Die Nanpu-Brücke liegt ganz in der Nähe meiner Unterkunft, ihre filigranen hochaufragenden Pylonen leuchten abends in der Ferne. Grund genug, mal dorthin zu spazieren. Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, dass man ans Flussufer gelangt. Aber da lag ich falsch, denn dort gibt es eine Promenade, die sich vom Weltausstellungsgelände bis zur Spitze von Pudong nach Lujiazui erstreckt, also dort, wo der Oriental Pearl Tower steht, eines der Wahrzeichen Schanghais. Also los, ein schöner langer Spaziergang lag vor mir.
Die Promenade ist abwechslungsreich und empfehlenswert - es gibt so viel zu sehen. Der immerwährende Schiffsverkehr auf dem Fluss, Radfahrer, Jogger, Familien, Leute, die zum Fotografieren herkommen, Leute, die sich fotografieren lassen, hübsche Cafés und Restaurants mit Blick auf den Fluss, Sportmöglichkeiten, Yachthäfen, ab und zu ein altes historisches Gebäude, offenbar in Privatbesitz, bei dem man sich fragt, wer darin wohnt. Die Grünanlagen sind gepflegt, die Blumenbeete üppig, modernen Granitskulpturen, ein alter Leuchtturm und alte Kaianlagen, die auf die Geschichte der Hafenstadt verweisen.
Mit der untergehenden Sonne im Rücken, die sich in den Hochhäusern spiegelt, kann man das Farbenspiel der beginnenden Dämmerung beobachten und irgendwann Punkt sechs Uhr wird die ganze Stadt illuminiert und zwar punktgenau mit dem ersten Sechs-Uhr-Glockenschlag des Custom Houses am Bund, jenem Haus mit dem Turm, dessen Uhr ein wenig an Big Ben erinnert und übrigens genauso markant klingt. Alle Lichter gehen dann gleichzeitig an und es beginnt das eigentliche Spektakel. Einige Yachten fahren erst jetzt raus - Dämmertörn vor der grandiosen Kulisse. An der Pudong-Spitze, dort wo der Binjiang Park liegt, herrscht Hochsommerabendatmosphäre. Alle sind bester Laune, genießen die Eindrücke, man ist umgeben von den gigantischen Hochhäusern. Am Ufer gegenüber, dem Bund, liegen die Kolonialbauten und es gibt zig Möglichkeiten unmittelbar am Wasser auf einer Restaurantterrasse bei einem Getränk oder Essen den Abend mit diesen Ausblicken zu genießen.
An der Nanpubrücke wirkt die Promenade noch wie ein altes Industriegebiet. Dort waren früher tatsächlich Werften. Je näher man der Stadt kommt, desto belebter und schöner wird die Promenade.
Alte Werftgebäude säumen den Fluss.
Auf dem Huangpu-Fluss ist immer was los.
Die Schiffe fahren mit geringem Abstand und manchmal in mehreren Reihen nebeneinander.
Aber der Huangpu-Fluss ist klein im Vergleich mit seinem Mündungsfluss, dem Yangste. Der fließt auch durch Schanghai. Ein paar Kilometer hinter dem Stadtzentrum mündet der Huangpu in ihn. Dort geht der Schiffsverkehr erst richtig ab. Von der Yangtse-Mündung bis nach Nanjing fahren die Schiffe aberwitzig dicht und es hat sich der hektischste Schiffahrtsknoten der Welt herausgebildet. Der Yangste ist die zentrale Arterie des phänomenalen chinesischen Wirtschaftsbooms.
Im Hintergrund das zweithöchste Gebäude der Welt, der Shanghai Tower, 632 Meter, 128 Etagen, 106 Aufzüge, Aussichtsplattform in 562 Metern Höhe.
Allerdings hat sich China aus dem Wettrennen um die höchsten Gebäude der Welt ausgeklinkt. Begründung: Es bringt nichts, es ist Verschwendung.
Nach sieben Kilometern angekommen an der Spitze von Pudong der Landzunge, um die sich der Huangpu windet, Lujiazui, wo sich die Restaurants, Biergärten und Cafés ballen.
Der Paulaner Biergarten liegt auch in Lujiazui, direkt an der Promenade mit Blick aufs Wasser. Brechend voll ist es hier mit Chinesen, die nicht für Bier mit Brezn, Wurstsalat oder Brotzeit herkommen, sondern für die die ganze Palette Schweinefleisch aufgefahren wird. Chinesen lieben Fleisch, auch Schweinefleisch, deshalb wird hier nicht gekleckert, sondern geklotzt.