Die wohl fernöstlichste Stadt Deutschlands ist Düsseldorf. Angefangen hatte alles mit den Japanern nach dem Zweiten Weltkrieg. Die kamen, weil die Schwerindustrie des benachbarten Ruhrgebiets eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau der Städte spielte.
Die ersten Unternehmen siedelten sich schon in den 50ern an: Okura, das Handelshaus Mitsubishi und die Bank of Tokyo.
Die Stadt Düsseldorf begann bald danach mit gezielter Akquise japanischer Unternehmen. 1978 wurde das Japan-Center an der Immermannstraße eröffnet. Die Idee, "Japan-Tage" zu veranstalten, entwickelte man bereits in den 60ern. Seit 2002 nehmen sie immer größere Dimensionen an und ziehen hunderttausende Gäste an. Den Abschluss davon bildet alljährlich das große japanische Feuerwerk.
Das Zentrum der japanischen Community befindet sich in der Immermannstraße. Zahlreiche europäische Headquarters haben sich hier niedergelassen.
Wer nach diesen Beschreibungen eine Art Chinatown wie in New York erwartet, wird total enttäuscht. Es gibt an der Immermannstraße und den Seitenstraßen keine asiatischen Straßenlampen, kein asiatisches Tor, das den Anfang des Viertels hervorhebt, allenfalls ein paar wenige japanische Straßenschilder, die man aber auch schnell übersieht .
Es sieht dort im Grunde aus wie überall in Düsseldorf, die Gebäude sind sogar langweiliger als in der Altstadt oder an der Königsallee, weil sie an der Peripherie der Innenstadt liegen. Aber alle Geschäfte und Restaurants in dieser Umgebung sind asiatisch und die Menge an Asiaten im Straßenbild ist auffällig höher als in anderen Stadtteilen und Städten.
Eigentlich ist der Anteil der Japaner mit nur circa 8400 Einwohnern relativ gering. Trotzdem ist Düsseldorf die wichtigste japanische Metropole auf dem europäischen Kontinent.
Die meisten Japaner kommen nicht für immer, sondern werden für ein paar Jahre von ihren Firmen abgesandt. In Düsseldorf finden sie eine gute Infrastruktur mit Kindergärten, Schulen, Freizeitmöglichkeiten usw. Man muss kein Deutsch lernen, um als Japaner in Deutschland leben zu können. Außerdem bleiben Japaner und andere Ostasiaten am liebsten unter sich.
Was hat das japanische Viertel mit China zu tun?
Mittlerweile gibt es immer mehr Chinesen und Koreaner, die ebenfalls in Düsseldorf leben und die japanische Infrastruktur nutzen und erweitern. Es gibt gut sortierte koreanische und chinesische Supermärkte wie "Tains", die sich von japanischen stark unterscheiden. Vereinzelt haben sich Bubble-Tee-Läden niedergelassen und die chinesischen Restaurants in Düsseldorf gelten als authentisch und haben nicht viel gemeinsam mit den üblichen Chinarestaurants in vielen mittelgroßen Städten.
Mittlerweile leben auch 4500 Chinesen in Düsseldorf. 1100 chinesische Unternehmen haben sich in Nordrhein-Westfalen niedergelassen, davon die Hälfte in der Landeshauptstadt, unter anderem die Handyhersteller OPPO, VIVO und Xiaomi, die in Deutschland noch relativ unbekannt sind, aber zu den größten Herstellern der Welt zählen. Sie wollen von Düsseldorf aus ihr Europageschäft ausbauen.
Nicht zu vernachlässigen ist die Nähe zum Duisburger Binnenhafen, an dem ein Teil der neuen chinesischen Seidenstraße endet, sowie viele Universitätspartnerschaften, bei denen Chinesen in Essen-Duisburg, Bochum usw. in Austauschprogrammen studieren.
Die chinesische und japanische Kultur haben vor allem auf junge Menschen eine starke Anziehungskraft. Matcha-Eis, Bubble-Tea, Manga-Comics sind aus Teilen der Jugendkultur nicht mehr wegzudenken. Bei den Bubble-Tea-Läden in Düsseldorf muss man gute 15 Minuten Wartezeit einplanen, wenn man sich in die Schlange davor zwischen den jugendlichen Kunden einreiht.
Typisches Matcha-Eis ...schmeckt nach Grüntee. Die schwarze Waffel obenauf ist gefärbt mit schwarzem Sesam. Seltsam, aber viele Chinesen würden dafür ein Vanilleeis stehen lassen.
Will man japanisch essen gehen, muss man die Öffnungszeiten beachten. Es gibt Mittagstisch, danach schließen die Restaurants und öffnen erst gegen Abend wieder.
Wenn man nicht darauf vorbereitet ist, läuft man nachmittags frustriert und suchend über die Immermannstraße. Man findet auch dann etwas, aber die Auswahl ist deutlich eingeschränkt.
Abends ab 18 Uhr kommt der nächste Frust: Alles reserviert! Dumm gelaufen. Da bleibt nur, dass man sich in die Schlangen vor den Restaurants einreiht und wartet. Das machen viele, manche Schlangen sind echt lang, aber trotzdem ist die Wartezeit erträglich. Manche Restaurants haben draußen Sitzbänke, damit man sich nicht die Beine in den Bauch steht. Im Winter haben sie sogar Schläuche unter den Bänken, aus denen warme Luft aufsteigt.
Die Warterei lohnt sich. Billig ist es nicht, aber man geht ja nicht täglich japanisch essen. Das gesamte Essen auf dem Foto unten kostete ungefähr 100 Euro. Es sieht mager aus, aber man wird satt.
Besser als in Düsseldorf kann man nirgendwo in Deutschland asiatisch essen gehen.