliche Browser, Facebook, Instagram, WhatsApp usw.  funkt ionieren nicht. Aber man kann das chinesische Internet umgehen mithilfe eines VPN-Browsers, mit dem man sich kurzerhand an einem anderen, fingierten Standort außerhalb Chinas einloggt. Der tatsächliche Standort des Handys ist zwar in China, aber durch den virtuellen Standort kann man alle westlichen Apps nutzen. Es gibt verschiedene Anbieter, VPN-Browser kosten ein paar Euro pro Monat, aber die Investition lohnt sich. Diese Browser sind offiziell für Chinesen verboten, aber jüngere Leute halten sich seltener daran. Als Westler bekommt man keine Probleme mit chinesischen Behörden, wenn man diesen Browser auf dem Handy hat. Alipay oder Wechat Alipay und Wechat sind Apps, mit denen man so ziemlich alles machen kann, am wichtigsten ist aber das Bezahlen. Normalerweise braucht man für Alipay ein chinesisches Bankkonto, mittlerweile gibt es aber auch einen Alipay Tour Pass für Touristen. Dieser Tour Pass funktioniert wie eine Prepaid Karte der Bank of Shanghai. Er läuft 90 Tage, danach wird die nicht verbrauchte Summe direkt auf das Konto zurück überwiesen, von dem sie kam. Um den Tour Pass zu nutzen, lädt man zunächst die Alipay-App vom Appstore auf sein Smartphone. Man registriert sich, indem man seine E-Mail-Adresse oder seine deutsche Handynummer mit Alipay verbindet. Nach der Anmeldung sucht man mithilfe des Such-Eingabefelds den Alipay Tour Pass. Man ergänzt noch die geforderten Daten, lädt danach die gewünschte Summe von seinem deutschen Konto hoch und kann dann mit Alipay bezahlen. Das Bezahlen damit geht extrem einfach mit eigenem QR-Code, der von Alipay generiert wird und vom Verkäufer gescannt wird. Alternativ scannt man den QR-Code des Verkäufers und tippt die zu überweisende Summe ein. MetroMan Diese App ist für die Nutzung der Metro hilfreich und bedienerfreundlich. Sie zeigt Verbindungen Fahrzeiten, Umsteigepunkte an, bietet eine Übersichtskarte übers gesamte Metronetz usw. Wenn man eine Sehenswürdigkeit sucht, kann man deren Namen im Unterpunkt "Maps" eingeben und der Ort erscheint auf einem Stadtplan, auf dem auch die nächsten Metrostationen gut erkennbar sind. Die Metro in China ist nicht ganz leicht zu nutzen. Die Probleme beginnen damit, dass sich der normale, des Chinesischen nicht mächtige Tourist, die Stationsnamen nicht merken kann. Erschwerend kommt hinzu, dass sich manche Namen ähneln wie ein Ei dem anderen. Versuch es beispielsweise mal mit Changshu Road und Changshou Road oder Shaanxi Road und Shanxi Road oder Changping Road und Changqing Road. Ein echter Hammer ist die Unübersichtlichkeit der Metrostationen mit ihren zig Ausgängen. Welchen soll man nehmen? Bei bis zu 30 Ausgängen, sollte man sich schon unten für den richtigen entscheiden, denn die Ausgänge liegen oben auf der Straße teilweise ziemlich weit auseinander. Und da man sich schon unterirdisch die Hacken abläuft, ist man froh, wenn man oben nicht noch einmal zehn Minuten zurücklegen muss. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stadt wenig Orientierung bietet. Die Architektur des modernen Schanghai sieht überall erschreckend gleich aus. Wenn man dann am falschen Ort auf die Straße kommt und sich zwischen Hochäusern wiederfindet, hilft nur noch eine App mit Stadtplan. Da empfehle ich Maps.Me . Das Geniale: Diese App hilft auch, bereits unterirdisch den passenden Metro-Ausgang zu finden. Maps.Me Diese App hilft wie ein Stadtplan, sie funktioniert im westlichen wie im chinesischen Internet. Google Maps funktioniert in China nicht, es sei denn VPN ist installiert, aber auf Dauer ist es enorm lästig, ständig zwischen dem chinesischen und dem westlichen Internet hin und her zu schalten. Maps.Me hilft auch bei der Suche nach Metroausgängen, wenn man an einer unübersichtlichen Station angekommen ist. In einem bestimmten Zoomgrad werden nämlich die Ausgänge der Metrostation als kleine Zahlen sichtbar. Das ist SEHR hilfreich, um oben beschriebene Erfahrungen zu vermeiden. Auf dem Screenshot v on Maps.Me  s ind deutlich die Ausgänge der Metrostation Changshou Road als kleine Pfeile mit Ziffern erkennbar. An diesem Screenshot wird deutlich, wie weit die Ausgänge manchmal auseinander liegen. SmSh SmartShanghai ist eine App, die dir hilft, wenn du z.B. ein Restaurant oder eine Touristenattraktionen oder einen Supermarkt suchst. Wenn du nichts Konkretes willst, sondern nur weißt, dass du z.B. essen gehen möchtest, werden Vorschläge geliefert. Man kann auch gezielt ein Restaurant suchen, Die Entfernung wird angezeigt, die nächste Metrostation und eine Map gibt es auch dazu. Was einem so alles passieren kann, wenn man sich nach Schanghai traut: In China zu sein ist so exotisch, dass selbst die Befriedigung essentieller Bedürfnisse wie Essen, Mobilität oder der Toilettengang problematisch sind. Dazu kommt in den Sommermonaten die brüllende Hitze. Mobilität: Städte zu Fuß zu erschließen mögen viele, aber chinesische Städte sind anders als europäische. Es sind gigantische Metropolen, in denen man völlig die Orientierung verlieren kann. Stundenlange Märsche bei übermäßiger Hitze sind im Urlaub nicht jedermanns Sache. Wenn man nicht laufen möchte, kann man ein Taxi bestellen, aber ein Taxi bekommt man nur per App (hier helfen Alipay oder Didi). Als westlicher Besucher glaubt man, dass man Taxis per Winken heranrufen kann. Falsch, wenn man mit den Armen in der Luft herumfuchtelt, hält kaum ein Taxi. Dieses Zeichen ist einfach nicht bekannt. Beim Taxifahren mithilfe der App kommen oft private Fahrzeuge, denn jeder kann per App zum Taxifahrer werden und ein bisschen Geld nebenbei verdienen. Es ist vergleichbar mit Uber-Taxis. Essen in China - schwierig für Touristen Nicht jeder kommt mit dem exotischen Essen und den Stäbchen zurecht. Messer und Gabel bekommt man nur in westlichen Restaurants. Will man authenisch essen gehen und geht dorthin, wo nur Chinesen sind, ist die Speisekarte auf Chinesisch. Oft haben Restaurants gar keine Speisekarte mehr, sondern einen QR-Code am Tisch, den man scannt. Die dann erscheinenden Speisekarten-Apps sind auch auf Chinesisch. Man tippt irgendetwas an und läss sich mit einem mulmigen Gefühl überraschen, was kommt. Ist die Bestellung damit schon abgeschickt? Nicht unbedingt. Manchmal muss man vorher zahlen, sonst wird in der Küche gar nicht erst mit dem Kochen angefangen. Hat man ein Restaurant mit einer Speisekarte mit Bildern gefunden, weiß man trotzdem nicht, was man wählen soll. Vielleicht hat man am Ende Kutteln auf dem Teller oder Innereien oder in feine Streifen geschnittene Schweineohren usw. Oder man bekommt einen ganzen Fisch mit Kopf, Schwanz und Gräten, den man natürlich mit Stäbchen essen muss. Alles Fleisch, dass man bekommt, hat Knochen, Haut und Fett. Man muss nagen können, was sich beim Essen mit Stäbchen mitunter schwierig gestaltet. Fett am Fleisch? Messer und Gabel, um es abzuschneiden? Fehlanzeige - also rein damit. Was soll's? Chinesen schneiden ja auch nichts ab. Sie mögen das sogar. Man sollte beim Essen dunkle Kleidung tragen. Garantiert glitscht einem ab und zu das Essen von den Stäbchen und klatscht in die Tomaten-Curry-Chilli-Soße, aus der man es gerade kunstvoll herausgefischt hat. Wenn man dann ein weißes Oberhemd trägt, kann man anschließend wegschmeißen. Wenn man irgendwann aufatmet, weil man endlich ein Mc Donald's Restaurant gefunden hat, ein Burger-King-Restaurant oder ein Café, das einen auf Frankreich macht, ist man eigentlich an der interkulturellen Erfahrung gescheitert und an dem Punkt angelangt, an dem man lieber wieder in Europa wäre. Da sitzt man dann in einem dieser globalen Kettenrestaurants in diesem unendlich blöden Allerweltsambiente, weil einen alles andere überfordert und denkt, dass es genauso aussieht wie in Wanne-Eickel. Wenigstens ist der Laden klimatisiert, denn draußen warten quälende 30-40 Grad, Noch ein paar Notizen zum Verkehr: Chinas Verkehr wirkt wie in Palermo. Wenn man sich gedankenlos träumend durch ein Viertel treiben lässt, sollte man mit allem rechnen. Daher der ultimative Tipp: Augen auf beim Verkehr!!! Dinge nur dann anschauen, wenn man sicheres Terrain erreicht hat. Der Verkehr gleicht dem Autoscooter auf der Kirmes, jeder sucht sich in dem Gewusel irgendwie seinen Weg. Aber immerhin wird nicht gerast, man muss eben einfach nur immer ausweichen und die Augen offen halten. Die anderen weichen auch aus und deswegen ist es eigentlich gar nicht schlimm, dass sich Fußgänger und E-Mofas oft den Bürgersteig teilen. Abends, wenn die Zweiräder ohne Licht und wegen Elektromotors fast geräuschlos fahren, kann es schon mal vorkommen, dass einem ein Zweirad mit Kind und Kegel fast über die Füße fährt. Gestern wurde ich Zeuge eines Unfalls, als ein Mann aus einem Taxi stieg, welches nicht am Straßenrand hielt, sondern mitten auf der Straße. Der Fahrgast riss die Türe auf, ein Zweirad fuhr mitten hinein. Krachen, Mann am Boden, wenig Geschrei, kurze Nachfrage, ob etwas passiert ist, auf die Beine helfen ... weiterfahren. Toiletten gibt es im Innenstadtbereich in den meisten Restaurants sowie in den schicken Shopping-Malls. Aber Vorsicht, nicht überall gibt es sie, schon gar nicht, wenn man den Innenstadtbereich verlässt. Wenn man dann dringend eine Toilette braucht, ist guter Rat teuer, vor allem, wenn man kein Chinesisch spricht. Niemand wird einem auf Englisch helfen können. Ganz wichtig: Immer Tempotaschentücher dabei haben. Denn Klopapapier gibt es nur dort, wo es westlich ist, also mitten in der Stadt, aber sicher ist sicher. Niemals einen längeren, vielleicht ganztägigen Trip beginnen ohne Tempotaschentücher. Seife und Papierhandtücher sind auch Mangelware. Es wird mehr, ist aber es ist immer noch Glücksache. Es hilft alles nichts. Man muss sich einfach auf dieses Land einlassen und wenn man als Tourist kommt, muss man sich vorher kundig machen, welche Apps man braucht usw. Wer prinzipielle Bedenken beim Nutzen von chinesischen Apps hat, vielleicht sogar ängstlich ist, weil er vermutet, dass Informationen gesammelt werden, wird vielleicht nicht glücklich. Andererseits funktionieren manche Dinge überraschend gut, mit denen man nicht gerechnet hat. Man kann über WhatsApp Nachrichten und Bilder nach Hause schicken. Man kann auch über WhatsApp telefonieren. Eigentlich ist alles ganz einfach. Wenn man länger in China bleibt und nach einiger Zeit mit den Apps gut hantieren kann, werden sie zur ultimativen Erleichterung. Man kann übrigens in China immer noch mit Bargeld bezahlen, obwohl das Gerücht herumgeistert, dass nur noch digital bezahlt wird. Es gibt noch viele alte Leute, die von der Erneuerung des Landes in den letzten dreißig Jahren überrollt wurden, und die zahlen alle noch mit Bargeld. Das einzige Problem ist für einen Nicht-Chinesen, an Bargeld zu kommen. Bei der Bank of China sollte es aber problemlos mit einer gängigen Kreditkarte funktionieren.

  • Noch mehr Lockdown

    In den letzten Monaten flammten immer wieder Infektionsherde in der Metropole auf, die zu kurzen lokalen Lockdowns in entlegenen Bezirken führten. Der Alltag in der Stadt wurde dadurch aber nicht beeinflusst. Dass Schanghai irgendwann in einen totalen Lockdown geht, war nicht absehbar. Meine Kollegen waren sicher, dass diese Stadt nie heruntergefahren wird und so wurde es auch von der Politik beteuert. In den letzten zwei Märzwochen zog die Situation aber deutlich an. Maskenpflicht in der Öffentlichkeit, Vorzeigen von QR-Gesundsheitscodes beim Betreten von Geschäften und in den Schulen fanden Massentestungen statt. Es wurde merklich leerer auf den Straßen und vor allem war die U-Bahn so leer wie an einem Sonntag in Bochum - kurz: ausgestorben. Trotzdem war ich noch am Samstag in einem großen Kaufhaus und am Sonntag saß ich noch mit meiner Kollegin im Garten eines Cafés, allerdings wurden währenddessen vor unseren Augen die Bürgersteige abgesperrt mit Flatterbändern aus Plastik, die um Straßenschilder und Bäume gewickelt wurden. Ein Gefühl von Endzeitstimmung beschlich uns. Am Sonntagabend kam dann die Mitteilung, dass die Stadt in den totalen Lockdown geht. Der Huangpu-Fluss teilt die Stadt in Ost und West und diese Hälften wurden hintereinander heruntergefahren. Die Pudong-Seite im Osten, wo der Hafen und das Finanzzentrum mit Börse, dem Krankenhaus, in dem ich war, liegen, wurde zuerst für fünf Tage geschlossen und vom 1. - 5. April war die Puxi-Seite im Westen dran, in der ich wohne. Nachdem verkündet wurde, dass der Lockdown kommt, fanden Hamsterkäufe statt. Lautsprecher verkünden seitdem öfters weithin hörbar Informationen über den Stand der Dinge. Minutenlang hallen dann diese Durchsagen über die Dächer des Stadtteils, Desinfektionstrupps kommen, um Gebäude zu dekontaminieren. Der Lockdown haut mich nicht um, aber die Frage, ob man genug zu essen gekauft hat, löst ein mulmiges Gefühl aus, besonders da alle Geschäfte geschlossen sind. Infiziert zu sein wäre schlimmer, denn dann geht es in ein Quarantänezentrum außerhalb, wo man in riesigen Bettenhallen mit anderen Infizierten zwei Wochen bleiben muss. Wir richten uns hier auf dem Schulgelände ein, sind sicher abgeschottet, keiner ist infiziert, wir dürfen uns auf dem Gelände bewegen und haben genug Platz. Wir werden dreimal täglich in der Mensa mit Essen versorgt. Bestellservices, auf die ich hoffte, fahren leider nicht mehr. _____________ Heute Morgen war Massentestung. Auf dem Weg zum Testzentrum lief man über vollkommen leere Straßen. Kein einziges Auto, kein Motorrad war unterwegs. Im Lockdown rausgehen ? Hier auf dem Gelände gut möglich. Manchmal setze ich mich aufs Dach. Es ist schon sommerlich warm und man bekommt Urlaubsbräune. Ich fühle mich wie in einer südeuropäischen Metropole. Mittagssonne, Siesta, wenn sich die Hitze über die Stadt legt und die Aktivitäten zum Stillstand kommen. Aus irgendeinem offenen Fenster ist unentwegtes Geschwätz zu hören, ab und zu vernimmt man ein Handwerkergeräusch aus irgendeiner Wohnung, Vogelgezwitscher. Auf dem Weg zu einer Massentestung, einer der wenigen Momente, in denen man auf die Straßen darf. ___________________ Heute wurde verkündet, dass der Lockdown fortgesetzt wird. Das Qingming-Fest, mit den beiden Feiertagen wird quasi ausfallen. Die Möglichkeit, in den Sommerferien Schanghai zu verlassen und in China zu reisen, sehe ich schwinden. Man kann auch nicht in den Ferien nach Hause fliegen, weil die Flüge und das Quarantänehotel extrem teuer sind, und mein Arbeitgeber die Kosten von ca. 9000 Euro nicht übernehmen will. Mittagessen in der Mensa. Wir werden versorgt, aber die Atmosphäre ist befremdlich. ________________________ Die Versorgungssituation in Schanghai ist angespannt. Lieferapps kann man in diesen Tagen nicht nutzen. Alles ist geschlossen, kein Pizzaservice - nichts. Man kann versuchen, Lebensmittel und vor allem frisches Gemüse und Obst bei der Regierung zu bestellen. Die schenkt es der Bevölkerung und bringt es vorbei. Dafür muss man in aller Frühe aufstehen. Wenn es dann um sechs Uhr losgeht, ist nach wenigen Minuten alles komplett verteilt, so als würde man Tickets für ein Konzert von einem Superstar haben wollen. Wir haben ein Riesenglück, dass wir hier in der Schule untergebracht sind. Täglich drei warme Mahlzeiten. Der Koch lebt auch auf dem Schulgelände und die Speisekammer ist anscheinend gut gefüllt. Es gibt auch täglich frisches Gemüse. Insgesamt sind wir auf dem Schulgelände ca. 15 Leute, zehn Lehrer, der Koch und ein paar Männer vom Wachdienst. Die Sporthallen sind geöffnet und mit meinem Kollegen, einem Sportlehrer, spiele ich abends Tischtennis, gehe joggen oder sitze einfach in der Sonne. Im Haus gegenüber werden alle Menschen getestet oder es werden ihnen Lebensmittel gebracht. : Etage für Etage, Wohnung für Wohnung Wie ist das möglich bei 26.000.000 Menschen in dieser Riesenstadt? Für das Haus gegenüber mit seinen zwölf Etagen brauchten die Mitarbeiter ca. eine Stunde, das sind nur fünf Minuten für jede Etage. Man schafft also in 12 Stunden ca. zwölf Häuser. Aber Schanghai hat Hochhäuser, so weit man blicken kann. Ein erschöpfter Mitarbeiter, der kurz Pause macht. Auch in dem Ganzkörperanzug steckt ein Mensch, was man aber nur wirklich wahrnimmt, wenn er das Gesicht frei macht, um kurz zu verschnaufen, Und wieder zum Test. Auch wenn es nach langer Wartezeit aussieht, geht es recht schnell. Chinesische Organisation

  • Altes China, neues China - meine Eindrücke bei Spaziergängen durch die Stadt

    Bei Saziergängen durch Schanghai erlebt man unterschiedlichste Viertel und Welten. Manchmal fühlt es sich an wie eine Zeitreise in die 90er Jahre, manchmal wie eine Modenschau für Cosplay in einer Stadt, die so modern und international ist, dass man sich iin der Zukunft fühlt. Die junge und die alte Generation haben unterschiedliche Einkommensverhältnisse, Ausbildungen und Lebensstile, Sie werden durch das starke Band der Verwandtschaft zusammen gehalten, aber die Veränderungen sind unaufhaltsam, rasant und man fragt sich oft, wohin die Reise dieser Gesellschaft geht. In meinem Stadtteil leben hauptsächlich Senioren. Sie verkörpern für mich das China der Volksrepublik vor und nach Deng Xiaoping. Dieser für China so wichtige Staatsmann leitete den Paradigmenwechsel der Volksrepublik durch wirtschaftliche Liberalisierungen, Reformen und Öffnungen ein. Seit nunmehr fast 45 Jahren wachsen in China Wohlstand, Bildung, Konsum und Besitz. Wenn man heutzutage durch Viertel mit viel junger Bevölkerung im Zentrum Schanghais wandelt, wird man bei den Konsummöglichkeiten kaum Unterschiede zu westlichen Metropolen feststellen. Mehr noch - der Konsum und Luxus Schanghais stellt viele bedeutende Welt-Metropolen in den Schatten. In diesen modernen Gegenden leben wenige Alte. Sie wohnen am Rand der Innenstadt, wo die Gentrifizierung langsamer ankommt. Die Lebensweise der Alten, die von von der Ära unter Mao geprägt wurde, wird in den nächsten Jahrzehnten verschwinden. Der Alltag von vielen von ihnen wird vom täglichen Einkauf auf dem Markt und dem Sich-Kümmern um die Enkelkinder bestimmt. Die Markthalle in meinem Viertel. Unter demselben Dach gibt es einen Bereich mit vielen Garküchen. Häufig sieht man in der Markthalle und in Garküchen Gruppen alter Männer um einen Tisch voller verschiedener Gerichte, Schüsseln, dampfender Töpfe. Nach chinesischer Art essen alle mit ihren Stäbchen aus denselben Schüsseln, plaudern Schanghaier Dialekt und rauchen dabei dicke Zigarren. Bei ihrem Anblick frage ich mich oft, was diese Männer alles erlebt haben: Das China unter Mao, den Korea-Krieg, den großen Sprung, Hungersnöte, Kulturrevolution. Welche Werte haben sie, was bedeutet ihnen der Kommunismus, wie empfinden sie die gewaltigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen, verstehen sie ihre Enkel, werden sie von ihren Enkeln verstanden? Häufig sieht man auf den Straßen alte Männer mit Brettspielen und viele, ausschließlich männliche Zuschauer stehen still darum herum, gucken zu und denken mit, wie z.B. hier bei dem Spiel Xiangqi, einer chinesischen Schachversion. Werden diese Traditionen von der jungen Generation fortgeführt? Ich habe nie einen jungen Menschen gesehen, der dieses Spiel spielt, schon gar nicht auf der Straße. Allabendlich wird in meinem Viertel auf dem öffentlichen Platz vor dem Park getanzt, viele Paare, viel Musik. Findet eine Frau keinen männlichen Tanzpartner, tanzt sie halt mit einer anderen Frau. Etliche Bewohner der Nachbarschaft gehen einfach nur hin, sitzen auf Bänken oder niedrigen Mauern, gucken zu und verbringen dort ihren Abend. Junge Menschen sieht man bei solchen öffentlichen Tänzen gar nicht. Neben meinem Wohnhaus tanzt jeden Abend um dieselbe Zeit eine Frauengruppe ihre charakteristischen Gruppentänze. Ästhetische, langsame, synchrone Bewegungen zu harmonischer Musik. Auch diese Frauen sind alle mindestens über 50 Jahre alt. Manchmal sieht man einzelne männliche Senioren im Park Arien singen und das können sie so gut wie wie ein italienischer Opernsänger. Die Musik kommt dabei von einem alten Kassettenrekorder. An anderer Ecke auf einem Platz wird Karaoke in aller Öffentlichkeit gesungen und weil es so viel Spaß macht, gibt es auf einem Platz gleich drei Karaoke-Bühnen und alle singen durcheinander. Auch bei diesem Freizeitvergnügen habe ich auch noch nie einen jungen Menschen gesehen. Karaoke ist zwar auch bei den Jungen beliebt, aber lieber in geschlossenen Räumen. Eine Seniorin beim Karaoke-Singen auf einem Platz am Park Irgendwo auf dem Gehweg werden die Haare geschnitten und überhaupt findet viel alltägliches Leben auf der Straße statt. Woanders werden Fische geschuppt, Fleisch geschnitten, gekocht, gegessen. Das pralle Leben. Der Verkehr in den Seniorenvierteln ist chaotischer als in der luxuriösen Innenstadt. Die Leute fahren, wie sie wollen, mit dem Elektro-Mofa quer über die Kreuzung oder auf dem Bürgersteig zwischen den Leuten. Die traditionellen Feiertage werden ernst genommen. Während des Frühlingsfestes war mein Viertel fast komplett heruntergefahren, fast alle Geschäfte waren geschlossen und blieben es lang. Erst etliche Tage nach dem Fest erwachte die Straße allmählich wieder zu neuem Leben. Die einzigen Läden, die während der Feiertage geöffnet hatten, waren die üblichen internationalen Ketten, die sich überall in der Stadt ausbreiten. Hier heißen sie "85°", "Paris Baguette", "Burger King" und "Starbucks". Der Vormarsch dieser Ketten in die Wohnviertel der Alten ist auch ein Zeichen der sich langsam nähernden Gentrifizierung und der Verdrängung des alten Lebenswandels. Kinder werden oft von ihren Großeltern aufgezogen, da die Eltern arbeiten müssen. Das teure Leben in Schanghai will bezahlt werden. Nicht selten leben deshalb drei Generationen in einer Wohnung. Weil Chinesen Familienmenschen sind, ist das weniger problematisch als in Deutschland. Viele Großväter holen abends ihre Enkelkinder von der Schule ab. Kurz vor Schulschluss ist der Platz vor dem Schulgebäude voller Elektro-Mofas. Zusammen geht es auf dem Zweirad nach Hause. Geht man in den Bezirk Jing'an, erlebt man eine vollkommen andere Welt. Shopping-Malls ohne Ende, Luxusgeschäfte und natürlich das sonntägliche Flanieren mit auffälliger Kleidung, permanente Foto-Shootings und Selfie-Sessions, Selbstdarstellung, Sehen und Gesehen-werden, Konsumfreude und Kaffeetrinken für acht Euro, eine Summe, von der man sich in den Seniorenvierteln einen Tag lang gut ernähren kann. In diesen modernen Bezirken sind wiederum die Senioren selten zu sehen. Es kommt vermutlich selten vor, dass mancher, der in der Markthalle seines Seniorenviertels in der Garküche isst, ein Restaurant in Jing'an besucht. Gibt es in Schanghai ein Nachtleben? Ja, aber nicht wie in Berlin, wo sich vieles nicht nur in Clubs, sondern auch auf der Straße abspielt, sondern ausschließlich in Clubs, z.B. The Monkey Lounge in der Julu Road. Eine Flasche Wein 288 RMB, Mindestverzehr 500 RMB, wenn man eine private Lounge für sich und seine Freunde bucht. Solche Clubs öffnen ab 23 Uhr und man kann feiern bis 8-9 Uhr morgens. Ansonsten bekommt man vom Nachtleben in Schanghai nicht allzu viel mit, es findet innen statt. Der bekannteste und teuerste Club "Asiens" ist der Techno-Club "Taxx" in der Julu Road. Eine Webseite zu den Clubs gibt es im westlichen Internet nicht, man findet sie in chinesischen Apps. Der Bildungsunterschied zwischen der alten und der jungen Generation ist groß. Die Schulpflicht wurde erst 1982 beschlossen und flächendeckend erst 1986 eingeführt. Eine Berufsausbildung, wie man sie in Deutschland kennt, gab es für die Alten nicht. Die junge Generation geht heute für ihre Ausbildung zur Universität oder in Bildungseinrichtungen, die wir als Fachhochschule oder Berufsfachschule bezeichnen würden. Ein Ausbildungssystem wie in Deutschland soll eingeführt werden, damit weniger Leute studieren. Man befürchtet eine Akademikerschwemme. Man kann gespannt sein, wohin sich die chinesische Gesellschaft entwickelt. Was wird von dem Leben der Alten übrig bleiben? Wird es noch Brettspiele im Freien oder allabendliches Tanzen auf öffentlichen Plätzen geben? Im chinesischen TicToc gibt es mittlerweile Filme, in denen junge Chinesen die Lebensweise der Alten parodieren, indem sie sich ähnlich kleiden und das Verhalten der Alten nachahmen. Ist das eine Form von Respektlosigkeit? Eher nicht. In China haben die Alten ein hohes Ansehen seit Konfuzius. Der Respekt vor dem Alter ist ein gesellschaftlicher Konsens. Das chinesische Wort 老 (Lao) bedeutet nicht nur "alt", sondern auch "respektiert". Auch wenn die Alten weniger Bildung haben als die Jungen, ist doch jedem jungen Chinesen klar, dass die Möglichkeiten, die man als junger Mensch heutzutage hat, nur möglich sind, weil die letzten beiden Generationen das Land aufgebaut haben durch ununterbrochene Arbeit und Entbehrung. Das Wort "Urlaub" benutzen alte Chinesen so gut wie nie und Urlaub gemacht haben viele davon ihr ganzes Leben nicht. Junge Chinesen wollen hingegen die Welt kennen lernen und reisen. Das Land ist dynamisch und liebt Innovationen. Wenn man bedenkt, dass die allgemeine Schulpflicht noch keine 40 Jahre flächendeckend umgesetzt ist, fragt man sich, wohin die Reise geht. Wird es eine Richtung, die Japan und Korea schon eingeschlagen haben? Was wird aus der Tradition der Großfamilie, dem Leben auf dem Land, dem gemeinschaftlichen Miteinander? Vielleicht kann man sagen, dass der größte Unterschied zur westlichen Gesellschaft, nämlich das Denken und Leben in Gemeinschaft versus das Denken und Leben als Individuum geringer wird. Vielleicht tragen dazu moderne Medien wie das Internet bei. Der Individualismus nimmt in China zu. Häufig sieht man insbesondere in den Filialen moderner Kaffeeketten wie Starbucks oder Costa vereinzelte junge Menschen an ihren Laptops mit In Ear-Kopfhörern vor sich hin arbeiten und dabei Kaffee trinken. Alles das sind unfassbare, fast schon revolutionär anmutende Bilder in einer Gesellschaft, die auf Konfuzianismus und Kommunismus aufbaute, zwei gesellschaftlichen Richtungen, die die Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellen und daher vielleicht mehr Schnittmengen haben, als man sich das auf den ersten Blick vorstellen kann.

  • Wie kommt man in den Auslandsschuldienst?

    Am Anfang steht die Lust, etwas Neues zu machen, der Spaß an anderen Kulturen, das Interesse, deutsche Sprache und Kultur im Ausland zu vermitteln usw. Es gibt zwei staatliche Programme, die Lehrer ins Ausland entsenden: Auslandsdienstlehrkraft oder Landesprogrammlehrkraft. Den Unterschied erfährt man auf der Seite https://www.lehrer-weltweit.de/wege/auslandsdienstlehrkraft-adlk Im Ausland kann man entweder als Auslandsdienstlehrkraft an einer deutschen Schulen arbeiten oder als Landesprogrammlehrkraft an einer Schule des Gastlandes. Die deutschen Schulen sind wie ein Gymnasium hierzulande. Man erlebt sozusagen ein kleines Stück Deutschland irgendwoanders in der Welt. In den Schulen des Gastlandes ist man weit entfernt vom deutschen Schulsystem und erlebt dort, wie Schule in anderen Ländern funktioniert. Eine parallele Bewerbung für beide Verfahren ist möglich, wenn man noch unentschlossen ist. Die Bewerbung Im Folgenden werden detailliert die einzelnen Schritte durch die Verwaltung dargestellt. Diese Abläufe werden erst dann wichtig, wenn man sich entschieden hat, ins Ausland zu gehen, die Bwerbung bei der ZfA angenommen wurde und es konkret wird. Für Leser, die noch allgemeine Informationen suchen, bringt der folgende Blog-Beitrag wenig. Zuerst erläutert man seiner Schulleitung das Vorhaben und klopft ab, wie sie zu dem Thema steht. Ist die Schulleitung einverstanden, füllt man einen Personalbogen für Auslandsdienstlehrkräfte aus, der auf dem Dienstweg weitergeleitet wird. Hier der Link zum Personalbogen für Auslandsdienstlehrkräfte: https://www.auslandsschulwesen.de/Webs/ZfA/DE/Bewerbung/Lehrkraefte/ADLK/adlk_node.html Den Bewerbungsbogen für Landesprogrammlehrkräfte sucht man vergeblich im Internet (Stand 2020). Letztendlich musste ich persönlich Kontakt zur Bezirksregierung Düsseldorf aufnehmen und bekam dann die Unterlagen zugeschickt. Vermutlich kann die Zentralstelle für den Auslandsschuldienst die Ansprechpartner für andere Bundesländer nennen. Danach fordert die Behörde eine Beurteilung durch die Schulleitung an, was mit Unterrichtsbesuchen verbunden ist. Nachdem dies alles geschafft ist, folgt eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. In meinem Fall - ich hatte mich als Landesprogrammlehrkraft beworben - ging es zur Bezirksregierung Düsseldorf. Läuft das Gespräch gut, kann man am Ende gleich Wünsche für Länder angeben. Ob die erfüllt werden, hängt von der Anzahl der Bewerber ab, von den Bedarfen der verschiedenen Bundesländer usw. Danach heißt es abwarten, bis die Stellen zugeteilt werden. Sobald man Bescheid bekommt, wohin es geht, stellt man umgehend auf dem Dienstweg einen Antrag auf Beurlaubung bei der Bezirksregierung, für die man arbeitet. Die Formulierung für diesen Antrag schickte mir die Bezirksregierung in Düsseldorf zu. Das war also alles ziemlich einfach. Das Bewerbungsverfahren war damit abgeschlossen, ab dann lief die Uhr für Organisatorisches - und da ist viel zu tun. Beglaubigungen, Apostillen, Legalisierungen von Dokumenten Man beantragt - sobald man weiß, wohin es geht und man damit einverstanden ist - ein polizeiliches Führungszeugnis sowie Kopien der Examenszeugnisse. Diese Unterlagen braucht man später garantiert und die Ausstellung dauert Wochen. Die Beglaubigungen erfolgen in drei Schritten: 1.) Man beantragt eine Kopie des Examens bei dem Prüfungsamt, das die Prüfung abgenommen hat. (Keinesfalls selber mit seinem Examen zum Copy-Shop gehen und danach bei der Sparkasse oder ähnlichem beglaubigen lassen. Das ist nicht gültig!) Das Prüfungsamt sendet die beglaubigte Kopie zu. Bei der Beantragung des polizeilichen Führungszeugnisses beim Bürgerbüro seines Wohnortes muss man erwähnen, für welchen Zweck es benötigt wird. Dadurch wird es vom Bundesamt für Justiz mit dem notwendigem Stempel versehen, der im weiteren für die Apostille benötigt wird. 2.) Die beglaubigte Kopie und das Führungszeugnis schickt man an das Bundesverwaltungsamt in Köln, das eine Apostille erteilt. Nicht vergessen darf man den Antrag für die Ausstellung einer Apostille, den man auf der Seite des Bundesverwaltungsamtes findet und zusammen mit den Dokumenten schickt. 3.) Anschließend lässt man die Apostillen beim China-Visa-Service legalisieren (z.B. in Düsseldorf in der Pempelforter Straße). Auch dafür benötigt man ein Antragsformular, das man zusammen mit den Unterlagen einreicht. ACHTUNG: Wie gesagt: Das alles dauert Wochen! Und es kostet Geld. Man schickt alles per Einschreiben, jede Apostille kostet 25 Euro, jede Legalisierung 30 Euro, Führungszeugnis 13 Euro. Dienstpass: Nach einiger Zeit (es dauerte in meinem Fall fast zwei Monate) bekommt man von der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) die offizielle Bestätigung, dass man seinen Dienst im Ausland verrichten wird. Daraus geht hervor, dass man so schnell wie möglich einen Dienstpass beantragen muss. Das macht man beim Auswärtigen Amt in Bonn oder Berlin. Kontaktdaten dazu findet man in dem Schreiben der (ZfA). Beim Auswärtigen Amt gibt man seine biometrischen Daten ab, ein Passbild, das nicht älter als sechs Monate sein darf, und seine Unterschrift. Bis man den Dienstpass in den Händen hält, vergehen einige Wochen. Zusammen mit dem Dienstpass erhält man eine Verbalnote. Diese wird beim Antrag für das Visum genau so eingereicht wie der Dienstpass und sie ist genauso wichtig - denn ohne sie wird der Visumantrag gar nicht erst angenommen. Kontaktaufnahme mit der Auslandsschule und der deutschen Fachberatung vor Ort: Im dem Schreiben der Zentralstelle für Auslandsschulwesen erfährt man die Kontaktdaten der deutschen Fachberatung im Zielland, die man anschreiben sollte (das ist der/die Vorgesetzte, der/die in China für die deutschen Lehrkräfte und die Durchführung des Deutschen Sprachdiploms zuständig ist). Außerdem empfiehlt es sich, zur zukünftigen Schule Kontakt aufzunehmen. Die Schule benötigt einen Scan von den legalisierten Unterlagen (Examina, Promotion und Führungszeugnis) sowie die Dienstpassnummer für weitere Schritte in China, unter anderem für die Beantragung eines PU-Letters, der seit der der Coronakrise notwendig ist. Er wird vom chinesischen Innenministerium ausgestellt und ist eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt in Deutschland ein Visum beantragen zu können. Was die chinesischen Schulen darüberhinaus im einzelnen wollen, unterscheidet sich von Provinz zu Provinz. Manche wünschen ein Gesundheitszeugnis, andere nur die Einwilligung, dass man eine Gesundheitsuntersuchung macht, sobald man angekommen ist usw. Visumantrag Man braucht also für den Visumantrag drei Dinge: - Dienstpass - Verbalnote - PU-Letter Wie es weitergeht, liest du im nächsten Beitrag "Das Visum - ein weiterer Schritt".

  • Suzhou - im Mekka chinesischer Gartenkunst

    Nur eine halbe Stunde mit dem Zug von Schanghai entfernt liegt Suzhou, die Stadt der antiken chinesischen Gärten. Suzhou befindet sich südlich vom Unterlauf des Jangtse, die Gegend ist wasserreich und von Kanälen, Flüssen und Seen durchzogen, weshalb es dort sogenannte Wasserdörfer gibt, die Suzhou den Beinamen "Venedig des Ostens" eingebracht haben. Diese Wasserdörfer entsprechen unserem typischen Bild vom alten China, mit kleinen Rundbogenbrücken, die über schmale Kanäle führen, die sich zwischen Häusern entlang schlängeln. Auch der historische Kaiserkanal, jene 2500 Jahre alte, 1800 Kilometer lange Wasserstraße, die zum Weltkulturerbe gehört, zieht sich durch die Stadt. Dieser Kanal, der von Hangzhou nach Peking führt, war vor Jahrtausenden ein wirtschaftlicher und kultureller Impulsgeber für Ostchina und durch ihn gelangte Suzhou zu dem Wohlstand, der die Entstehung der Gärten ermöglichte. Außerdem war die Stadt das Zentrum der Seidenproduktion, wodurch zusätzlicher Reichtum entstand. Seide wurde in Europa mit Gold im Gewichtsverhältnis 1:1 aufgewogen. Heute ist Suzhou eine moderne Stadt mit High-Tech-Industrie und 10 Mio. Einwohnern. Der Gartenbau hat dort eine jahrtausendealte Tradition. Er begann schon im 6. Jahrhhundert vor Chr. Laut Aufzeichnungen der Stadt gab es 6 Gärten während der Zhou-Dynastie, 4 in der Han-Dynastie, 14 während der Phase der Nördlichen und Südlichen Dynastie, 7 in der Tang-Dynastie, 118 in der Song-Dynastie, 48 in der Yuan-Dynastie, 271 in der Ming-Dynastie und 130 in der Qing-Dynastie. Suzhou ist also im wahrsten Sinne des Wortes eine Gartenstadt. Während die europäische Gartenbaukunst erst ab der Renaissance in Italien Fahrt aufnahm, blicken die Chinesen auf 2500 Jahre Gartenbaugeschichte zurück. Allerdings sind die meisten der 60 Gärten, die heute noch in Suzhou existieren, relativ jung, sie stammen aus der Ming- und Qing-Zeit, also vom 14. Jahrhhundert europäischer Zeitrechnung bis zum Ende des Kaiserreichs 1912. Neun Gärten wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt: Der Garten des Verweilens Der Garten des Meisters der Netze Der Garten des bescheidenen Beamten Der Garten der dunkelgrünen Welle Das Huanxiu Berghaus Der Löwenwäldchen-Garten Der Garten der Kultivierung Der Garten des Paars Der Garten zur tiefen Besinnung Chinesische Gärten imitieren im Kleinen die Natur und ihre Erscheinungsformen, dazu gehören ruhiges Wasser, fallendes Wasser, fließendes Wasser, Inseln, Felsen, Hügel, Schluchten und Grotten. Sie sind Teile einer Komposition künstlich geschaffener Elemente zu einem harmonischen Ganzen und inszenieren die Ordnung der Welt im überschaubaren Mikrokosmos. Das Ziel der Gartengestaltung war die Darstellung der Harmonie der sogenannten Sieben Dinge: Himmel, Erde, Steine, Wasser, Gebäude, Wege und Pflanzen. Als achtes Element kommt der Mensch dazu. Die Gärten sind in Zonen eingeteilt, die alle natürlichen Bereiche und Jahreszeiten umfassen und durch Gewässer, Mauern oder Brücken und kleine Gebäude getrennt sind. Um Geister daran zu hindern, in die Gebäude einzudringen, gibt es besonders hohe Türschwellen, die von den Dämonen nicht überwunden werden können. Ebenfalls aus Gründen der Abwehr haben einige Brücken einen Zickzack-Verlauf. Geister können - und das weiß jedes Kind in China - nur geradeaus laufen und verlieren auf einer Zickzack-Brücke die Orientierung. Manche Mauern sind mit kreisrunden, sogenannten Mondtoren durchbrochen, Aussparungen ermöglichen Durchblicke in andere Gartenbereiche und lassen die dahinter liegende Szenerie  eingerahmt wirken wie ein Landschaftsgemälde. Gitterartige, aus Ton gebrannte Ornamente in Maueröffnungen lassen schön, gemusterte Schattenwürfe entstehen. Landschaftsmalereien oder Gedichte zieren die Mauern an überdachten, geschützten Stellen. In Europa sind Gartenbau, Architektur und Mode oft Errungenschaften des Hochadels, der zum Impulsgeber wurde, dessen Stil man kopierte. Die Gärten Chinas sind vielmehr kulturelle Leistungen der Beamten, die in China ein hohes Ansehen genossen. Sie waren elitär gebildet, mussten schwierige Ausbildungen und harte Prüfungen durchlaufen und verfügten über hohe Einkünfte. Nicht wenige Beamte lebten als Dichter, Lehrer oder Gärtner, nachdem sie sich aus der Politik zurückgezogen hatten. Einige von ihnen schufen somit einen Teil des heutigen Kulturerbes Chinas wie z.B. der berühmte Tao Yuanming, der in seinem Garten seine Lyrik verfasste. China wurde nicht von einer Kaste von Feudalherrschern regiert, die ihren Status durch Kriege erworben hatten, sondern von Gelehrten und einem Kaiser, der das Mandat hatte, die Harmonie zwischen Himmel und Erde zu wahren, dessen Aufgabe darin bestand, die Dinge im Gleichgewicht zu halten. Die Gärten spiegeln diese Ordnung des Kosmos wider, den Dreiklang von Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus, die sich allesamt in den Grenzregionen von Philosophie, Theologie, Sozialwesen und Wissenschaft bewegen. Der konfuzianische Kerngedanke ist: Wenn ich mich korrekt verhalte, ist die Familie in Harmonie, ist die Familie in Harmonie, ist es auch das Dorf, ist das Dorf in Harmonie, ist es auch die Provinz, ist die Provinz in Harmonie, ist es auch das Reich. Sind die Reiche in Harmonie, ist es auch der Kosmos. Dieses chinesische Denken spiegelt sich in allen Bereichen des antik-chinesischen Staates, in seiner Gesellschaft sowie in seinen Gärten wider. Was ideal klingt, ist natürlich auch Herausforderung und Anspruch an den einzelnen, der sich in das Wertesystem einfügt und es mitträgt. Bis heute ist davon noch viel in der Gesellschaft spürbar. Aber der wachsende Individualismus wird diesen Gesellschaftskonsens vermutlich irgendwann in die Geschichtsbücher verweisen. Die obigen Abbildungen entstanden im Garten des Meisters der Netze, im Garten des bescheidenen Beamten, im Löwenwäldchen-Garten und auf dem Tigerhügel. Die Gärten sind zu jeder Jahreszeit schön. Ich war im Winter dort, wenn die Natur schläft. Die Bäume haben dann keine Blätter, aber Kiefern und andere Nadelbäume können gerade in dieser Zeit ihre Wirkung entfalten. Im Winter wirkt alles minimalistisch und ist in Weiß- und Grautöne getaucht mit fast graphischer Schönheit. Jede Jahreszeit lohnt sich. Natürlich sind das frische Grün und die rosafarbenen und weißen Blüten der Pflaumen- und Kirschbäume im Frühling ganz besonders beglückend. Die Gärten des Bescheidenen Beamten und der Löwenwäldchen-Garten liegen in fußläufiger Entfernung nebeneinander. Da es dort dort noch ein Museum gibt, ist die Gegend touristisch erschlossen mit Souvenir- und Essgeschäften und es kann ziemlich voll werden. Am besten man besucht die Gärten nicht an Feiertagen, Wochenenden oder Ferien. Die wunderbare Atmosphäre kann sonst durch Menschenmassen erdrückt werden. Die anderen Gärten liegen weiter auseinander, Taxifahrten sind die einfachste Möglichkeit, um zu ihnen zu gelangen. Zum Garten des Meisters der Netze gelangt man mit der U-Bahn-Linie 4, aussteigen an der Station Lindunlu. Von dort läuft man zehn Minuten zum Eingang. Adresse: No.178 Northeast Road, Gusu District, Suzhou 215001 (苏州市姑苏区东北街178号) Eintritt: Sommer: 80 ¥, Winter 70 ¥, also ca. 10 Euro. Öffnungszeiten: 7:30 - 17:00, im Sommer abends eine halbe Stunde länger. Zum Garten des bescheidenen Beamten gelangt man mit der Metro 4, Station Beisita, dann sieben Minuten die Xibei Lu, die im weiteren Verlauf Dongbei Lu heißt, bis zum Eingang. Adresse: 178 Dongbei Street (江苏省苏州市姑苏区阔家头巷11号) Eintritt: Sommer: 80 ¥, Winter: 70 ¥, Öffnungszeiten: 7:30 - 17:00, im Sommer abends eine halbe Stunde länger.

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