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UMGEBUNGSENTDECKER
Kölns romanische Kirchen
Die Kirchen in der Kölner Altstadt
Die bekannteste Kirche Kölns ist der Dom - ohne Zweifel.
Aber Köln ist auch die einzige Stadt der Welt, in der es zwölf große romanische Kirchen gibt. Dieses wertvolle Kulturerbe übersieht man als Besucher leicht, denn die Kirchen liegen selten im Zentrum des touristischen Geschehens. Um sie zu finden, muss man sich kundig machen, teils weite Wege zurücklegen, die öfters durch langweilige Viertel mit hässlicher Nachkriegsbebauung führen.
Aber es lohnt sich.
Bei meinen Erkundungstouren von Kirche zu Kirche habe ich auch in der Nähe liegende schöne Viertel mit Cafés und Restaurants aufgesucht. Bei einem strammen Besichtigungsprogramm rundet gutes Essen, Trinken und Relaxen in lebendigen Vierteln die ganze Sache ab und dabei lernt man Köln auch gleich besser kennen.

St. Cäcilien
Die zwölf großen romanischen Kirchen in der Kölner Altstadt.
Um die einzelnen Kirchen zu sehen, einfach auf deren Namen klicken.
CC BY-SA 4.0, Karte von SimplyMaps, bearbeitet
Kölns Altstadt besteht nicht nur aus ein paar Straßen zwischen der Fußgängerzone und dem Rhein, sondern der gesamte Bereich innerhalb der Ringe gehört dazu. Die Ringe (im Grunde ist es nur ein Ring, der aber ständig seinen Namen wechselt: Karolingerring, Sachsenring, Hohenzollernring usw.) verlaufen halbkreisförmig um die Altstadt, dort wo früher die mittelalterliche Stadtmauer stand. Große Teile der Altstadt sehen allerdings nicht nach Altstadt aus. Beim Wiederaufbau nach dem Krieg ist man in Köln ziemlich ruppig zur Sache gegangen.
Die Altstadt ist groß. Vom Severinstor, dem südlichsten der mittelalterlichen Tore, bis zum Eigelsteintor ganz im Norden läuft man gut 3,5 Kilometer und diese parallel zum Rhein verlaufende Strecke ist fast eine Gerade. Will man die Kirchen besuchen, muss man kreuz und quer durch die Stadt gehen, das sind weite Wege und an einem Tag kann man nicht alle zwölf Kirchen anschauen. Daher habe sie in drei Spaziergänge eingeteilt.
Kleiner Crashkurs in Sachen Romanik
Bevor es losgeht, noch ein paar Hintergrundinfos und Grundbegriffe zur Romanik. Wer keine Lust darauf hat, kann hier klicken, dann geht's direkt zum ersten Spaziergang.
Romanik - zeitliche Einordnung
Die Romanik als Kulturepoche lässt sich zeitlich zwischen 919 und 1254 abstecken. Sie wird noch einmal untergliedert in die Frühromanik, auch ottonischer Romanik genannt, der sich unter Kaiser Otto I. von 919 bis 1024 entwickelte. Danach folgte die salische Romanik von 1024 bis 1125 und schließlich die staufische Romanik von 1138 bis 1254.
Das Gebundene System
Der Grundriss einer romanischen Kirche hat idealerweise ein "Gebundenes System", bei dem alle Baukörper proportional aufeinander bezogen sind. Das Maß dieses Gebundenen Systems ist die Vierung (in der Skizze das "V"), der Kreuzungspunkt zwischen Mittelschiff (rot) und Querschiff (blau).
Das Mittelschiff wird von zwei Seitenschiffen (grün) flankiert. Das Querschiff verläuft orthogonal zum Langhaus.

Im obigen Beispiel ist die Vierung quadratisch. Dieses Quadrat entspricht im Grundriss nicht nur der Größe der Vierung, sondern auch der Größe der drei roten Joche im Mittelschiff. Die Abstände der Pfeiler oder Säulen orientieren sich ebenfalls an diesem Maß, im obigen Grundriss wird jedes Joch an seinen Ecken von vier Pfeilern getragen. Die Teile des Querhauses sowie der Chor entsprechen auch dem Vierungsquadrat und die beiden Seitenschiffe sind jeweils halb so breit wie dieses Quadrat. Die Gewölbe im Seitenschiff haben das Maß von einem Viertel der Vierung.
Das Mittelschiff einer Basilika wird von den beiden Seitenschiffen durch Säulen oder Pfeiler getrennt, die Rundbögen, sogenannte Arkadenbögen, tragen.
Unterschied Säule - Pfeiler



Säulen in romanischen Kirchen haben so gut wie immer ein Würfelkapitell. Das Würfelkapitell hat unten eine runde Auflagefläche auf der Säule und oben schließt es mit einer quadratischen Auflagefläche, dem Kämpfer, ab. An diese quadratische Fläche können die Rundbögen gut anschließen.

Halbsäulen werden vor eine Wand gesetzt oder wie im obigen Beispiel vor einen Pfeiler. Dieser Pfeiler hat an allen vier Seiten eine davor gesetzte Halbsäule. Die rechte Halbsäule führt im Mittelschiff bis zum Gewölbe, deshalb sieht man ihr Kapitell nicht.
Es gibt nicht nur Halbsäulen, sondern auch Halbpfeiler, sogenannte Pilaster. Die werden ebenfalls vor Wände gesetzt. Säulen und Pfeiler haben Kapitelle, dementsprechend haben auch Halbsäulen und Pilaster Kapitelle.
Ein Pilaster ohne Kapitell ist eine Lisene.
Die Decke einer romanischen Kirche kann sich je nach Entstehungszeit erheblich unterscheiden. Während in der Frühromanik Kirchenschiffe mit einer flachen Holzdecke ausgestattet waren, wurden später Tonnengewölbe aus Stein gebaut. Eine Weiterentwicklung entstand, als man zwei Tonnengewölbe sich kreuzen ließ. Daraus entwickelte sich das Kreuzgratgewölbe, eine Vorstufe zum gotischen Kreuzrippengewölbe.

romanisches Tonnengewölbe

Kreuzgratgewölbe, zwei Tonnen kreuzen sich, woraus die Grate entstehen, die sich diagonal kreuzen

Oben blickt man in das Mittelschiff einer Kirche mit Tonnengewölbe. Die Höhe des Schiffs ist ungewöhnlich für die Romanik. Im Dom zu Speyer findet man solch ein hohes Tonnengewölbe.
Vereinfacht gesagt, wurde die Architektur in jeder der drei Phasen (ottonisch, salisch, staufisch) feiner und stärker verziert. Während ottonische, also frühromanische Bauwerke zumeist noch recht archaisch wirken, nimmt die Menge an Baudetails in salischer und staufischer Zeit stetig zu. Zwerggalerien, Wandnischen, Rundbogenfriese, Lisenen gliedern in den späteren Phasen die Wände und Fassaden.

Friese und Simse gliedern eine Fassade horizontal. Der Unterschied: Ein Fries hat ein Muster, das sich rhythmisch wiederholt, im obigen Fall die kleinen Rundbögen, während ein Sims eine gerade Linie bildet.
Eine Lisene ist ein plastisch hervortretendes, eckiges Element, das eine Wand vertikal gliedert.

Salische Baukunst am Beispiel des Doms zu Speyer
Um die halbrunde Apsis verläuft oben eine Zwerggalerie, ein Gang mit vielen kleinen Säulen und Rundbögen. In der Wand des darüber aufragenden Langhauses gibt es fünf rundbogige Wandnischen. Über den Nischen verläuft ein Rundbogenfries unterhalb des Dachs. Weitere Rundbogenfriese finden sich bei beiden Türmen über den Rundbogenöffnungen.
Zwerggalerien findet man auch an Kölner Kirchen, z.B. bei den Konchen von Groß St. Martin, St. Aposteln und den Apsiden von St. Kunibert und St. Gereon. Diese Baudetails sind der späten Romanik zuzuordnen.

Die obige Abbildung zeigt den Wandaufriss eines Jochs, also eines Segments der Wand im Inneren eines Mittelschiffs. Von unten nach oben ist das Wandsegment in drei Zonen gegliedert. Unten die Arkadenbögen, durch die man das dahinter liegende Seitenschiff sehen kann. Die Rundbogenfenster, die in den Rundbögen der Arkadenzone zu sehen sind, liegen in der Wand des dahinterliegenden Seitenschiffs.
In der zweiten Zone befinden sich drei Triforien, jeweils drei kleine Rundbögen, die von zwei kleinen Säulen getragen werden. Die Empore mit den Triforien zeigt, dass dieser Wandaufriss zu einer spätromanischen Kirche gehört, denn diese Zone war in frühromanischen Kirchen meist ohne Architekturelemente, dafür aber mit Wandbildern bemalt.
Die oberste Zone des Wandaufrisses zeigt die Lichtgaden, eine Fensterzone mit weiteren Rundbogenfenstern.
Spaziergang 1 - Altstadt Mitte:
Groß St. Martin, St. Maria im Kapitol,
St. Georg, St. Pantaleon
Der erste Spaziergang führt zu Kirchen, die auf römischen Fundamenten errichtet wurden. Die römische Stadt hatte in etwa einen rechteckigen Grundriss und liegt zentral innerhalb der halbrunden mittelalterlichen Stadt.

ca. 550 Meter, ca. 7 Minuten
ca. 650 Meter, ca. 8 Minuten
ca. 350 Meter, ca. 5 Minuten
ca. 1 Kilometer, ca. 13 Minuten
Das antike, römische Köln ist auf der Karte hellrot umrandet. Es hatte einen fast rechteckigen Grundriss. Zwei gradlinige Hauptstraßen zogen sich durch Köln, eine von Westen nach Osten und eine von Norden nach Süden. Die heutige Hohe Straße und Hohe Pforte liegen genau auf der ehemaligen römischen Nord-Süd-Straße. Der Weg zu den ersten Romanischen Kirchen ist dunkelrot eingezeichnet.
Groß St. Martin