UMGEBUNGSENTDECKER
REISEEINDRÜCKE FÜR KUNST- UND GESCHICHTSINTERESSIERTE
Münster und das Münsterland
INHALT
- Der Prinzipalmarkt, Münsters gute Adresse
- Münster, die Stadt des Westfälischen Friedens
- Der Baumeister Johann Conrad Schlaun
- Das fürstbischöfliche Schloss
- Schlösser und Wasserburgen im Münsterland
Als der Dreißigjährige Krieg durch die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 in Münster beendet wurde, war dies ein Markstein in der europäischen Geschichte. Die zerstörerische Wucht und die Auswirkungen dieses Krieges auf die deutschen Lande und Mitteleuropa waren so groß wie kaum ein anderes Ereignis. Der Dreißigjährigen Krieg stellte eine Zeitenwende dar und zählt wahrscheinlich zu den Top 5 der wichtigsten Ereignisse der deutschen Geschichte. Im Rathaus von Münster kann der Ort, an dem der Westfälische Frieden beschlossen wurde, besichtigt werden.
Münster liegt mitten im Münsterland, einer Region zwischen Lippe, Teutoburger Wald, niedersächsischem Emsland, den Niederlanden und dem Kreis Wesel. Die Landschaft ist von Bauernhöfen, Pferdeweiden und Landwirtschaft geprägt, von Alleen und Rainhecken, von kleinen Kapellen an Hofeinfahrten und Wegkreuzen an Straßenrändern. Außerdem wurde diese Kulturlandschaft vom Adel gestaltet, der dort circa hundert Wasserschlösser hinterließ, die oft noch bis heute von den Adelsfamilien bewohnt werden. Einige Schlösser haben einen Museumstrakt, den man besichtigen kann, andere Schlösser öffnen ihre Pforten auf Anfrage und mitunter wird man vom Freiherrn oder Grafen persönlich durch die Räumlichkeiten geführt.
Münster
Los geht's in Münster. Wenn man mit dem Auto fährt, nähert man sich der Stadt am besten von Norden über die B 54. Die Bundesstraße führt schnurgerade auf die Stadt zu und während man durch Felder fährt, nähert sich die Stadtsilhouette mit ihren Kirchtürmen. Es gibt keinen Industrie-Speckgürtel, wenn man aus dieser Richtung kommt. Die Bebauung beginnt erst hinter dem Ortseingangsschild. Richtig historisch wird Münster allerdings erst im Zentrum. Man kann gut am Schlossplatz parken, wohin die Straße geradewegs führt oder, wenn man lieber weiter ins Zentrum hineinfahren möchte, gibt es etliche andere Parkmöglichkeiten. Oder man fährt gleich mit dem Zug.
Der Wochenmarkt in Münster
Münster gibt sich am Samstag besonders schön, dann ist Wochenmarkt.
Beeindruckend und groß ist der Markt und es geht ausschließlich ums Kulinarische, es gibt nur Lebensmittel und ein paar Blumenstände.
Glücklicherweise bleiben dem Besucher Stände mit Handtaschen, Bekleidung oder anderen Dingen erspart, wie sie sich bei vielen anderen Märkten am Rand eingeschlichen haben.
Das Angebot und die Konkurrenz unter den Händlern sind groß, die Auswahl gut, alles sieht aus wie gemalt. Manche Händler haben bei Münsteranern Kultstatus, zumindest lassen die langen Schlangen vor den Ständen darauf schließen.
Früher oder später kann man den köstlichen Verlockungen nicht widerstehen und landet an einem der Stehtische, um eine Kleinigkeiten zu essen. Von dort kann man das bunte Treiben beobachten. Um zwölf Uhr läuten die Glocken des Doms, am Nachbartisch unterhalten sich Universitätsangehörige mit internationalen Gästen, auf der Straße 'Michaelisplatz', die direkt vom Domplatz zum Prinzipalmarkt führt, wimmelt es von Menschen und Fahrradfahrern und ab und zu kämpft sich ein Bus im Schritttempo durch das Gewusel. Es ist eine geballte, aber angenehme Reizüberflutung - jeden Samstag aufs Neue.
Westfälische Küche
Wenn man thematisch schon bei Lebensmitteln ist, lohnt ein Blick auf die westfälische Küche. (Keine Lust auf regionale Gerichte? Klick hier. Dann geht's gleich weiter in die Stadt.)
Eins vorweg - westfälische Küche ist nicht jedermanns Sache: bodenständig und kräftig mit Zutaten wie Speck, Schweineblut oder Innereien. Aber früher sind die Leute davon auch nicht gestorben und immerhin wurde von einem Tier alles verwendet, was eine gewisse Nachhaltigkeit mit sich brachte.
Die weit über die Grenzen hinaus bekanntesten Spezialitäten sind Pumpernickel und westfälischer Schinken. Der Pumpernickel hat es sogar bis in die USA geschafft.
Welche warmen Gerichte gibt es?
In Kochbüchern und auf manchen Speisekarten findet man unter anderem Westfälisches Blindhuhn, Pfefferpotthast, Töttchen, Dicke Bohnen mit Speck, Pickert, Panhas, Potthucke, Pillekuchen, Grünkohl und als Nachtisch: Westfälische Quarkspeise.
Der Pfefferpotthast ist eigentlich eine Art Gulasch. Rindfleisch und Zwiebeln werden mit Nelken, Lorbeerblättern und Piment gekocht, danach erfolgt eine leicht säuerliche Abschmeckung mit Zitronensaft und Kapern. Gebunden wird es mit Semmelbröseln (vielleicht tut es auch Stärke, evtl. mit einem Schuss Sahne?). Nelken, Lorbeer und Piment geben dem Gericht eine leichte Note von Weihnachtsgewürzen.
Töttchen ist eine Art Ragout, das heutzutage aus Kalbfleisch hergestellt wird, also durchaus hochwertig, was es früher eher nicht war, da wurden sämtlich Innereien hineingeworfen und das Kalbfleisch kam vom Kalbskopf. Das Ganze wurde mit Zwiebeln und Zitronensaft zu einem säuerlichen Ragout gekocht. Im Münsterland gibt es das zum Frühschoppen bei Schützenfesten und es steht auf Speisekarten in Traditionslokalen.
Das Westfälische Blindhuhn ist ein Bohneneintopf mit Birnen, in den noch ein ordentliches Stück Speck geknallt wird.
Das Ganze wirkt wie eine Bohnensuppe, allerdings eine klare, nicht diese schlammartigen Gebilde wie Linsen- oder Erbseneintopf.
Der Pickert (ich kenne ihn nur als Kastenpickert) ist ein Hefeteig, in den geriebene Kartoffeln kommen, dann werden Rosinen untergerührt, alles kräftig mit Salz und Pfeffer würzen, das Ganze wird gebacken, bis es schön braun ist. Der abgekühlte Kuchen wird in dicke Scheiben geschnitten, die in der Pfanne mit Butter geröstet werden, darauf kommt Rübenkraut. Fertig.
Panhas erinnert ein bisschen an Blutwurst. Dafür wird Schweinefleisch (manchmal wird auch Rind zugesetzt) in Wurstbrühe gekocht, die von der Wurstherstellung übrig ist, gewürfelter Speck und gewürfelte Blutwurst kommen hinein, dazu Schweineblut, Pfeffer, Piment und Nelke und das Ganze wird mit Buchweizenmehl gebunden, bis es fest wird. Die Masse wird in eine Kastenform gedrückt, dann auskühlen lassen. Gegessen wird es als Aufschnitt oder in Scheiben geschnitten, gebraten und mit Sauerkraut und Kartoffeln, Apfel und angebratenen Zwiebeln serviert.
Pillekuchen wird aus gestifteten Kartoffeln hergestellt, die unter einen Pfannekuchenteig gerührt und anschließend langsam in der Pfanne gebraten werden. Nicht zu heiß, er braucht Zeit, bei zu starker Hitze wird er schwarz, bevor er gar ist. Oder man brät die rohen gestifteten Kartoffeln zuerst und gießt anschließen den Pfannekuchenteig darüber und brät dann von beiden Seiten, bis es knusprig ist. Dazu Endiviensalat.
Grünkohl, eigentlich bekannt für Niedersachsen, ist auch im Münsterland beliebt. Ein Blick auf die physische Landkarte zeigt, warum. Die Norddeutsche Tiefebene, in der der Grünkohl als regionale Spezialität zu finden ist (in Süddeutschland kennt man ihn kaum) setzt sich bis ins Münsterland fort und wird nur nordöstlich vom Teutoburger Wald und südlich vom Haarstrang begrenzt. Im Münsterland hat man so gut wie keine Erhebung mehr bis zur Nordsee und da Niedersachsen ohnehin gleich nebenan liegt, ist die Grünkohlgrenze eher in Nordrhein-Westfalen zu finden.
Die Aufzählung umfasst nur eine Auswahl und könnte noch beliebig fortgesetzt werden.
In Münster gibt es eine Reihe ziemlich guter, bodenständiger Restaurants wie z.B. Stuhlmacher, Kiepenkerl, Altes Gasthaus Leve, Töddenhoek, Drübbelken u.m.
Was trinkt man im Münsterland?
Traditionell wird Altbier getrunken, mittlerweile eher Pils, wichtige Spirituosen sind Steinhäger und Weizenkorn.